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Preußen - Einstieg in eine Sammlung per Selbstversuch

Aller Anfang ist schwer, gerade bei einem klassischen Sammelgebiet wie dem altdeutschen Staat Preußen.
Hier werden Tipps für Neueinsteiger in dieses interessante und umfangreiche Sammelgebiet gegeben, um Euch den Einstieg möglichst einfach zu machen.

Moderator: Rüdiger


Beitrag Sa 23. Aug 2014, 16:14

Beiträge: 16952
Diese MiNr. 19 war für 13 Euro inklusive Porto hier im Angebot:

http://www.ebay.de/itm/111394141733?_tr ... EBIDX%3AIT

Sie trägt einen gut lesbaren Stempel "BRIEG 4 12 66 12-1N":

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"Brieg" = heute polnisch "Brzeg", war zu preussischer Zeit eine Kreisstadt in Schlesien.

Die Marke trägt rückseitig einen diagonal abgeschlagenen Stempel "Georg Bühler":

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Georg Bühler wurde 1910 in Berlin geboren.

Bereits ab seinem 21. Lebensjahr war er hauptberuflich als Philatelist tätig.

1945 wurde er durch den Fachverband der Berliner Briefmarkenhändler, in die damalige Oberprüfstelle berufen.

Anfang der 1950er Jahre wurde er zum vereidigten Sachverständigen von der IHK Berlin berufen.

Im Jahr 1959 war Georg Bühler eines der Gründungsmitglieder des Bundes der philatelistischen Prüfer.

Nach dem freiwilligen Ausscheiden aus dem BPP war Georg Bühler ab dem 01.01.1975 als Prüfer und Sachverständiger tätig.

Georg Bühler war einer der letzen Allgemeinprüfer.

Sein Schwerpunkt lag auf Altdeutschland, mit dem Schwerpunkt Sachsen.

Georg Bühler signierte Briefmarken und Belege und stellte Atteste aus.

Signaturen "BÜHLER BPP" finden sich auf Marken seiner Prüfgebiete aus seiner BPP Zeit bis 1974.

Daneben und überwiegend findet sich, wie bei diesem Exemplar, die Signatur "Georg Bühler" in Groß-/Kleinschreibung.

Diese Signatur ist übrigens eine der am häufigsten gefälschten Signaturen auf deutschen Briefmarken überhaupt. Seine typische Signatur auf der hier gezeigten Marke ist jedoch echt!

Liebe Grüße
Rüdiger

Beitrag So 24. Aug 2014, 17:20

Beiträge: 16952
Diese breitrandige MiNr. 3 mit Vierringstempel "183" = Breslau war für 10,99 Euro inklusive Porto hier im Angebot:

http://www.ebay.de/itm/151389031152?_tr ... EBIDX%3AIT

Der Anbieter bescheinigte "gute Erhaltung", was ich nur bestätigen kann:

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Liebe Grüße
Rüdiger

Beitrag So 24. Aug 2014, 17:33

Beiträge: 16952
Hier fand ich für 5,51 Euro inklusive Porto diese MiNr. 19 mit einem Teilabschlag eines Rahmenstempels "UFT 4 - 5":

http://www.ebay.de/itm/151379296322?_tr ... EBIDX%3AIT

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Ich tippe beim Stempelort auf Kruft!???

Liebe Grüße
Rüdiger


Beiträge: 16952
Ohne weiteres Porto gab es für 15 Euro bei demselben Anbieter dieses Lot von je einer MiNr. 24 sowie MiNr. 26 gestempelt:

http://www.ebay.de/itm/151379301332?_tr ... EBIDX%3AIT

Interessant ist die MiNr. 24, die auf einem Briefstück erhalten ist und mit einem Zweikreisstempel "HILDBURGHAUSEN 15 9 1867" entwertet wurde:

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Hildburghausen gehörte als Ernestinisches Herzogtum zu Sachsen-Meiningen und stand im Deutschen Krieg 1866 auf der Seite Österreichs, so dass eine preußische Kriegserklärung am 11.07.1866 erfolgte.

Nach der Niederlage Österreichs und dem späteren Austritt am 26.07.1866 aus dem Deutschen Bund ersuchte Herzog Bernhard II. um die Aufnahme in den Norddeutschen Bund.

Dieses wurde ihm nur unter der Bedingung der Abdankung zu Gunsten seines damals preußenfreundlichen Sohnes Georg II. zugesagt.

Nach langwierigen Verhandlungen über einen Auseinandersetzungsvertrag mit seinem Sohn dankte der Herzog schließlich am 20.09.1866 nach dem Einrücken eines preußischen Infanterieregimentes in Meiningen zu Gunsten des Erbprinzen Georg ab.

So konnte am 08.10.1866 ein Friedensvertrag geschlossen werden, der lediglich gegen Abtretung des Dorfes Abtlöbnitz bei Camburg, ohne weitere Kriegsentschädigungen, die Aufnahme in den Norddeutschen Bund noch an demselben Tag ermöglichte.

Liebe Grüße
Rüdiger

Beitrag So 24. Aug 2014, 18:31

Beiträge: 16952
Als "Beifang" ohne weitere Kosten erhielt ich bei dem soeben vorgestellten Lot diese MiNr. 26, entwertet mit einem Einkreisstempel "OFFENBACH 18 7 7 - 8":

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Die Marke weist leider sowohl rechts unter dem Falz als auch über dem "B" des Stempels dünne Stellen auf, ist also dort, wie man bei altdeutschen Marken sagt, "hell"!

Liebe Grüße
Rüdiger

Beitrag So 24. Aug 2014, 19:06

Beiträge: 16952
Bei dieser für 14 Euro inklusive Porto gekauften MiNr. 8 handelt es sich laut Anbieter um die als MiNr. 8 ax katalogisierte Variante auf dünnem Papier:

http://www.ebay.de/itm/121414499194?_tr ... EBIDX%3AIT

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Die Marke zeigt oben links eine kleine helle Stelle!

Liebe Grüße
Rüdiger

Beitrag So 24. Aug 2014, 19:17

Beiträge: 16952
Diese MiNr. 3 mit Vierringstempel "103" = Berlin war für 5,78 Euro hier im Angebot:

http://www.ebay.de/itm/141295618111?_tr ... EBIDX%3AIT

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Liebe Grüße
Rüdiger

Beitrag So 24. Aug 2014, 23:08

Beiträge: 16952
Dieses für 8 Euro inklusive Porto erworbene Exemplar der MiNr. 4 a mit Vierringstempel "1782" = MARIENBURG ist geprüft KASTAUN BPP:

http://www.ebay.de/itm/111305798433?_tr ... EBIDX%3AIT

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Liebe Grüße
Rüdiger

Beitrag Mo 25. Aug 2014, 22:35

Beiträge: 16952
Diese Einzelfrankatur einer MiNr. 16 auf einer Briefvorderseite fand ich hier für 3 Euro inklusive Porto im Angebot:

http://www.ebay.de/itm/281045088593?_tr ... EBIDX%3AIT

Das Porto von 1 Silbergroschen galt in Preussen für Briefe bis 1 Loth bei einer Entfernung von bis zu 10 Meilen:

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Die Entwertung erfolgte an einem "19 7" in Frankfurt an der Oder per Zweikreisstempel mit Stundenzahlen, hier "9-10":

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Interessant ist die Adresse "Komthurei Lietzen bei Seelow", denn dabei handelt es sich um den letzten noch erkennbaren Rittersitz des Templerordens in Brandenburg.

1232 wurde die Komturei Lietzen von den Tempelrittern errichtet.

Papst Innozenz IV. bestätigte den Templern 1247 den Besitz von Lietzen und den benachbarten Dörfern.

Um 1250 wurde auch mit dem Bau der einschiffigen romanischen Komtureikirche und des Herrenhauses begonnen.

Das große Speicherhaus stammt aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts.

Nach der Auflösung des Templerordens 1312 wurde dessen Lietzener Besitz vom Johanniterorden übernommen.

Mit der Säkularisierung kam die Komturei 1812 in den Besitz des Königreichs Preußen.

1814 übereignete König Friedrich Wilhelm III. von Preußen das Rittergut als Schenkung seinem Staatskanzler Fürst Karl August von Hardenberg für dessen Verdienste.

Aufgrund der Beteiligung von Carl-Hans Graf von Hardenberg am Attentat und Staatsstreich vom 20.07.1944 wurde der Familie ihr Gutshof sowie der gesamte Grundbesitz von den Nationalsozialisten beschlagnahmt.

Nach Kriegsende wurden im Zuge der Bodenreform in der sowjetischen Besatzungszone (Junkerland in Bauernhand) die Hardenbergs 1945 in der SBZ endgültig enteignet.

Zu DDR-Zeiten wurde die Komturei später Teil der Lietzener LPG und Schweinemastbetrieb.

Da die Familie von Hardenberg bereits im Dritten Reich wegen ihrer Beteiligung am Attentat vom 20.07.1944 de facto enteignet worden war, konnte sie nach der deutschen Wiedervereinigung im Rahmen der Rückübertragung ihre Ansprüche auf die Komturei Lietzen geltend machen.

Seit 1993 ist die Komturei wieder privater Familienbesitz derer von Hardenberg, die die Komturei und den dazugehörigen landwirtschaftlichen Betrieb wieder bewirtschaften.

Das Gelände der Komturei sowie die Komtureikirche sind öffentlich zugänglich.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Lietzen#Komturei_Lietzen

Liebe Grüße
Rüdiger

Beitrag Mo 25. Aug 2014, 22:59

Beiträge: 16952
Machen wir gleich weiter mit dieser MiNr. 16, die ich für 3,20 Euro inklusive Porto hier erwerben konnte:

http://www.ebay.de/itm/151376598830?_tr ... EBIDX%3AIT

Sie trägt einen Zweikreisstempel mit Jahreszahl "NORDHAUSEN 27 7 66":

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1802 erhielt Preußen als Entschädigung für an Frankreich verlorene linksrheinische Territorien auch thüringische Gebiete.

So wurde die Stadt Nordhausen am 02.08.1802 von preußischen Truppen besetzt, dem Königreich Preußen eingegliedert und verlor damit ihre Reichsfreiheit.

1807 bis 1813 gehörte Nordhausen zu dem von Napoleon für seinen Bruder Jérôme Bonaparte konstruierten Königreich Westphalen, danach wieder zu Preußen, was 1815 durch den Wiener Kongress bestätigt wurde.

In der Zeit bis 1866 blühte in Nordhausen ein bis dato in Thüringen nicht gekanntes Schmugglerwesen.

Geschmuggelt wurden vor allem Kaffee, Tee und Tabak, weil diese Genussmittel im benachbarten Königreich Hannover wesentlich geringer besteuert wurden als in Preußen.

Auch strengste Strafandrohungen konnten nichts an dem Zustand ändern und so hielt dieser Zustand an, bis das ehemalige Königreich Hannover am 01.10.1866 zu einer preussischen Provinz wurde.

Liebe Grüße
Rüdiger

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