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Maschinenstempel Sofia

Moderatoren: Rüdiger, Kasper


Beitrag Sa 5. Nov 2016, 14:41

Beiträge: 14453
Dieser Maschinenstempel aus Sofia findet sich als Ankunftsstempel auf einem Brief aus dem Deutschen Reich nach Bulgarien

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Vielleicht kann mir jemand bezüglich der Übersetzung behilflich sein!???

Liebe Grüße
Rüdiger

Beitrag Mi 9. Nov 2016, 09:05

Beiträge: 188
Wohnort: Tönning

Lieber Rüdiger,
die Übersetzung des Textes im Stempel lautet.
"Kleben Sie die Marken an der oberen rechten Ecke auf, auf der Vorderseite"

Auf Bulgarisch klingt es so:
"Zalepvajte markite w gornija dessen ugul na licevata strana".

Bis bald
Kasper

Beitrag So 13. Nov 2016, 14:37

Beiträge: 14453
Hallo Kasper,

vielen Dank für die prompte Übersetzung, denn mein Bulgarisch ist nach wie vor eher spärlich!!!

Hier als Belohnung ein Zensurbrief aus dem Jahre 1942 mit diesem Maschinenstempel als Entwertungsstempel:

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Der Beleg durchlief die für Post aus Bulgarien zuständige Auslandsbriefprüfstelle Wien, wo er linksseitig geöffnet und nach erfolgter Prüfung mit einem neutralen Streifen der Briefverschlussvorrichtung, 20 mm breit, hellbraunes Papier, 45° diagonal geriffelt, Landsmann GV6.2verschlossen wurde, was ein Stempel der Briefverschlussvorrichtung in Rot dokumentiert, v-förmige Blätter, Landsmann GPB1.2, dokumentiert.

Interessant finde ich die Angabe "Bayerische Ostmark" in der Adresse, eine nach dem Ersten Weltkrieg eingeführte Bezeichnung für Niederbayern, Oberpfalz und Oberfranken, die namensgebend für den 1933 gebildeten NS-Gau "Bayerische Ostmark" wurde.

Der früh- und hochmittelalterliche Begriff der "Mark" als wehrhafter Grenzregion wurde im 19. Jahrhundert unter nationalistischen Vorzeichen wieder aufgegriffen und nach 1918 für das wirtschaftlich schwache Ostbayern verwendet, das man durch die neu gegründete Tschechoslowakei bedroht sah.

Der oberfränkische Gauleiter und Reichswalter des Nationalsozialistischen Deutschen Lehrerbundes (NSLB), Hans Schemm (1891-1935), konnte 1933 die Gründung des NS-Gaus "Bayerische Ostmark" durchsetzen.

Gauhauptstadt wurde Bayreuth, die gleichzeitig auch Sitz des NSLB war.

Schemm und die Gauleitung entfalteten in den folgenden Jahren große Initiativen, um das "Ostmarkbewusstsein" zu fördern (Ostmarklied, Ostmarkstraße, Ostmarkverlag).

1942 wurde der Gau, der infolge der NS-Eroberungspolitik nicht mehr im Grenzgebiet lag, in "Gau Bayreuth" umbenannt.

Nach 1945 verschwand der Kunstbegriff "Bayerische Ostmark" weitgehend.

Liebe Grüße
Rüdiger

Beitrag So 8. Jan 2017, 16:42

Beiträge: 14453
Dieser nach Sofia adressierte Brief wurde am 10.11.1939 in München frankiert mit 30 Pfennig aufgegeben:

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Das Porto für einen Brief bis 20 Gramm betrug 25 Pfennig, für weitere 20 Gramm wurden 15 Pfennig am zusätzlichem Porto fällig. Dieser Brief wurde von der Post nachgewogen und mit "37 gr" als für die erste Gewichtsstufe zu schwer befunden.

Somit stellte sich dieser Brief nunmehr um 10 Pfennig unterfrankiert heraus und er hätte eigentlich zur Ergänzung der Frankatur an den Absender zurück geleitet werden müssen, damit das zu ergänzende Fehlporto so für die Kasse der Post im Deutschen Reich gesichert worden wäre.

Statt dessen wurde dieser Beleg jedoch so behandelt wie es eigentlich nur bei Eilsendungen bzw. bei Sendungen ohne Absender vorgesehen war:

Mit einem Einkreistaxstempel "T" wurde auf die im Bestimmungsland, hier Bulgarien, zu erhebende Nachgebühr hingewiesen.

In Sofia kam der Beleg am 16.11.1939 an, was der rückseitige Maschinenstempel dokumentiert.

Die Erhebung des Fehlportos erfolgte in Sofia, ebenfalls am 16.11.1939, indem vorderseitig ein Postwertzeichen verklebt und per Tagesstempel entwertet wurde.

Liebe Grüße
Rüdiger


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