Das Ingolstädter Kreuztor entstand als drittes Stadttor im Zuge der Neuanlage des zweiten Stadtmauerringes im 14./15. Jahrhundert und hat neben dem ersten Feldkirchener Tor den Abbruch aller anderen Stadttore überstanden, wie dieses Foto aus Wikipedia zeigt:
Der Bau von Stadtmauer und Stadttoren war im Mittelalter trotz finanzieller Unterstützung durch den Landesherrn eine der wichtigsten und kostenintensivsten Aufgaben einer Stadt.
So blieb dieses Stadttor, zu dem nach Ausweis der steinernen Torinschrifttafel 1385 der Grundstein gelegt wurde, bis zum heutigen Tage im Eigentum der Stadt, beziehungsweise ihrer Bürger.
Den Architekten des Kreuztores kennen wir nicht.
Die hervorragende architektonische Gestaltung macht ihrem Erbauer heute noch alle Ehre und ohne Übertreibung zählt das Kreuztor mit zu den schönsten und malerischsten Stadttoren Deutschlands.
Auf einem quadratischen Unterbau erhebt sich ein von vier Ecktürmchen eingesäumter und von einem Zinnenkranz bekrönter achteckiger Turmaufsatz, der von einem steilen Turmhelm bedeckt wird.
Vor den Hauptbau legt sich ein von zwei Rundtürmen flankierter, zwingerartiger Vorbau.
Der Bauschmuck ist bescheiden.
Neben einem Spitzbogenfries aus Werkstein und dem bayerischen Rautenwappen an der Feindseite, findet sich an der einfach gehaltenen Fassade der Torinnenseite lediglich das Stadtwappen.
Das Tor war mit Sicherheit verputzt.
Diese Putzschicht diente einmal zum Schutz des realativ weichen Ziegelmauerwerks, zum anderen hätte man einem Angreifer niemals die bauliche Beschaffenheit einer Verteidigungsanlagen so offen präsentiert.
Die rohen Übergänge vom Werkstein zum Mauerwerk lassen ebenfalls auf eine ehemalige Putzschicht schließen.
Durch eine fragwürdige Absäuerung bei der Generalsanierung in den 60er Jahren hat man weitgehend Putzreste entfernt, um die romantisierende Vorstellung des 19. Jahrhunderts einer Backsteinfassade, die mit der Westfront der Liebfrauenkirche zum Ingolstädter Wahrzeichen geworden ist, am Leben zu erhalten.
Seinen Namen verdankt das Kreuztor dem Aussätzigenhaus mit Kirche zum Heiligen Kreuz, das ehemals im Westen vor der Stadt lag, und im 16 .Jh. der Anlage eines gewaltigen Bollwerkes weichen musste, das den westlichen Zugang in die Stadt sicherte.
Der Graben, über den eine einspurige Brücke in die Stadt führte, wurde in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts aufgefüllt.
Da der untere Torbereich im Boden versank, wurde das Tor seiner ursprünglichen, eleganten, hochaufragenden Architektur beraubt.
Zahlreiche Künstler haben das Tor in seinem ursprünglichen Zustand festgehalten, so unter anderem Carl Spitzweg und August Spieß, der es 1883/84 in einem Fresko über Parzival im Sängersaal von Schloß Neuschwanstein als Hintergrundstaffage abgebildet hat.
Nach Anlage einer zweiten Tordurchfahrt um ca. 1860 wurden die beiden Fußgängerdurchlässe erst 1929/30, beziehungsweise 1952 in die Stadtmauer gebrochen.
Über die Nutzung des mehrgeschossigen Torinneren ist nichts bekannt.
Die Zolleinnahmen wurden an einem eigenen Torzollhaus vor dem Tor abgewickelt.
Philatelistisch dokumentiert wurde das Kreuztor in diesem Cachetstempel, der 1979 zum 20jährigen Jubiläum des in Ingolstadt stationierten Panzeraufklärungsbataillons 10 aufgelegt wurde:
Liebe Grüße
Rüdiger