Diesen Beleg fand ich gestern beim Großtauschtag in Köln-Weidenpesch für 1 € in einer Grabbelkiste:
Hand aufs Herz, hättet Ihr diesen Beleg mit einer popeligen Einzelfrankatur der DR MiNr. 40 für 1 Euro spontan gekauft???
Aber analysieren wir den Beleg einmal ganz in Ruhe!
Der Beleg stammt aus dem Jahr 1881.
Zu diesem Zeitpunkt war von der MiNr. 40 lediglich die Frühauflage erschienen, die im Michel als MiNr. 40 I katalogisiert ist.
Die Marke zeigt in der waagerechten Zähnung einen breiten Eckzahn rechts, was MICHEL als Zähnungsvariante B katalogisiert und was den Wert der Marke auf Brief glatt verzehnfacht:
Nun zu den Stempeln:
Der Brief mit Absenderstempel "KOEN. PREUS. AMTSGERICHT HALLE a.d.S." wurde am 25.01.1881 in Halle an der Saale aufgegeben und die Frankatur wurde mit einem Zweikreisstempel mit Zeitangabe "6-7." entwertet.
Rückseitig findet sich als Ankunftsstempel ein Einkreisstempel aus Halle an der Saale, ebenfalls mit der Datumangabe 25.01.1881 sowie der Zeitangabe "6-7N". Da ich mir kaum vorstellen kann daß dieser Brief innerhalb von Halle an der Saale von einem Postamt zum anderen glatte 12 Stunden lang unterwegs war wurde er wohl quasi zeitgleich aufgegeben und kam an seinem Bestimmungsort in Halle an, was einen absoluten Zeitrekord darstellt!
Demnach scheint es sich um einen Ortsbrief innerhalb des Ortsverkehrs von Halle handeln, was es jedoch nicht ist, denn es handelt sich um eine Portopflichtige Dienstsache, für die dieselben Tarife galten wie für normale Briefsendungen.
Und in diesem Falle ging der "An die Wittwe Eppe, Maria Rosina geb. Sachse zu Beuchlitz bei Halle a/S" adressierte Brief nach Beuchlitz, das 6 km südlich von Halle liegt und damals zum Landbestellbezirk von Halle an der Saale gehörte, wohin der ermäßigte Ortstarif von 5 Pfennig statt 10 Pfennig ebenfalls galt!
Ich denke mal, der eine Euro ist für einen Beleg mit so viel Gesicht und Geschichte allemal sehr gut angelegt!!!
Liebe Grüße
Rüdiger