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Druckerzeugnisse für das Posttechnische Zentralamt (PTZ)

Moderator: Rüdiger



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Das PTZ hatte die Aufgabe, den Postdienst durch zentrale Auswertung praktischer Erfahrungen und wissenschaftlicher Erkenntnisse auf höchstmögliche Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit zu bringen. Es hat im Allgemeinen alle außerhalb des eigentlichen Geschäftskreises des Bundespostministeriums liegenden überbezirklichen Aufgaben, die zentral zu regeln waren und nicht in den Geschäftsbereich des Fernmeldetechnisches Zentralamtes oder der Versorgungsanstalt der Deutschen Bundespost gefallen sind, also Aufgaben der allgemeinen Verwaltung, des Postwesens, der Kraftfahr- und Maschinenwesens sowie des Haushalts-, Kassen- und Rechnungswesens zu behandeln und durch eigene Entwicklungen die praktische Tätigkeit zu fördern, das Beschaffungswesen zusammenzufassen und die Oberpostdirektionen zu beraten. Dem PTZ oblag danach im Besonderen folgende Aufgaben:


Betriebs- und arbeitswissenschaftliche sowie technische Untersuchungen

technische und wirtschaftliche Prüfungen von Verbesserungsmöglichkeiten und Erfindungen

Entwicklungs-, Gestaltungs-, Typisierungs- und Normungsarbeiten einschließlich der Mitarbeit im Deutschen Normausschuss und im Ausschuss für wirtschaftliche Verwaltung (AWV)

Mitwirkung bei betrieblichen und technischen Planungen

Pflege des Erfahrungsaustausches in den einzelnen Dienstzweigen

Durchführung und Auswertung der Betriebs- und Selbstkostenrechnung sowie der Statistik der Deutschen Bundespost

Entwerfen von Arbeitsverfahren, Vorschriften, Dienstanweisungen sowie Herausgabe von Postleitbehelfen

Mitwirkung im Ausbildungs- und Prüfungswesen (Post)

Maßnahmen zur Lenkung des Kraftwagen-Werkstättenwesens, der Kfz-Erhaltung und Betriebsmittelwirtschaft
Beschaffung von Bahnpostwagen, Kraftfahrzeugen, Maschinen, Geräten, Geschäftsbedürfnissen, Druckwerken usw. im Rahmen der Zuständigkeitsübersicht für das Beschaffungswesen der Deutschen Bundespost ZÜB – Postbedarf

Maßnahmen der Preis- und Güteprüfung

Preisvereinbarungen sowie Aufstellen von Vertrags- und technischen Lieferbedingungen.


Seit dem Ende der 1950er Jahre experimentierte man im PTZ an Möglichkeiten zur maschinellen Briefaufstellung. Damit sollte die maschinelle Stempelung und Sortierung ermöglicht werden. Am meisten Erfolg versprach die Variante, die Briefmarken mit lumineszierenden Stoffen zu versehen. Nach Labortests wurden auf Antrieb des PTZ auch entsprechende Briefmarken, die von den sonst üblichen Ausgaben nur unter ultraviolettem Licht zu unterscheiden sind, für den Verkauf an die Bevölkerung hergestellt und ab 1. August 1960 bei Postämtern im Raum Darmstadt verkauft. Die Ergebnisse wurden in Zusammenarbeit mit der Industrie so verbessert, dass ab Mitte der 1960er für westdeutsche Briefmarken ausschließlich Briefmarkenpapier mit fluoreszierenden Eigenschaften verwendet wurde.

(Quelle: wikipedia)

Die von der Bundesdruckerei für Testzwecke gelieferten Briefmarken wurden zur Verhinderung von Missbrauch mit einem blauviolettem Handstempel "entwertet" oder "wertlos" versehen. Eine Prüfung dieser Stempel auf ** Einzelmarken ist derzeit nicht möglich!

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Es gibt jedoch auch Handstempelaufdrucke, deren Echtheit eindeutig bestimmbar ist.

So wurde der 40-Pfg.-Wert Heuss II in geänderter Farbe (schwärzlichblau) nur für diese Versuchszwecke gedruckt.

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Der Maschinenstempel Darmstadt 2 xy wurde lediglich auf dem Gelände des PTZ intern verwendet.

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Die Versuchsbriefe sind keine echt gelaufenen Poststücke, sondern Erprobungsmaterial, das nach Erfüllung seines Zweckes dem Altpapier zugeführt werden sollte. Als Briefinhalt wurden nicht mehr genutzte Formblätter der Bundespost benutzt, hier z. B. ein Kontoauszug des Postscheckamtes Hannover.

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Auch Marken der Ausgabe "Bedeutende Deutsche" kamen intern im PTZ zur Verwendung.

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Die verwendete Papierqualität der Umschläge ist recht schlecht, daher sind Verfärbungen in den Randbereichen üblich.

Auch Ganzsachen wurden mit einem Handstempel entwertet, bei ungebrauchten Stücken gilt, wie bei den Einzelmarken, nicht prüfbar.

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Eine Testkarte ohne den Stempel "entwertet" wurde in einem Vermerk im MICHEL-Katalog mit folgendem Text aufgenommen:
Von P80 gibt es Versuchsmuster für Probeläufe der Stempelautomaten. .... Diese sind unten durch Rändeln bzw. Klebestreifen /grün) zusammengefasst worden.

Auch hier wurde der Stempel Darmstadt 2xy verwendet.

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Immer wieder tritt die Frage auf, ob es auch andere Werte neben der bekannten Serie "Heuss lumogen" (5, 7, 10, 15, 20, 25, 30 und 40 Pfg.) gibt. Meistens wird diese Frage gestellt, wenn die Marken weiss leuchten. Alle diese Fragestellungen werden mit abenteuerlichen Abbildungen untermauert.
:!: Das Lumogenpapier leuchtet unter der Prüflampe immer gelblich, niemals weiß!
Die Marken der Fragesteller haben immer eines gemeinsam: Sie sind gestempelt.
Beim Abweichen der Marken dringt optischer Aufheller von der Papierunterlage, teilweise auch von anderen Briefstücken in das Papier ein, die Marken leuchten dann weiß. Auch das propagierte Hilfsmittel, "Spüli" verändert die Marke.

Es gibt aber tatsächlich auch andere fluoreszierende Werte,
bei Heuss I die Werte zu 2, 4, 5, 6, 7, 8, 10, 15, 20, 25, 30 und 40 Pfg.
Diese Marken sind im Michel-Spezialkatalog mit dem Zusatz "z" (z.B. 177z) katalogisiert.
Im Jahre 1958 wurden Versuche mit Lumogen UV gelborange ganzflächig über, unter oder in der Druckfarbe unternommen. Vom posttechnischen Zentralamt wurden obige Werte bestätigt.

Hier nun 2 Testkarten des PTZ Darmstadt
Die Marken wurden auf Blanko-Postkarten geklebt und erhielten beim Versuchslauf eine Kodierung sowie einen Numeratorstempel.
Die Marken wurden nie entwertet, daher sind gestempelte Marken dieser Versuchsserien nicht denkbar.

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Weiter oben habe ich geschrieben:
Der Maschinenstempel Darmstadt 2 xy wurde lediglich auf dem Gelände des PTZ intern verwendet.


Während der Briefmarkenausstellung "Der Brief im Wandel der Zeiten" in Nürnberg vom 31.8.1961 zeigte die Bundespost in einer Sonderschau Modelle von Elektronik-Briefverteilanlagen.
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In einem dort aufgestellten Briefkasten konnten Briefe und Karten eingeworfen werden. Diese wurden dann nach Darmstadt gebracht und erhielten dort den auf diesem Versuchsbrief befindlichen Versuchsmaschinenstempel "Darmstadt xy" vom 31.8.1961.

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Dieser so genannte Ausstellungs-FDC ist im Michel-Spezialkatalog bewertet, er hatte lediglich eine Auflage von 1000 Stück.
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In Ergänzung zu den im 1. Artikel gezeigten Marken mit "entwertet"-Handstempel konnte ich aktuell eine Einheit des 20-Pfg-Wertes erwerben. Hier kann man auch gut erkennen, warum diese Handstempelaufdrucke nicht prüfbar sind, zum einen sind diese Aufdrucke im Winkel nie identisch (ist ja auch Handarbeit), zum anderen wurde der Stempel auch nicht nach jeder Marke neu eingefärbt, so das der Aufdruck in der Farbintensität von Marke zu Marke abweicht.

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Gruß Rainer
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"Die Versuchsbriefe sind keine echt gelaufenen Poststücke, sondern Erprobungsmaterial, das nach Erfüllung seines Zweckes dem Altpapier zugeführt werden sollte." hatte ich weiter oben im Zusammenhang mit den Marken mit "Entwertet"-Stempeln schon einmal geschrieben.
Aktuell konnte ich einen weiteren Beleg "Altpapier" erwerben, hier wurde lediglich fluoreszierende Farbe in Markengröße auf dem Umschlag aufgebracht. Der Umschlag trägt den üblichen Maschinenstempel "Darmstadt xy" vom 12.10.1960.

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Gruß Rainer


Zuletzt als neu markiert von Rainer am So 27. Dez 2015, 21:39.
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