Diesen sehr interessanten Beleg möchte ich Euch heute vorstellen:
Es handet sich um einen Satzbrief mit den drei Werten Deutsches Reich MiNr. 573/5, die am 21.06.1935 erschienen. Am Ausgabetag waren diese drei Marken nur in Leipzig erhältlich! Am 23.06.1935 dann auch auf der Ostropa und erst am 24.06.1935 an allen Postämtern im Deutschen Reich.
Der Beleg dokumentiert somit den 24.06.1935 als erstem Verfügbarkeitstag dieser Marken am Postschalter in DUDENHOFEN in Hessen.
Das Porto für einen Brief im Fernverkehr betrug zu dieser Zeit 12 Pfennig, für Einschreiben waren weitere 30 Pfennig nötig. Somit wurde dieser Satzbrief um 1 Pfennig überfrankiert.
Als Adresse diente "Herrn Hermann Hölper Grünstadt (Rheinpfalz) postlagernd". Der Brief kam in Grünstadt am 25.06.1935 an, was rückseitig ein Ankunftsstempel dokumentiert.
Solche Sendungen mit Adressenangabe "postlagernd" wurden am angegebenen Bestimmungspostamt üblicherweise 14 Tage lang gelagert, damit der Adressat innerhalb dieser Frist die Sendung dort abholte.
Dieser Beleg wurde jedoch direkt weitergeleitet nach Heidelberg, wobei sich der Postbeamte bei der Monatsangabe verschrieb und eine "4" statt einer "6" vermerkte! In Heidelberg kam der Beleg laut rückseitigem Ankunftsstempel am 27.06.1935 an.
Und in Heidelberg wiederhote sich dieselbe Prozedur, wobei der Brief wiederum direkt am 28.06.1935 nach Darmstadt weitergeleitet wurde, wo er laut rückseitigem Ankunftsstempel am 28.06.1935 um "14-15" Uhr nachmittags ankam.
Meine einzige Erklärung ist, dass der Empfänger, mit hoher Wahrscheinlichkeit in beruflich Reisender in Sachen Karnevalartikel, einen Nachsendeantrag sowohl in Grünstadt als auch in Heidelberg gestellt haben mußte, um seine Post wie hier praktiziert direkt nachgeschickt zu bekommen.
Die Kombination "doppelte Weiterleitung postlagernder Sendungen" hatte ich bis heute jedenfalls noch nicht gesehen!
In Darmstadt dürfte der Empfänger den Beleg dann wohl am Postschalter abgeholt haben, denn weitere Postvermerke fehlen.
Liebe Grüße
Rüdiger