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Bangladesch

Hier geht in Sachen Fernost so richtig die Post ab, ganz egal, ob von den Philippinen, Japan, China oder anderen Ländern die Rede ist!

Moderator: Rüdiger


Beitrag Mo 27. Mai 2013, 00:06

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Nach Beendigung des Bangladesch-Krieges am 16.12.1971 dauerte es nur 1 Woche bis zur Wiederaufnahme des Postdienstes ins Ausland. Aus Anlass des ersten Austausches von Postsendungen zwischen dem neuen Staat Bangladesch und Indien wurden zwei Sondermarken Pakistans mit einem Buchdruck-Überdruck in englisch und bengali versehen. Dies waren die 20 Paisa Marke zum Tag des Kindes vom 4. Oktober 1971 und der 20 Paisa Wert aus Anlass der Hockey Weltmeisterschaft in Spanien vom 24.Oktober 1971.

Der Austausch der Postsäcke erfolgte vor dem Hauptpostamt in Jessore. Ein indischer Oberstleutnant überbrachte drei Postsäcke mit Postgut für die Distrikte Dacca, Jessore und Khulna und nahm drei Postbeutel mit Post in alle Welt, die über Indien an die jeweiligen Adressaten weitergeleitet wurden. Auf den beförderten Briefen wurde ein Beistempel mit Hinweis auf den ersten Postaustausch angebracht. Der gezeigte Brief ist mit einer Marke mit einem Aufdruckfehler in der englischen Inschrift (Bangla Besh statt Bangla Desh) frankiert.

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Beitrag Do 6. Feb 2014, 12:55

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In Kriegen und nach Kriegen gibt es in den beteiligten Ländern immer große Not und Knappheit an allen Rohstoffen. Dies trifft natürlich auch besonders bei armen Ländern wie Bangladesch zu. Die Armut zeigt sich auch bei vielen postalischen Belegen.

Der hier abgebildete Umschlag wurde infolge Mangel an Briefumschlägen nach dem Befreiungskrieg zweifach benutzt:
Zunächst für einen Einschreibebrief von Hathazari (District Chittagong) an den „Deputy Commissioner“ in Chittagong. Der Einschreiben Postaufgabe Stempel NATHASAR(I) ist unten rechts angebracht, die Nummer des Einschreibens ist mit den beiden 13 Paisa-Marken überklebt worden, das Datum der Aufgabe ist noch zu lesen. Die Frankatur mit zwei 50 Paisa Marken ist auf der Rückseite verklebt. Der Zustellstempel Chittagong ist auf der Rückseite abgeschlagen. Der Umschlag wurde geöffnet und wieder verwendet für einen Dienstbrief nach Dacca. Die neue Anschrift wurde auf eine Adressenfahne geschrieben und aufgeklebt. Die Frankatur zeigt zwei 7 Paisa und zwei 13 Paisa Dienstmarken (Aufdruck in rot: SERVICE) Auf der alten Fahne ist noch zu lesen ON PAKISTAN STATE SERVICE, darunter ist ein Stempel in Bengali zu sehen, der dies in Bangladesch State Service ändert. Der Zustellstempel ist wieder auf der Rückseite zu sehen (Dacca 11.April 72)

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Beitrag Fr 7. Feb 2014, 15:35

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Bei diesem Brief wurde der „Briefumschlag“ aus einem alten Formular aus Ostpakistan selbst gefertigt und eine Adressenfahne aufgeklebt. Hierbei wurde die Inschrift ON PAKISTAN STATE SERVICE durch Streichen von PAKISTAN und handschriftliches Hinzufügen von Bangladesch in Bengali geändert. Dieser Beleg wurde im September 1972 verschickt. Zur Frankatur wurde eine alte Dienstmarke aus Pakistan mit einem Nennwert von 3 Annas ( entspricht etwa 18 Paisa) und eine neuerer Pakistanmarke zu 2 Paisa benutzt. Das Porto für einen Standardbrief war zu diesem Zeitpunkt 20 Paisa. Beide Marken tragen einen Handstempel-Aufdruck "Bangladesh".

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Vorderseite

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Rückseite mit Ankunftsstempel

Beitrag Fr 7. Feb 2014, 15:56

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Auch dieser Briefumschlag wurde selbst angefertigt. Als Ausgangsmaterial wurde hier ein größerer Umschlag zunächst zurechtgeschnitten und dann verklebt. Auch hier ist die Adressenfahne handschriftlich überschrieben worden. Der Brief wurde am 23.Februar 1973 per Einschreiben (Einschreibenummer R (=Registered) 186 und Einschreiben Postaufgabe Stempel Chittagong Night P.O.) von Chittagong nach Dacca verschickt. Rückseitiger Ankunftsstempel vom 25. Februar 1973.
Als Frankatur wurden zwei ältere Pakistanmarken mit Aufdruck "Service" (=Dienstmarke) und Handstempelüberdruck Bangladesch in Bengali zu je 8 Annas benutzt. Dieser Wert entsprach einer Rupie = 100 Paisa (Porto Standardbrief (20 Paisa) Einschreiben (80 Paisa) Inland) zum Zeitpunkt des Versandes.

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Ankunftsstempel auf der Rückseite

Beitrag Sa 8. Feb 2014, 12:45

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Der abgebildete Ganzsachenumschlag (Werteindruck 20 Paisa für einen Standardbrief) ist an Sheikh Mujibur Rahman adressiert. Sheikh Mujibur Rahman wurde am 17. März 1920 im Dorf Tungipara im Distrikt Gopalganj geboren. Er gilt als Initiator der Unabhängigkeit Bangladeschs.
Seine politische Karriere begann nach der Unabhängigkeit Pakistans von Großbritannien im Jahre 1947 als Mitgründer der East Pakistan Muslim Students' League. Die Studentenorganisation galt als Untergruppierung der Muslim League. Seine nationalistischen Ideale bewegten Rahman jedoch bereits 1949 mit anderen zur Gründung der Awami-Liga, die sich für die Unabhängigkeit von Westpakistan einsetzte. Zunächst war er einer der Generalsekretäre der Partei und übernahm Ende 1963 den Parteivorsitz.

Im Februar 1966 legte Mujibur Rahman ein Sechs-Punkte-Programm vor, welches das Ziel hatte, eine Föderation zwischen West- und Ostpakistan zu errichten. Die Zentralregierung betrachtete das Programm als Plan zur Teilung Pakistans. Mujibur wurde 1968 verhaftet, angeklagt und freigesprochen. Die Anklage löste im Dezember 1968 gewalttätige Unruhen in Ostpakistan aus. 1972 wurde er nach dem Unabhängigkeitskrieg gegen die pakistanische Armee, die durch die Intervention indischer Truppen geschlagen werden konnte, Premierminister des neu gegründeten Staates Bangladesch.

Der Versand erfolgte per Einschreiben mit Rückschein aufgegeben in Mohini Mills (Distrikt Kushtia), wie der einzeilige Postannahme-Stempel und die Beschädigung am oberen linken Rand zeigen (dort war der Rückschein angeklammert). Die Nummer des Einschreibebriefes ist unterhalb dieses Stempels handschriftlich (R 829) angebracht worden, ebenso das Einlieferdatum ( 22 / XI, also 22.11. 1972). Die Gebühr für den Zusatz Einschreiben mit Rückschein (80 Paisa) wurde auf der Rückseite des Briefes verklebt. Benutzt wurden Pakistanmarken mit Aufdruck "Bangladesh"

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Rückseite mit Zusatzfrankatur für Einschreiben mit Rückschein

Beitrag So 9. Feb 2014, 14:51

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Der gezeigte Brief wurde während des Unabhängigkeitskrieges in Debhata / Khulna am 19.7.1971 aufgegeben und nach Mujibnagar befördert. Rückseitig sind zwei Zustellstempel zu sehen: Mujibnagar Bangladesh Central Post Office (22 Jul 1971) und Bangladesh Liberation Force Central p.O. vom 23. Jul 1971.

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Beitrag So 9. Feb 2014, 14:55

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Die Marken auf dem hier gezeigten Brief wurden mit einem Stempel des Chuadanga Feldpostamtes ohne Datum entwertet. Der blaue Kastenstempel (MAIL CARRIED BY BANGLA DESH MUKTI FOUZE) weist auf die Beförderung des Briefes durch die bengalische Befreiungsbewegung hin. Auf der Rückseite des Briefes ist ein Zustellstempel (Mujibnagar Bangladesh Central Post Office) mit Datum 17. August 1971 abgeschlagen.
In Mujib Nagar war das Armeehauptquartier der Befreiungstruppen und der gesamte Feldpostdienst im Internationalen Postverkehr lief über dieses Postamt, das die Sendungen dann über Indien weiterleitete.

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Ankunftsstempel

Beitrag Mo 10. Feb 2014, 15:40

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In Abb. 3 wurde die Marke mit einem Stempel mit der Inschrift „FIELD POST OFFICE Basantapur – Khulna“ und „Bangla Desh Mukti Fouz“ über dem Datum (8. Dez 1971) in englisch und unter dem Datum in bengali. Der rote Zusatzstempel dokumentiert die Beförderung durch die Pfadfinder, wobei dabei eigentlich die offenen Felder ausgefüllt werden sollten.

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Beitrag Di 11. Feb 2014, 14:08

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Bereits zehn Tage nach dem Endes des Befreiungskrieges erfolgte am 26. Dezember 1971 der Anschluss an das internationale Luftpostnetz über Indien. Die Briefe erhielten einen Beistempel mit Hinweis auf den Erstflug Dacca – Calcutta und Stempel mit den Unterschriften des Piloten und des Co-Piloten. Rückseitig bestätigt ein Stempel aus Calcutta vom 27.12.1971 die Ankunft des Briefes in Indien.

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Beitrag Sa 22. Mär 2014, 11:57

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Aufdrucke Bangladesh auf Pakistanmarken

Schon während des Bangladesch-Krieges wurden für den Feldpostdienst die Briefmarken Pakistans mit Aufdruck Bangladesh in Bengali , Englisch oder beiden Sprachen benutzt, wobei die Inschrift Pakistan durchbalkt wurde. Diese Aufdrucke wurden in Indien angefertigt. Der Feldpostdienst im Internationalen Verkehr lief ebenfalls über Indien.
Nach Beendigung des Krieges im Dezember 1971 standen die Marken der ersten Propaganda-Ausgabe für den nun wieder aufkommenden Briefverkehr nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung. Deshalb wurde per postamtlichem Dekret festgesetzt, dass alle in Bangladesch vorhandenen postgültige Pakistan-Marken, auch die in Privatbesitz befindlichen, bis auf Widerruf zur Freimachung der Postsendungen im Inland und ins Ausland benutzt werden können. Die Postämter wurden angewiesen, diese Marken mit einem Handstempel-Überdruck mit der neuen Landesbezeichnung zu versehen. Die Stempel waren selbst zu beschaffen.
Dies führte dazu, dass es eine Vielzahl verschiedener Handstempel gibt. Man unterscheidet diese in verschieden Typen.
Zu Beginn stelle ich ein paar Marken zum Typ A : Aufdruck zweisprachig, oben in Bengali, unten in Englisch (nur Großbuchstaben) vor.

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Mit Satzfehler BENGLADESH

HandstempelTypA_0002.jpg

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