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Mischsendungen

Moderator: Rüdiger


Beitrag Do 26. Sep 2013, 22:31

Beiträge: 14458
Heute möchte ich Euch die relativ selten einmal zu findende Sendungsart "Mischsendung" näherbringen:

Als Mischsendungen waren bei der Deutschen Reichspost zusammengepackte Drucksachen, Geschäftspapiere und Warenproben zugelassen.

Für sie bestand Freimachungszwang, das Höchstgewicht betrug 500 g, die Mindestmaße entsprachen denen der Drucksachen.

Das Zusammenpacken von Drucksachen und Warenproben wurde zum 05.01.1867 gestattet, da die Gebühren für beide Sendungsarten gleich waren. Der 05.01.1867 ist somit der Ersttag der Sendungsart "Mischsendung".

1872 gab es unterschiedliche Höchstgewichte, Drucksachen 500 g, Warenproben 250 g, was dazu führte, das der Anteil der Warenproben in Mischsendungen auch nur 250 g wiegen durfte.

Mit der Einführung der Sendungsart Geschäftspapiere durften auch diese in Mischsendungen enthalten sein, das Höchstgewicht war nun 1 kg.

1917 dürfen auch Blindenschriftsendungen mit eingepackt werden.

Mit der Einführung des Päckchens zu 2 kg wird das Höchstgewicht von Mischsendungen auf 500 g gesenkt.

Mit dem 30.06.1954 endete die Geschichte der Sendungsart Mischsendung.

Hier eine Mischsendung per Nachnahme vom 11.01.1939, gelaufen von Dresden nach Hamburg und portogerecht freigemacht als Mischfrankatur:

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Liebe Grüße
Rüdiger

Beitrag Fr 27. Sep 2013, 11:33

Beiträge: 310
@Rüdiger, vielen Dank für diesen klasse Beitrag. :D

So ein Brief ist sicherlich selten zu finden? :?: Mußte der Absender das Wort Mischsendung
vorne schreiben? Oder hat dies wie hier bei der Nachnahme der Schalterbeamte daneben
gesetzt?
Gab es vielleicht auch spezielle Stempel Mischsendung? Bei Päckchen kann ich mich erinnern,
gab es so was bei der Post.
Waren Mischsendungen nur im Inland zugelassen? Oder gar auch ins benachbarte Ausland?
Vielleicht nach Österreich oder in die Tschechoslowakei?

Da heißt es jetzt dranbleiben. Wer weiß hierzu mehr? :idea:

O7/LR/576/GL

Beitrag Fr 4. Okt 2013, 18:58

Beiträge: 14458
Hallo O7/LR/576/GL,

bei dem zuvor gezeigten Beleg hat nicht etwa der Schalterbeamte "Mischsendung" geschrieben, sondern der Absender, denn wer in den Genuß des günstigeren Portos kommen wollte, der mußte die Sendungsart vermerken!

Es gab auch Stempel "Mischsendung", ich vermute aber nicht bei der Post, sondern bei Absendern mit hohem Aufkommen an Sendungen dieser Sendungsart.

Mischsendungen gab es nicht nur im Inland, sondern auch aus dem Deutschen Reich ins Ausland!

Und sogar in benachbarten Ländern gab es diese Sendungsart!

Dieser Beleg vom 20.04.1939 aus Eupen in Belgien lief als Mischsendung nach Medemblik in Holland und bekam einen Stempel "Mischsendung" in Rot verpaßt:

IMG - Kopie.jpg
Liebe Grüße
Rüdiger

Beitrag Sa 12. Okt 2013, 13:38

Beiträge: 14458
Auch in Österreich gab es die Sendungsart "Mischsendung", gemäß Eindruck in diesem Umschlag "laut § 61 P. O.":

IMG_0003 - Kopie.jpg
Das "P. O." dürfte wohl für Postordnung stehen. Leider liegen mir bisher aber weder Informationen zu dieser im Allgemeinen wie im Besonderen zum darin enthaltenen "§ 61" vor. Die Freimachung erfolgte am 27.01.1937 per Absenderfreistempel der Wertstufe 20 Groschen.

Zum Absender konnte ich aber immerhin einige interessante Informationen ausfindig machen:

Franck-Fabrik
Franckstraße 4, Linz

1879 wurde als erste Auslandsgründung der Zichorien-Kaffeesurrogat-Fabrik Heinrich Franck Söhne bei Ludwigsburg die Produktion nach Linz verlegt. Zwischen 1885 und 1908 wurden von Baumeister Michael Lettmayr sieben Produktions- und Lagergebäude errichtet. Das "FF", das eigentlich für "Franck-Fabrik" steht, wurde vom Volksmund schnell in "Feigenkaffee-Franck" umgedeutet. Der Familienbetrieb wurde 1926 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. 1944 fusionierte Franck mit dem Malzkaffeekonzern Kathreiner. Die ältere Linzer Feigenkaffeefabrik Titze wurde 1971 eingegliedert, Franck selbst jedoch schon zwei Jahre später vom multinationalen Nestlé-Konzern übernommen.

Das dreigeschossige, 22achsige Verwaltungsgebäude mit leicht vorspringendem achtachsigen Mittelrisalit entstand 1894 / 95, ein viertes Geschoss wurde 1906 errichtet. Es blieb im Gegensatz zu den weitgehende umgebauten Fabriksobjekten im wesentlichen im Originalzustand erhalten:

1Franckstraße 4.jpg
Quelle: Österreichische Kunsttopographie, Band LV Die profanen Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Linz, III. Teil. Herausgegeben vom Bundesdenkmalamt, Abteilung für Inventarisation und Denkmalforschung.

Beitrag Mi 30. Okt 2013, 22:18

Beiträge: 14458
Mit dieser leider nur mehr sehr schlecht erhaltenen Mischsendung wurden in einem kleinen Karton am 08.12.1926 ein Stück Seife sowie ein Kalender für 1927, wohl als Weihnachtsgeschenk gedacht, verschickt:

IMG_0009 - Kopie.jpg
Liebe Grüße
Rüdiger


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