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Portobriefe nach Frankreich 1818 bis 1847 mit Stempeln "CPR"

In diesem Thread soll das Wirken der Preußischen Post nach dem Ende der Franzosenzeit ab 1813 bis zur Ausgabe der ersten Preußischen Briefmarken am 15.11.1858 dokumentiert werden.

Moderator: Rüdiger



Beiträge: 17406
In diesen Thread sollen Briefe aus Preußen nach Frankreich gezeigt werden.

Der französisch-preußische Postvertrag mit einer generellen Einteilung in 5 französische und 5 preußische Rayons von 1818 galt bis 1847. In diesem PV von 1818 war das gegenseitige Verkaufen der Briefpakete festgelegt worden. Die Briefe wurden - nach Rayons sortiert - mit der Gegenseite nach Gewicht verrechnet. Um die richtige Sortierung gewährleisten zu können, wurden die Rayon-Stempel eingeführt.

Den Anfang macht dieser am 03.05.1836 in BERLIN aufgegebene Brief nach Reims, in der Adresse "Rheims" geschrieben:

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Laut Brieftext enthielt dieser Brief einliegend einen auf die Gebrüder von Rothschild in Paris ausgestellten Wechsel über 2000 Francs.

Der Brief trägt vorderseitig oben links einen Einzeiler "CPR.4" = Correspondance Prussienne du Rayon (hier 4) vom Austauschpostamt Aachen - Givet/Frankreich. Givet ist eine französische Gemeinde in der Region Champagne-Ardenne an der Einmündung des Flusses Houille in die Maas.

Rayons sind im postalischen Sinn Gebührenzonen und die CPR-Stempel sind Gebührenverrechnungsstempel.

Ausgehend von Aachen und Saarbrücken wurden in Preußen 5 Zonen von Aachen bis Königsberg eingerichtet, wobei gilt, je größer die Zahl, desto größer die Entfernung.

Der preußische Gebührenanteil war in der "Ordonnance" vom 06.02.1818 für Givet sowie Forbach gleichlautend festgelegt mit folgenden Sätzen:

C.P.R.1. = 4 decimes
C.P.R.2. = 6 decimes
C.P.R.3. = 8 decimes
C.P.R.4. = 10 decimes
C.P.R.5. = 13 decimes

Bei diesem Beleg wird dieser Gebührenanteil dokumentiert durch den Stempel "10" links oben!

Der französische Portoanteil hing von der Entfernung des Bestimmungsortes von Aachen bzw. Forbach ab.

Für die Strecke von Aachen bis Reims galt eine Gebühr von 4 decimes, so daß dieser Brief mit insgesamt "14" decimes als Gebühr belegt wurde. An die damalige Schreibweise der Zahlen bei der französischen Post muß man sich als Neueinsteiger in dieses Gebiet erst einmal gewöhnen!

Ab 1839 gab es dann neue Poststempel für die französischen Austausch-Ämter in Form von Zweikreisstempeln mit Datum und Jahreszahl.

Die "CPR"-Stempel wurden ab 1849 abgelöst.

Liebe Grüße
Rüdiger

Beitrag Mi 24. Sep 2014, 22:36

Beiträge: 17406
Dieser am 22.06.1826 in MÜNSTER aufgegebene Brief wurde adressiert nach "Rixheim OberRhein Departement":

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Der Brief trägt vorderseitig einen Einzeiler "C.P.R.3." = Correspondance Prussienne du Rayon (hier 3) vom Austauschpostamt Forbach und rückseitig einen Ankunftsstempel vom 29.06.1826.

Forbach ist eine französische Stadt im Département Moselle in der Region Lothringen.

Rixheim (elsässisch Rixa) ist eine französische Stadt im Département Haut-Rhin = Oberrhein in der Region Elsass.

Als Gebühr wurde der preußische Anteil von 8 decimes für einen Beleg aus dem Rayon 3 sowie ein französischer Anteil von 5 decimes für die Strecke von Forbach nach Rixheim in Ansatz gebracht, insgesamt also "13" decimes.

Liebe Grüße
Rüdiger

Beitrag Mi 24. Sep 2014, 23:27

Beiträge: 17406
Dieser nach "Rheims" adressierte Brief wurde am 22.12.1824 in BROMBERG aufgegeben und dort mit einem Nierenstempel versehen:

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Es geht in diesem Brief um eine Champagnerbestellung.

Das Champagnerhaus wurde im Jahre 1776 im Reims durch die Herren Dubois, Vater & Sohn, gegründet. Sie verkaufen danach das Haus an Nicolas Schreider, dem Empfänger dieses Briefes sowie Onkel von Louis Roederer.

1827 beginnt Nicolas Schreider mit seinem Neffen zusammenzuarbeiten. Und sechs Jahre später erbt Louis Roederer das familiäre Champagnerhaus von seinem Onkel. Ab 1833 wird das Weingut dann „Champagne Louis Roederer“ genannt.

Rechts oben auf der Vorderseite wurde ein dreizeiliger Rahmenstempel in Schwarz "PRUSSE PAR GIVET" abgeschlagen. Links oben auf der Vorderseite wurde ein Einzeiler "CPR.5" in Rot abgeschlagen.

Als preußischer Gebührenanteil waren 13 Decimen für den fünften Rayon anzusetzen. Als französischer Gebührenanteil wurden hier "6" Decimen vermerkt. Der Gebührenanteil für einen einfachen Brief von Givet nach Reims betrug 4 Decimen. In diesem Falle wurde entsprechend der zweiten Gewichtsstufe das 1 1/2 fache dieser Gebühr erhoben. Insgesamt resultiert die ausgewiesene Gebühr von "19" Decimen.

Liebe Grüße
Rüdiger

Beitrag Do 25. Sep 2014, 14:39

Beiträge: 2537
Zu diesem sehr interessanten Thema fand ich mal diese ins Netz gestellte Arbeit von Prof. W. Bruns.

http://www.exponate-online.de/e_exponat.asp?a=1&e=121

Das ist ein Onlineexponat von "Das Exponatportal des BDPh e.V." (soll auch gleich Quellenangabe sein)

Liebe Grüße
Matthias


Beiträge: 17406
Hallo Matthias,

vielen Dank für den sehr interessanten Link!

Aus diesem Exponat kann man bei Bedarf Detailinformationen ziehen, um eigene Belege besser beschreiben zu können!
Ich habe meine ersten zwei Beiträge in diesem Thread Dank dieser Literaturstelle um die Erklärung der handschriftlich ausgewiesenen Porti ergänzen können.

Liebe Grüße
Rüdiger

Beitrag Fr 2. Jan 2015, 11:05

Beiträge: 17406
Dieser nach Bordeaux adressierte Brief wurde am 27.02.1830 in "THORN" im preußischen Rayon 5 = "CPR.5" aufgegeben. Links oben auf der Vorderseite wurde ein dreizeiliger Rahmenstempel in Rot "PRUSSE PAR GIVET" abgeschlagen. Links oben auf der Vorderseite wurde ein Einzeiler "CPR.5" in Rot abgeschlagen.


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Als Gebühr wurde der preußische Anteil von 13 decimes für einen Beleg aus dem Rayon 5 sowie ein französischer Anteil von 10 decimes für die Strecke von Givet nach Bordeaux in Ansatz gebracht, insgesamt also "23" decimes.

Liebe Grüße
Rüdiger


Beiträge: 17406
Dieser Brief wurde am 13.11.1845 in COELN aufgegeben.

Die nach Südfrankreich gerichtete Korrespondenz aus Westfalen sowie der Rheinprovinz war auf Kreuznach zu spedieren. Dort wurde der Stempel "CPR2" in Schwarz abgeschlagen.

Kreuznach war Austauschpostamt zu Strassburg, wo der Zweikreisstempel "2 PRUSSE 2 FORBACH" in Rot benutzt wurde, hier vom 14.11.1845:

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Rückseitig Zweikreisstempel in Schwarz "LYON" als Ankunftsstempel.

Bei diesem Brief wurden oben links "12" Decimen als preußischer Gebührenanteil ausgewiesen.

Der französische Gebührenanteil muß 13 Decimes betragen haben, wodurch die ausgewiesene Gesamtgebühr von "25" Decimen resultierte.

Liebe Grüße
Rüdiger


Beiträge: 17406
Dieser nach Reims adressierte Brief wurde am 02.04.1841 im preußischen Postamt "HAMBURG" aufgegeben:

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Der Beleg lief über Aachen zum "neuen" Austauschpostamt Saint Quentin, das eingerichtet wurde, nachdem die Eisenbahnlinie dort neu gebaut worden war.

Von französischer Seite erhielt dieses Postamt in Saint Quentin den Stempel "5 PRUSSE 5 GIVET".

Da Hamburg im dritten preußischen Rayon lag wurde der Stempel "CPR3" in Schwarz abgeschlagen.

Der preußische Gebührenanteil betrug wie rechts oben ausgewiesen "9" Decimen.

Hinzu kamen für die Strecke Saint Quentin bis Reims als französischer Gebührenanteil 4 Decimen, so daß die ausgewiesene Gesamtgebühr von "13" Centimen resultiert.

Liebe Grüße
Rüdiger


Beiträge: 17406
Dieser nach Bordeaux adressierte Brief wurde am 14.11.1835 in Stettin geschrieben und am 20.11.1835 beim preußischen Postamt in HAMBURG aufgegeben:

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Laut rückseitigem Ankunftsstempel kam der Beleg am 28.11.1835 an seinem Bestimmungsort Bordeaux an.

Der preußische Gebührenanteil für einen einfachen Brief aus dem dritten Rayon betrug 8 Decimes, der französische Gebührenanteil von Givet nach Bordeaux betrug für einen einfachen Brief 10 Decimes.

Somit resultiert als Gesamtgebühr für einen einfachen Brief 18 Decimes.

Hier wurden 27 Decimes erhoben, somit das 1 1/2 fache von 18 Decimes.

Somit muß dieser Brief 7,5 bis 10 Gramm gewogen haben und wurde dementsprechend in die dafür geltende Progressionsstufe des Eineinhalbfachen eines einfachen Briefes eingestuft.

Liebe Grüße
Rüdiger


Beiträge: 17406
Dieser Brief wurde am 14.04.1841 in Hamburg beim königlich preußischen Ober-Postamt aufgegeben.

Der Beleg wurde dann über die Thurn & Taxis'sche Post befördert und lief über Aachen, wo der preußische Rayonstempel "CPR3" abgeschlagen wurde, zum französischen Grenzpostamt Givet, wo er am 19.04.1841 den T&T entsprechenden Zweikreisstempel in Rot erhielt:

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Laut rückseitigem Zweikreisstempel kam dieser Brief am 21.04.1841 an seinem Bestimmungsort Bordeaux an.

Das Porto von "19" Decimen setzt sich zusammen aus 9 Decimen als Thurn & Taxis'scher Gebührenanteil für einen einfachen Brief plus 10 Decimen als französische Gebühr für einen einfachen Brief von Givet nach Bordeaux.

Liebe Grüße
Rüdiger

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