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Preußen - Portobriefe

In diesem Thread soll das Wirken der Preußischen Post nach dem Ende der Franzosenzeit ab 1813 bis zur Ausgabe der ersten Preußischen Briefmarken am 15.11.1858 dokumentiert werden.

Moderator: Rüdiger


Beitrag Mo 29. Sep 2014, 21:59

Beiträge: 17417
Diese "An den Herrn Landrath, Freiherr von dem Busche - Münch zu Benkhausen Kreises Lübbecke" adressierte Briefhülle wurde an einem 08.07. in Münster aufgegeben, was ein zweizeiliger Rahmenstempel dokumentiert, wie er in Preußen ab etwa 1847 in Gebrauch war:

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Die Entfernung zwischen Münster und Benkhausen beträgt etwa 106 km Luftlinie und fiel somit in Preußen in die Entfernungskategorie "10-20 Meilen", wofür bei einem Gewicht von unter 1 Loth eine Postgebühr in Höhe von 2 Silbergroschen galt.

Da der Absender diesen Brief nicht freigemacht hatte wurde der Brief als Porto-Beleg befördert und die "2" Silbergroschen wurden als vom Empfänger zu zahlendes Porto in Blaustift vermerkt.

Der Brief wurde laut rückseitigem dreizeiligem Langstempel als Kursstempel des im Zug mitfahrenden Eisenbahnpostbüros am 08.07. auf der Strecke DEUTZ MINDEN befördert.

Am 18.12.1843 erhielt die Cöln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft die preußische Konzession für die Strecke von Deutz über Mülheim am Rhein, Düsseldorf, Duisburg, Oberhausen, Altenessen, Gelsenkirchen, Wanne, Herne und Castrop-Rauxel nach Dortmund und weiter über Hamm, Oelde, Rheda, Bielefeld und Herford bis nach Minden. Lübbecke liegt nur etwa 20 km von Minden entfernt!

Der Beleg trägt rückseitig einen Ausgabestempel aus Benkhausen vom Bestellgang Nummer = "N" "2" des 09.07.

Das Gut Benkhausen entstand 1510 durch die Aufteilung des Gutes Ellerburg zwischen den Erben der Familie von Münch. Zwischen 1657 und 1683 wurde das Schloss errichtet und blieb im Wesentlichen in dieser Form erhalten. Philip Münch vererbte das Gut 1773 an die Familie von dem Bussche, die sich seitdem von dem Bussche-Münch nannte. In der Adresse dieses Beleges fehlt somit ein "s" in "Bussche"! Etwa im Jahr 1856 wurde ein Gutsbezirk Benkhausen, der einer Gemeinde gleichgestellt war, durch Ausgliederung aus der Gemeinde Alswede neu gebildet.

Liebe Grüße
Rüdiger2301

Beitrag Mo 29. Sep 2014, 23:00

Beiträge: 2537
Hallo Rüdiger,

die Rückseite des gezeigten Münster-Briefes (oder Brief"hülle") ist anscheinend interessanter.
AusgabeStempeltyp.jpg

Dieser Ausgabestempel-Typ wird immer noch recht häufig fehl interpretiert. Das "N" im Ausgabe-K1 bedeutet nicht "nachmittags". Das "N" bedeutet lediglich "Nummer" (Nummer des Bestellgangs) und im Zusammenhang mit der gegenüberliegenden "2" hier: Bestellgangsnummer 2.

BahnpostStempelTyp.jpg

Neu wäre, für mich jedenfalls, dass diese dreizeiligen Bahnpoststempel "Rahmenstempel" waren. Kannst Du mal einen zeigen, wo einer mit Rahmen abgeschlagen wurde? Der kann auch aus der Literatur sein.

Liebe Grüße
Matthias

Beitrag Mo 29. Sep 2014, 23:15

Beiträge: 17417
Hallo Matthias,

vielen Dank für die Korrekturen, die ich direkt im Originalbeitrag entsprechend vorgenommen habe!

Und, nur mal so als ganz kleine "Ehrenrettung" gedacht, gab es solche analogen dreizeiligen Rahmenstempel als Kursstempel der preußischen Bahnpost tatsächlich, hier ein Beispiel aus meinem MICHEL-Katalog:

IMG_0004.jpg
Leider habe ich ein solches Exemplar bisher noch nicht in meiner kleinen Preußensammlung!

Liebe Grüße
Rüdiger


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