Kartenbriefe, fälschlich auch Faltbriefe genannt, waren eine vereinfachte Briefform, bestehend aus einer einmal, in einigen Ländern auch zweimal gebrochenen, zusammenfaltbaren Doppelkarte, deren Ränder, teilweise gummiert und rings durchlocht, beim Verschließen des Kartenbriefs aufeinandergeklebt und bei Öffnung abgerissen wurden.
Kartenbriefe dienten zur Übermittlung kürzerer Mitteilungen, die auf einer Postkarte wegen Raummangels nicht niedergeschrieben werden konnten oder von keinem andern als dem Empfänger gelesen werden sollten; sie unterlagen den Vorschriften und Gebühren für gewöhnliche Briefe.
Kartenbriefe wurden von dem Ungarn Dr. Karl Kohn, genannt Károly Akin, 1871 erfunden.
Sie wurden zuerst, ab 01.05.1879, in Frankreich bei der Pariser Rohrpost, 1882 in Belgien und 1886 in Österreich verwendet. In den folgenden Jahren kamen sie dann in den meisten anderen europäischen und in mehreren amerikanischen Staaten zum Einsatz.
Die Deutsche Reichspost schuf den Kartenbrief als neuen Versendungsgegenstand am 01.11.1897. Von den Postanstalten im Reichspostgebiet wurden bis zum Weltkrieg Vordrucke mit eingedruckten Wertzeichen (zu 10 Pf.) zum Nennwert verkauft.
Im Juni 1922 schaffte die Deutsche Reichspost die Kartenbriefe wegen zu geringen Absatzes wieder ab.
Hier ein am 17.05.1900 in Ostrau geschriebener Kartenbrief, der mit einem Bahnpoststempel "CHEMNITZ-RIESA-RÖDERAU ZUG 1433" entwertet wurde.
Am 18.05.1900 ging der Kartenbrief im Bestimmungsort METZ ein, was ein vorderseitig abgeschlagener Tagesstempel dokumentiert:
Von 1871 bis 1918 sowie in der Zeit des Nationalsozialismus von 1940 bis 1944 gehörte Metz zum Deutschen Reich.
1870 hatte im Deutsch-Französischen Krieg die Festung nach einer zweimonatigen Belagerung durch Friedrich Karl Nikolaus von Preußen kapituliert. Metz wurde Verwaltungssitz des neugeschaffenen Bezirks Lothringen innerhalb des Reichslandes Elsass-Lothringen mit der Hauptstadt Straßburg und zur stärksten Festungsstadt im Deutschen Reich ausgebaut.
Nach der Emigration eines Teils der Einwohner (die optants) nach Frankreich wurde das zuvor mehrheitlich französischsprachige Metz vor allem durch Stationierung von deutschen Beamten und Militärs vorübergehend mehrheitlich deutschsprachig. Die zugezogenen „Altdeutschen“ stellten 1895 etwa die Hälfte der Stadtbevölkerung. Bei der Volkszählung von 1900 gaben im Stadtkreis Metz 78 % Deutsch und 22 % Französisch als Muttersprache an. Im Landkreis Metz blieb die Stadt jedoch immer eine Sprachinsel ohne auch nur einen einzigen Korridor zum zusammenhängend deutschsprachigen Gebiet im Osten und Norden, so gaben hier 57,1 % Französisch und 42,9 % Deutsch als Muttersprache an.
Metz gehörte 1900 also zum Deutschen Reich, so daß für den Kartenbrief das Inlandsporto von 10 Pf galt:
Liebe Grüße
Rüdiger