Foren-Übersicht Fragen und Diskussion Deutschland Deutschland bis 1945 Altdeutschland Preußen Preußen - Vorphilatelie Portobriefe nach Frankreich 1853 bis 1858 mit Rayonstempeln

Portobriefe nach Frankreich 1853 bis 1858 mit Rayonstempeln

In diesem Thread soll das Wirken der Preußischen Post nach dem Ende der Franzosenzeit ab 1813 bis zur Ausgabe der ersten Preußischen Briefmarken am 15.11.1858 dokumentiert werden.

Moderator: Rüdiger



Beiträge: 17406
Als 7000. Beitrag in diesem Forum soll hiermit selbstverständlich wieder einmal ein ganz besonderer Beleg vorgestellt werden:

Die alten Rayon-Stempel mit der Inschrift "C.P.R." wurden mit Vertrag zum 01.01.1848 hinfällig und wurden kurzfristig durch handschriftliche Taxierung ersetzt.

Mit einem neuen Vertrag wurde zum 01.07.1853 die Rayonierung wieder eingeführt, wobei die Einteilung in drei Rayons sowie die Stempelinschriften "P.R. 1er R." für Preußen aus dem ersten Rayon, "P.R. 2er R." für Preußen aus dem zweiten Rayon sowie "P.R. 3er R." für Preußen aus dem dritten Rayon aus dem preußisch-belgischen Vertrag vom 01.01.1847 übernommen wurden.

Für Frankreich hatten diese Stempel nur fünf Jahre Gültigkeit, da ein neuer Vertrag zum 01.07.1858 die Rayon-Stempel endgültig durch Tax-Zahlen ersetzte.

Hier ein unfrankierter Auslandsbrief, adressiert nach Besançon im Département Doubs in Frankreich, aufgegeben am 06.05.1857 in EUSKIRCHEN:

IMG_0003.jpg
IMG_0004.jpg
IMG_0005.jpg
IMG_0006.jpg
Der Brief lief am 08.05.1857 über Valenciennes und Paris sowie die Bahnstrecke Paris-Lyon nach Besançon, was rückseitig Durchgangsstempel dokumentieren.

Dem ersten Rayon entsprechend wurde dieser Brief in Frankreich mit 45 Centimes an Porto taxiert.

Diese Taxierung von 45 Centimes setzt sich zusammen:
aus dem Vereinsporto von 1 Silbergroschen (= 12 Centimes) für einen einfachen bis 1 Loth schweren Brief aus dem ersten preußischen Rayon,
aus dem französischen Porto von 25 Centimes für einen einfachen unter 7 1/2 Gramm schweren Brief,
aus dem belgischen Transitporto von 5 Centimes.

Die sich rein rechnerisch ergebenden 42 Centimes wurde zum nächsten durch 5 teilbaren Betrag aufgerundet, hier also zu 45 Centimes.

Liebe Grüße
Rüdiger


Beiträge: 17406
Und weil diese Rayon-Stempel so schön und selten sind, hier gleich noch ein zweites solches Exemplar:

IMG_0007.jpg
IMG_0008.jpg
IMG_0009.jpg
IMG_0010.jpg
Dieser an die Gebrüder von Rothschild in Paris adressierte Brief wurde am 09.02.1857 von Jonas Cahn in Bonn geschrieben und trägt als Aufgabestempel einen entsprechenden zweizeiligen Rahmenstempel.

Jonas Cahn (1748-1819) war ein Bonner Bankier aus einer kurfürstlichen Hoffaktorenfamilie, der 1772 das erste Bonner Bankhaus gründete.

Der Brief lief über Valenciennes nach Paris.

Auch dieser Beleg trägt dem ersten Rayon entsprechend den französischen Taxstempel "45" Centimes.

Und auch diese Taxierung von 45 Centimes setzt sich zusammen:
aus dem Vereinsporto von 1 Silbergroschen (= 12 Centimes) für einen einfachen bis 1 Loth schweren Brief aus dem ersten preußischen Rayon,
aus dem französischen Porto von 25 Centimes für einen einfachen unter 7 1/2 Gramm schweren Brief,
aus dem belgischen Transitporto von 5 Centimes.

Die sich rein rechnerisch ergebenden 42 Centimes wurde zum nächsten durch 5 teilbaren Betrag aufgerundet, hier also zu 45 Centimes.

Liebe Grüße
Rüdiger


Beiträge: 17406
Dieser an die Gebrüder Rothschild in Paris adressierte Brief wurde am 24.01.1857 in Köln vom renommierten Bankhaus A. u. L. Camphausen geschrieben und aufgegeben:

IMG - Kopie.jpg
IMG_0001 - Kopie.jpg
IMG_0002.jpg
Der Beleg trägt einen Rahmenstempel "PR.1R." in Rot sowie einen Kursstempel vom 26.01.1857 aus Valenciennes in Rot.

Rückseitig finden sich zwei Zweikreisstempel aus Paris, einmal vom 26.01.1857 ein Stempel mit der Inschrift "POSTE RESTANTE" als Ankunftsstempel sowie einmal vom 28.01.1857 ein Stempel mit der Kennziffer "1".

Liebe Grüße
Rüdiger


Beiträge: 17406
Brief, geschrieben vom Bankgeschäft Theodor Zurhelle & Cie, adressiert an die Gebrüder Rothschild in Paris, aufgegeben am 03.06.1857 in "AACHEN BAHNHOF":

IMG.jpg
IMG.jpg
IMG_0001.jpg
Der Brief lief am 04.06.1857 über Valenciennes, wo ein Zweikreisstempel "3" in Blau abgeschlagen wurde.

Rückseitig zwei Zweikreisstempel aus Paris vom 04.06.1857, einmal "POSTE RESTANTE" sowie einmal "7".

Da der Brief mit seinem vorderseitig vermerkten Gewicht von "8" Gramm für die nur bis 7,5 Gramm gehende erste französische Gewichtsstufe bereits zu schwer war wurden als Porto statt der sonst üblichen 45 Centimes in diesem Falle "75" Centimes taxiert.

Diese Taxierung von 75 Centimes setzt sich zusammen:
aus dem Vereinsporto von 1 Silbergroschen (= 12 Centimes) für einen einfachen bis 1 Loth schweren Brief aus dem ersten preußischen Rayon,
aus dem französischen Porto von 50 Centimes für einen "doppelten", d.h. bis 15 Gramm schweren Brief,
aus dem belgischen Transitporto von dementsprechend zweimal 5 Centimes.

Die sich rein rechnerisch ergebenden 72 Centimes wurde zum nächsten durch 5 teilbaren Betrag aufgerundet, hier also zu 75 Centimes.

Liebe Grüße
Rüdiger


Beiträge: 17406
Aus dem zweiten preußischen Rayon habe ich bisher leider nur diesen einen Beleg, geschrieben vom Weingutsbesitzer und Bankier Johann Peter Clemens, aufgegeben am 10.04.1857 in "COBLENZ":

IMG_0001.jpg
IMG_0005.jpg
IMG_0002.jpg
IMG_0003.jpg
IMG_0004.jpg
Der Beleg durchlief am 11.04.1857 das Grenzpostamt Valenciennes, wo ein Zweikreisstempel in Blau abgeschlagen wurde.

Da der Brief entsprechend einem Gewicht von über 7,5 Gramm bis 15 Gramm in die französische Gewichtsstufe "2" eingestuft wurde betrug die Taxierung nicht "55" Centimes, sondern in diesem Falle "85" Centimes.

Diese Taxierung von 85 Centimes setzt sich zusammen:
aus dem Vereinsporto von 2 Silbergroschen (= 24 Centimes) für einen einfachen bis 1 Loth schweren Brief aus dem zweiten preußischen Rayon,
aus dem französischen Porto von 50 Centimes für einen "doppelten", d.h. bis 15 Gramm schweren Brief,
aus dem belgischen Transitporto von dementsprechend zweimal 5 Centimes.

Die rein rechnerisch resultierenden 84 Centimes wurden auf den nächsten durch 5 teilbaren Betrag auf 85 Centimes aufgerundet.

Rückseitig zwei Zweikreisstempel aus Paris vom 11.04.1857, einmal "POSTE RESTANTE" sowie einmal "7".

Liebe Grüße
Rüdiger


Beiträge: 17406
Und somit sind wir bei solchen Belegen aus dem dritten preußischen Rayon angelangt.

Da dieser dritte preußische Rayon im Vergleich zum ersten und zweiten preußischen Rayon wesentlich größer war existieren aus diesem dritten Rayon verhältnismäßig mehr Belege am Markt. Aber suchen muß man auch nach solchen Belegen und man darf sich daher dann über jeden einzelnen gefundenen Brief freuen!

Hier ein Brief adressiert an die Gebrüder Rothschild in Paris, aufgegeben am 03.07.1854 in Breslau:

IMG.jpg
IMG_0003.jpg
IMG_0001.jpg
IMG_0002.jpg
Der Beleg durchlief am 05.07.1854 das Grenzpostamt Valenciennes, wo ein Zweikreisstempel in Blau abgeschlagen wurde.

Die handschriftliche Taxierung "7" = 7 Decimen = 70 Centimes setzt sich zusammen:
aus dem Vereinsporto von 3 Silbergroschen (= 36 Centimes wie rückseitig handschriftlich vermerkt) für einen einfachen bis 1 Loth schweren Brief aus dem dritten preußischen Rayon,
aus dem französischen Porto von 25 Centimes für einen einfachen unter 7,5 Gramm schweren Brief,
aus dem belgischen Transitporto von 5 Centimes.

Die rein rechnerisch resultierenden 66 Centimes wurden auf den nächsten durch 5 teilbaren Betrag auf 70 Centimes aufgerundet.

Rückseitig zwei Zweikreisstempel aus Paris vom 05.07.1854, einmal "POSTE RESTANTE" sowie einmal "7".

Liebe Grüße
Rüdiger


Beiträge: 17406
Hier ein Brief, geschrieben von dem Weinhändler C. B. Ehlers, adressiert an Herrn Louis Roederer in Reims, einen berühmten Champagnerhersteller, aufgegeben am 26.02.1856 in "KÖNIGSBERG Pr.":

IMG_0005.jpg
IMG_0006.jpg
IMG_0004.jpg
Der Beleg durchlief am 29.02.1856, also am einzigen für diese postgeschichtliche Periode möglichen "Schalttag"(!), das Grenzpostamt Valenciennes, wo ein Zweikreisstempel in Blau abgeschlagen wurde.

Die handschriftliche Taxierung "7" = 7 Decimen = 70 Centimes setzt sich zusammen:
aus dem Vereinsporto von 3 Silbergroschen (= 36 Centimes) für einen einfachen bis 1 Loth schweren Brief aus dem dritten preußischen Rayon,
aus dem französischen Porto von 25 Centimes für einen einfachen unter 7,5 Gramm schweren Brief,
aus dem belgischen Transitporto von 5 Centimes.

Die rein rechnerisch resultierenden 66 Centimes wurden auf den nächsten durch 5 teilbaren Betrag auf 70 Centimes aufgerundet.

Rückseitig zwei Zweikreisstempel, einmal ein Bahnpoststempel "PARIS A STRASBOURG 2" vom 29.02.1856 sowie einmal "REIMS" vom 01.03.1856.

Liebe Grüße
Rüdiger


Beiträge: 17406
Hier ein Brief, geschrieben von der in Königsberg bekannten Weinhandlung Jacob Wolff & Co, adressiert an Herrn Louis Roederer in Reims, einen berühmten Champagnerhersteller, aufgegeben am 08.03.1855 in "KÖNIGSBERG PR:":

IMG_0007.jpg
IMG_0011.jpg
IMG_0009.jpg
IMG_0010.jpg
IMG_0008.jpg
Der Beleg durchlief am 12.03.1855 das Grenzpostamt Valenciennes, wo ein Zweikreisstempel in Rot abgeschlagen wurde.

Die handschriftliche Taxierung "7" = 7 Decimen = 70 Centimes setzt sich zusammen:
aus dem Vereinsporto von 3 Silbergroschen, wie vorderseitig handschriftlich in Blau vermerkt, für einen einfachen bis 1 Loth schweren Brief aus dem dritten preußischen Rayon, umgerechnet 36 Centimes,
aus dem französischen Porto von 25 Centimes für einen einfachen unter 7,5 Gramm schweren Brief,
aus dem belgischen Transitporto von 5 Centimes.

Die rein rechnerisch resultierenden 66 Centimes wurden auf den nächsten durch 5 teilbaren Betrag auf 70 Centimes aufgerundet.

Rückseitig drei Zweikreisstempel vom 12.03.1855, einmal "PARIS", ein Bahnpoststempel "PARIS A STRASBOURG" sowie einmal "REIMS".

Liebe Grüße
Rüdiger


Beiträge: 17406
Dieser Brief von der Generaldirektion der Seehandlungs-Sozietät, adressiert an die Gebrüder Rothschild in Paris, wurde am 16.05.1854 in "BERLIN" aufgegeben:

IMG_0012.jpg
IMG_0014.jpg
IMG_0013.jpg
Da der Brief mit seinem vorderseitig vermerkten Gewicht von "8" Gramm für die nur bei weniger als 7,5 Gramm geltende erste französische Gewichtsstufe bereits zu schwer war wurden als Porto statt der sonst üblichen 7 Decimen in diesem Falle "10" Decimen taxiert.

Rückseitig Zweikreisstempel vom 18.05.1854 "PARIS" mit der Nummer "4".

Bei diesem Rayonstempel von Berlin handelt es sich als einzeiliger kleiner Rahmenstempel in Schwarz "PR.3 er R." um eine besondere Form und Größe. Er stammt vom Austauschamt Berlin und dokumentiert den seit 1848 bestehenden Kartenschluss Berlin - Paris.

Der Grenzübergangsstempel stammt in diesem Falle nicht wie ansonsten hier im Thread bisher gezeigt aus Valenciennes, sondern aus Forbach.

Liebe Grüße
Rüdiger


Beiträge: 17406
Dieser Brief, adressiert an die Gebrüder Rothschild in Paris, wurde am 27.03.1857 in "BERLIN" aufgegeben:

IMG_0015.jpg
IMG_0017.jpg
IMG_0016.jpg
Da der Brief mit seinem vorderseitig vermerkten Gewicht von "5/10" Loth bei 1 Loth = 16 2/3 Gramm mit somit 8 1/3 Gramm für die nur bei unter 7,5 Gramm geltende erste französische Gewichtsstufe bereits zu schwer war wurden als Porto statt der sonst üblichen 7 Decimen in diesem Falle "10" Decimen taxiert.

Die handschriftliche Taxierung "10" = 10 Decimen = 100 Centimes setzt sich zusammen:
aus dem Vereinsporto von 3 Silbergroschen für einen einfachen bis 1 Loth = 16 2/3 Gramm schweren Brief aus dem dritten preußischen Rayon, umgerechnet 36 Centimes,
aus dem französischen Porto von 50 Centimes für einen doppelten, d.h. unter 15 Gramm schweren Brief,
aus dem belgischen Transitporto von zweimal 5 Centimes.

Die rechnerisch resultierenden 96 Centimes wurden auf den nächsten durch 5 teilbaren Betrag aufgerundet und so resultieren die 100 Centimes = "10" Decimen.

Rückseitig zwei Zweikreisstempel vom 29.03.1857, einmal "PARIS POSTE RESTANTE 1" sowie einmal "PARIS" mit der Nummer "1".

Liebe Grüße
Rüdiger

Nächste

Zurück zu Preußen - Vorphilatelie

cron