Foren-Übersicht Fragen und Diskussion Postgeschichte Postlagernd = poste restante

Postlagernd = poste restante

Moderator: Rüdiger


Beitrag Sa 8. Aug 2015, 20:31

Beiträge: 14394
"Postlagernd" ist die deutsche Bezeichnung für den im internationalen Postverkehr gebräuchlichen Begriff „poste restante“.

Sie bezeichnet die Möglichkeit, Postsendungen an den Postempfänger nicht persönlich zuzustellen oder in seinen Hausbriefkasten einzulegen, sondern in einer Postfiliale zu lagern, bis sie vom Postempfänger abgeholt werden.

Die Aufbewahrungsfrist betrug seit 1900 bei Sendungen 14 Tage vom Tage nach dem Eintreffen gerechnet.

Hier ein solches Beispiel aus dem Jahre 1966:

IMG_0001 - Kopie.jpg
Diese am 07.11.1966 in Köln aufgegebene Postkarte wurde adressiert an "Herrn Jakob Winkel 3395 Bad Grund/Harz Postlagernd".

Die Sendung kam in Bad Grund dementsprechend am 08.11.1966 an und erhielt einen Stempel "22. NOV. 1966" der das Ende der 14tägigen Lagerfrist dokumentiert.

Innerhalb dieser Frist muß der Empfänger die Postkarte dann abgeholt haben, da weitere Postvermerke fehlen.

Liebe Grüße
Rüdiger

Beitrag Sa 8. Aug 2015, 20:33

Beiträge: 14394
Aus derselben Korrespondenz stammt diese am 13.11.1966 aufgegebene Postkarte mit entsprechendem Lagerstempel "28. NOV. 1966":

IMG_0001.jpg
Liebe Grüße
Rüdiger

Beitrag Sa 8. Aug 2015, 21:25

Beiträge: 14394
Hier ein dritter Beleg aus derselben Korrespondenz, aufgegeben am 27.10.1966, mit Lagerstempel "12. NOV." ohne Jahreszahl, mit nicht korrekt eingestellter "1":

IMG_0002 - Kopie.jpg
Dezent auf diesem Beleg vermerkt wurden die Lottozahlen der Ziehung vom 29.10.1966: "29 35 37 39 42 44" sowie die Zusatzzahl "6".

Liebe Grüße
Rüdiger

Beitrag Di 11. Aug 2015, 15:52

Beiträge: 310
Dezent auf diesem Beleg vermerkt wurden die Lottozahlen der Ziehung vom 29.10.1966: "29 35 37 39 42 44" sowie die Zusatzzahl "6".

Liebe Grüße
Rüdiger[/quote]


Hallo Rüdiger,

scheint mir so, dass die Ziehung der Lottozahlen - war immer im 1. ARD gegen 22:oo Uhr samstags auf einer anderen Unterlage
geschrieben wurde und sich dann auf die dadrunter liegende Postkarte noch etwas abgebildet hat. ;)
Jetzt wäre interessant, ob da noch ein Lottotreffer herausgekommen ist. :lol:


Die Person, die sich die Post am Schalter abgeholt hat, mußte sich ausweisen. War das die sog. Postlagerkarte? Hiervon ein
Beispiel habe ich leider nicht.

Gruß
LR/07/576/GL

Beitrag Di 8. Sep 2015, 19:08

Beiträge: 14394
Diesen sehr interessanten Beleg möchte ich Euch heute vorstellen:

IMG.jpg
IMG_0001.jpg
Es handet sich um einen Satzbrief mit den drei Werten Deutsches Reich MiNr. 573/5, die am 21.06.1935 erschienen. Am Ausgabetag waren diese drei Marken nur in Leipzig erhältlich! Am 23.06.1935 dann auch auf der Ostropa und erst am 24.06.1935 an allen Postämtern im Deutschen Reich.

Der Beleg dokumentiert somit den 24.06.1935 als erstem Verfügbarkeitstag dieser Marken am Postschalter in DUDENHOFEN in Hessen.

Das Porto für einen Brief im Fernverkehr betrug zu dieser Zeit 12 Pfennig, für Einschreiben waren weitere 30 Pfennig nötig. Somit wurde dieser Satzbrief um 1 Pfennig überfrankiert.

Als Adresse diente "Herrn Hermann Hölper Grünstadt (Rheinpfalz) postlagernd". Der Brief kam in Grünstadt am 25.06.1935 an, was rückseitig ein Ankunftsstempel dokumentiert.

Solche Sendungen mit Adressenangabe "postlagernd" wurden am angegebenen Bestimmungspostamt üblicherweise 14 Tage lang gelagert, damit der Adressat innerhalb dieser Frist die Sendung dort abholte.

Dieser Beleg wurde jedoch direkt weitergeleitet nach Heidelberg, wobei sich der Postbeamte bei der Monatsangabe verschrieb und eine "4" statt einer "6" vermerkte! In Heidelberg kam der Beleg laut rückseitigem Ankunftsstempel am 27.06.1935 an.

Und in Heidelberg wiederhote sich dieselbe Prozedur, wobei der Brief wiederum direkt am 28.06.1935 nach Darmstadt weitergeleitet wurde, wo er laut rückseitigem Ankunftsstempel am 28.06.1935 um "14-15" Uhr nachmittags ankam.

Meine einzige Erklärung ist, dass der Empfänger, mit hoher Wahrscheinlichkeit in beruflich Reisender in Sachen Karnevalartikel, einen Nachsendeantrag sowohl in Grünstadt als auch in Heidelberg gestellt haben mußte, um seine Post wie hier praktiziert direkt nachgeschickt zu bekommen.

Die Kombination "doppelte Weiterleitung postlagernder Sendungen" hatte ich bis heute jedenfalls noch nicht gesehen!

In Darmstadt dürfte der Empfänger den Beleg dann wohl am Postschalter abgeholt haben, denn weitere Postvermerke fehlen.

Liebe Grüße
Rüdiger

Beitrag Do 20. Mai 2021, 23:29

Beiträge: 14394
Hier diente eine Einzelfrankatur der Bund MiNr. 771 als Freimachung für einen Brief nach "Perugia" in Italien, der am 10.07.1973 portogerecht zum Inlandstarif von 40 Pfennig freigemacht wurde:

007 (3).jpg
In PERUGUA wurden als Postlagergebühr 40 Lire fällig, die am 18.07.1973 vom Empfänger dieses Briefes als Nachgebühr bezahlt werden mußten, als dieser die postlagernde Sendung abholte! Zur Bestätigung wurde eine Portomarke MiNr. 97 verklebt.

Liebe Grüße
Rüdiger

Beitrag Di 17. Okt 2023, 12:44

Beiträge: 14394
Diese beiden Postkarten mit eingedrucktem Postwertzeichen der Dauerserie Sehenswürdigkeiten, Ausgabe Berlin, wurden aufgegeben am 27.10.1991 um "00" Uhr in 1070 BERLIN 7 LUFTPOST-AMT (= Auslandspostamt Mühlenstr. 39/40):

0021.jpg
0022.jpg
Beide sind adressiert nach "6000-W-Frankfurt/M Flughafen", wo diese Sendungen noch am selben Tag ankamen, was ein Tagesstempel 6000 FRANKFURT AM MAIN 3 FLUGHAFEN 27.10.91-14 dokumentiert:

Liebe Grüße
Rüdiger


Zurück zu Fragen und Diskussion Postgeschichte

cron