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BATHYSCAPH von Auguste Piccard

Moderator: Rüdiger


Beitrag Mo 18. Jan 2016, 00:00

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Das Wort BATHYSCAPH für Tiefsee-U-Boot wurde von Auguste Piccard geprägt, wobei er sich der griechischen Wörter bathos („Tiefe“) und skaphos („Schiff“) bediente.

Die Europamarke 1983 der Wertstufe zu 500 Lire aus San Marino zeigt ein solches BATHYSCAPH:

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Das Konzept des BATHYSCAPH entwickelte der Schweizer Physiker Auguste Piccard während der 1930er Jahre.

Piccard hatte zuvor eine Druckkapsel erfunden, mit der er 1931 unter einem Ballon bis auf 15.785 Meter Höhe aufstieg und am 18. August 1932 mit einem Ballon gar auf 16.940 Meter in die Stratosphäre vordrang.

Die Druckkapsel und der Ballon waren nach der fördernden belgischen Gesellschaft benannt, FNRS-1 nach „Fonds National de la Recherche Scientifique“. Durch die Anwendung des Prinzips des Stratosphärenballons auf die Tiefen des Ozeans entstand das BATHYSCAPH, die FNRS-2, welche ab 1946 gebaut und 1948 erprobt wurde.

1953 tauchte er erstmals mit einem BATHYSCAPH, der TRIESTE, einer Weiterentwicklung des Vorläufers FNRS-2, vor der Mittelmeerinsel Ponza in eine Tiefe von 3150 Meter hinunter; das Tauchboot hielt dabei einem Wasserdruck von bis zu 420 bar stand, was etwa dem 400fachen des Luftdrucks entspricht.

Einen weiteren Tiefenrekord stellte der französische BATHYSCAPH FNRS-3 im Februar 1954 auf und erreichte in der Nähe von Dakar 4050 m, was die TRIESTE 1959 im Pazifik übertraf.

Am 23. Januar 1960 schließlich tauchte die TRIESTE auf die bis 2012 (Deepsea Challenger) gültige Rekordtiefe von 10.740 oder je nach Messung 10.916 Meter, an einer Stelle am Grund des Marianengrabens, dem Challengertief, hinunter. Hier widerstand das Tiefseetauchboot einem Druck von 1170 bar, dem 1155-fachen des mittleren Luftdruckes in Meereshöhe.

Nach diesen Rekordfahrten führten die damaligen BATHYSCAPHEN vor allem wissenschaftliche Expeditionen zur Erforschung des Meeresbodens und tiefer Wasserschichten durch.

Daneben wurden derartige Fahrzeuge immer an der Suche nach gesunkenen U-Booten beteiligt, erstmals 1963, als die TRIESTE das Wrack des amerikanischen Atom-U-Bootes USS THRESHER untersuchte.

Auch die französische ARCHIMÈDE wurde 1968 und 1970 zur Suche nach den im Mittelmeer gesunkenen U-Booten EURYDICE und MINERVE (beides Einheiten der DAPHNÉ-Klasse) eingesetzt.

1970 führte dieses Fahrzeug sogar eine Bergung des unbemannt havarierten Tauchbootes CYANA durch, indem durch einen Manipulator der Notballast abgetrennt wurde. Bis 1980 wurden alle BATHYSCAPHEN außer Dienst gestellt, zuletzt die TRIESTE II.

Liebe Grüße
Rüdiger

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