Dieser "An die königlich Würtembergische Landvogtey am Kocher zu Ellwangen" in Württemberg adressierte Beleg stammt aus dem Jahre 1812 und trägt einen schwarzen Einzeiler "R.3:EICHSTETT", Feuser 831-2:
Mit dem Organisationsmanifest von 1806 hatte König Friedrich den Verwaltungsaufbau des gesamten Landes Württemberg unter Einschluss der bisher selbständig verwalteten neuwürttembergischen Gebiete durch die Schaffung von insgesamt 12 Kreisämtern zu vereinheitlichen gesucht.
Weitere Grenzbereinigungen mit Baden und Bayern in den Jahren 1809 und 1810 bewirkten Ende Oktober 1810 eine Regierungs- u. Verwaltungsumbildung auf mittlerer Ebene, indem jetzt durch die Einrichtung von zwölf Landvogteien, die den bisherigen Kreisen in geänderter geographischer Einteilung entsprachen, noch deutlicher als zuvor dem Vorbilde der französischen Provinzialbehördenstruktur gefolgt wurde.
Ellwangen, das vor 1806 schon Sitz einer der drei kurfürstlichen Landvogteien und seitdem Kreisamt mit Sitz der Kreishauptmannschaft gewesen war, wurde nun Dienststelle der Landvogtei am Kocher, welche die sechs Oberämter Aalen, Crailsheim, Ellwangen, Gaildorf, Heidenheim und Neresheim umfasste. An der büromäßigen Oberaufsicht über die Verwaltung, die im wesentlichen durch die Oberämter ausgeübt wurde, änderte sich freilich ebenso wenig wie an der begrenzten Kompetenz des Landvogtes selbst, der im Grunde nur eine Vermittlungsfunktion zwischen eigentlicher Regierung und Verwaltung versah.
Geschrieben wurde der Brief von Karl Ernst Freiherr von Gravenreuth (* 28. Mai 1771 in Stenay, Lothringen; † 29. September 1826 in Augsburg), einem deutschen Politiker und Diplomaten.
Gravenreuth studierte Jura in Göttingen. Er trat danach in die Dienste des Herzogs Max Joseph von Pfalz-Zweibrücken. Mit dessen Nachfolge zum Bayerischen Kurfürsten 1799 wurde er Geheimer Rat im bayerischen Außenministerium. Ein Jahr später wurde er als Botschafter nach Wien berufen. Daher kannte er die österreichische Politik dieser Zeit. Im Herbst/Winter 1805 entschieden sich Kurfürst Max IV. Joseph und sein Berater Graf von Montgelas für eine Allianz mit Napoleon und somit gegen Habsburg. Dies musste vor Österreich möglichst lang verborgen werden. Während die Habsburger Armee einsatzbereit im Land stand, zog Karl Ernst von Gravenreuth heimlich in Franken die bayerische Armee zusammen. Als französische Truppen eingetroffen waren, bekannte sich Bayern zum Bündniswechsel.
Karl Ernst von Gravenreuth war als Diplomat wesentlich an dem Geheimvertrag von Bogenhausen/Brünn von 1805 beteiligt. Hierin erhielt Kurfürst Max Joseph von Bayern von Napoleon den Königstitel und beträchtliche Gebietsgewinne zugesichert. Bayern wurde am 1. Januar 1806 durch den französischen Kaiser zum Königreich aufgewertet und Max Joseph als Maximilian I. Joseph zum ersten König Bayerns erhoben.
Schloss Affing
Anschließend war Karl Ernst von Gravenreuth bayerischer Sondergesandter im Hauptquartier Napoleons. Von 1807 bis 1817 hatte er die Funktion eines bayerischen Generalkommissärs mit verschiedenen Aufgaben inne. Ab 1816 war er Präsident des Oberdonaukreises mit Sitz in Augsburg und verwaltete als Generalkommissär von dort aus das kurz vorher an Bayern gekommene Schwaben. Nach der geänderten Grenzziehung bei Ulm 1811 wurde er zum Stadtgründer von Neu-Ulm. 1816 kaufte er die nahe Augsburg gelegene Hofmark Affing mit dem Schloss. 1820 wurde er erster Ehrenbürger von Augsburg.[1] 1825 erhob König Max I. Joseph Karl Ernst von Gravenreuth für seine Verdienste um Bayern in den Grafenstand und berief ihn als erblichen Reichsrat in die Kammer der Reichsräte, die Erste Kammer der bayerischen Ständeversammlung.
Liebe Grüße
Rüdiger