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Francobriefe nach Frankreich 1853 bis 1858

In diesem Thread soll das Wirken der Preußischen Post nach dem Ende der Franzosenzeit ab 1813 bis zur Ausgabe der ersten Preußischen Briefmarken am 15.11.1858 dokumentiert werden.

Moderator: Rüdiger



Beiträge: 17417
Bei Francobriefen zahlte der Absender das Porto bei Aufgabe des Briefes am Postschalter.

Die Berechnung des Portos gestaltete sich für einfache Briefe während der Zeit vom 01.07.1853 bis zum 30.06.1858 sehr übersichtlich und ist somit leicht nachvollziehbar.

Für die Strecke innerhalb Preußens betrug das Vereinsporto je nach Aufgabeort gemäß der mit Frankreich vereinbarten Einteilung in drei Rayons:

1 Silbergroschen für den ersten Rayon,
2 Silbergroschen für den zweiten Rayon oder aber
3 Silbergroschen für den dritten Rayon fällig.

Der Transit durch Belgien kostete laut Vereinbarung 20 Centimes pro 30 Gramm.
Daher wurden bei der Aufgabe 5 Centimes pro einfachem Brief berechnet.

Die Zustellung innerhalb Frankreichs kostete 25 Centimes für den einfachen Brief, wobei in Frankreich das Gewicht für den einfachen Brief auf 7,5 Gramm limitiert war, während Preußen ein Gewicht bis 1 Loth = 16 2/3 Gramm für den einfachen Brief akzeptierte.

Addiert man die 5 Centimes sowie die 25 Centimes so resultieren 30 Centimes, die bei einem Umrechnungskurs von 12 Centimes = 1 Silbergroschen pro Brief 2 1/2 Silbergroschen ausmachen.

Daher resultieren für einfache Francobriefe von Preußen nach Frankreich während der Zeit vom 01.07.1853 bis zum 30.06.1858.

3 1/2 Silbergroschen für den ersten Rayon,
4 1/2 Silbergroschen für den zweiten Rayon oder aber
5 1/2 Silbergroschen für den dritten Rayon

Solche Briefe sollen in diesem Thema gezeigt werden.

Liebe Grüße
Rüdiger


Beiträge: 17417
Dieser an die Gebrüder Rothschild in Paris adressierte Brief wurde am 20.12.1854 in "DEUTZ" aufgegeben:

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Deutz liegt bei Köln und somit im ersten Rayon, daher resultieren als Gesamtporto die in Rötel ausgewiesenen "3 1/2" Silbergroschen.

Der Brief durchlief am 22.12.1854 das Grenzpostamt Valenciennes, wo ein Zweikreisstempel in Rot abgeschlagen wurde.

Auf den Sachverhalt, dass es sich um einen bezahlten Francobrief handelt weist ein Stempel "P. D." in Rot hin, wobei das P. D. für Payé Destination = Bezahlt bis zum Bestimmungsort steht.

Rückseitig finden sich zwei Zweikreisstempel vom 22.12.1854, einmal "PARIS POSTE RESTANTE 1" sowie einmal "PARIS 1".

Hier noch einige Informationen zum Absender dieses Briefes, dem "HOTEL BELLE VUE":

Ehemaliges renommiertes Hotel „Erster Klasse“ am Deutzer Rheinufer, Ecke Deutzer Freiheit, neben Hotel Prinz Carl.

Aus einem Gebäude der Benediktinerabtei Deutz entstand zunächst im Rahmen der Säkularisation um 1807 das Hotel „Marienbildchen“ mit einer beliebten Rheinterrasse und 1833 dann das Hotel „Erster Klasse“ Belle-Vue“.

Wobei der Neubau bzw. die Erweiterung auf den Kirchplatz mit der Bedingung verknüpft war, dass der Bauherr, Franz-Josef Neuer, „ein Spritzenhaus für die Bedürfnisse der Gemeinde erbauen sollte“.

Nachdem die Bergisch-Märkische Eisenbahn ihre Strecke 1872 erst nach Deutz und dann 1884/6 weiter nach Kalk verlängerte, wurde das Hotel 1882 zum Bahnhofsgebäude umgebaut.

Liebe Grüße
Rüdiger


Beiträge: 17417
Dieser an die Gebrüder Rothschild in Paris adressierte Brief wurde am 15.08.1857 in "KREUZNACH" aufgegeben.

Als Folge des Ersten Pariser Friedens kam Kreuznach zum Königreich Preußen und gehörte vom 28.05.1815 an zur Provinz Großherzogtum Niederrhein (ab 1822 Rheinprovinz). Kreuznach wurde Grenzstadt zum Großherzogtum Hessen im Osten und zur bayerischen Pfalz im Süden in dem am 22.04.1816 neu gebildeten preußischen Regierungsbezirk Koblenz.

Kreuznach lag im zweiten Rayon, wodurch für einen Francobrief 4 1/2 Silbergroschen fällig wurden, wie bei diesem Beleg in Rötel vermerkt:

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Dieser Beleg durchlief das Grenzpostamt FORBACH, wo ein Zweikreisstempel in Rot abgeschlagen wurde.

Auf den Sachverhalt, dass es sich um einen bezahlten Francobrief handelt weist in diesem Falle ein Rahmenstempel "P. D." in Rot hin, wobei das P. D. für Payé Destination = Bezahlt bis zum Bestimmungsort steht.

Rückseitig finden sich zwei Zweikreisstempel, einmal "PARIS POSTE RESTANTE 1" vom 16.08.1857 sowie einmal "PARIS" vom 17.08.1857.

Liebe Grüße
Rüdiger


Beiträge: 17417
Dieser an die Gebrüder Rothschild in Paris adressierte Brief wurde am 23.02.1857 in "MAGDEBURG" aufgegeben.

Magdeburg lag im dritten Rayon, wodurch für einen Francobrief 5 1/2 Silbergroschen fällig wurden, wie bei diesem Beleg in Rötel vermerkt:

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Dieser Beleg durchlief das Grenzpostamt VALENCIENNES, wo am 25.02.1857 ein Zweikreisstempel in Rot abgeschlagen wurde.

Auf den Sachverhalt, dass es sich um einen bezahlten Francobrief handelt weist in diesem Falle ein Stempel "P. D." in Rot hin, wobei das P. D. für Payé Destination = Bezahlt bis zum Bestimmungsort steht.

Rückseitig finden sich drei Zweikreisstempel, einmal "PARIS POSTE RESTANTE" vom 25.02.1857, einmal "PARIS" vom 25.02.1857 sowie einmal "PARIS" vom 26.02.1857.

Liebe Grüße
Rüdiger


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