Foren-Übersicht Fragen und Diskussion Motive/Thematik Geschichte Aufstände in Oberschlesien

Aufstände in Oberschlesien

Moderator: Rüdiger


Beitrag Sa 7. Aug 2021, 13:11

Beiträge: 14462
Die Aufstände in Oberschlesien waren drei bewaffnete Konflikte, die zwischen 1919 und 1921 im zu Deutschland gehörenden Oberschlesien stattfanden. Erklärtes Ziel der polnischen Aufständischen war es, Oberschlesien an das neugegründete Polen anzuschließen. Die Aufständischen erhielten keine offene militärische Unterstützung durch den polnischen Staat, der sich im Krieg gegen Sowjetrussland befand. Es kam zur Teilung und Ostoberschlesien wurde 1922 an Polen abgetreten. Als Organisator gilt der Oberschlesier Wojciech Korfanty, den die Warschauer Regierung zum polnischen Plebiszitkommissar ernannt hatte, und der zuvor Mitglied des Deutschen Reichstags gewesen war.

Beitrag Sa 7. Aug 2021, 13:12

Beiträge: 14462
Der erste Aufstand brach in der Nacht vom 16. auf den 17. August 1919 unter Führung von Alfons Zgrzebniok aus. Anlass war die Tötung von 10 streikenden polnischen Bergleuten der Myslowitzer Grube am 15. August 1919. Der Aufstand wurde durch die Polnische Militärorganisation (POW, polnisch Polska Organizacja Wojskowa Górnego Śląska, Polnische Militärorganisation Oberschlesien) ausgelöst und durch die Schwarze Reichswehr am 26. August 1919 niedergeschlagen.

Beitrag Sa 7. Aug 2021, 13:14

Beiträge: 14462
Der zweite Aufstand, ebenfalls von Alfons Zgrzebniok angeführt, brach in der Nacht vom 19. auf den 20. August 1920 aus und dauerte bis zum 25. August. Seine Ursache lag im Polnisch-Sowjetischen Krieg und der Schlacht bei Warschau 1920. In Erwartung der Eroberung der Stadt durch die Rote Armee kam es am 17. August 1920 zu einer Demonstration, in deren Verlauf die Räume des polnischen Plebiszitkommissariats demoliert und polnische Geschäfte durch prodeutsche Demonstranten geplündert wurden. Kurz vor Ausbruch des zweiten Aufstandes wurde der polnische Abgeordnete Józef Rymer von deutschen Kampftrupps krankenhausreif geschlagen.

Es kam zu Gewalttaten wie dem Niederbrennen des überwiegend von evangelischen Deutschen bewohnten Dorfes Anhalt, wobei durch Unbekannte 14 Gehöfte in Brand gesteckt wurden. In Loslau wurde ein Deutscher getötet und ein weiterer verletzt. Bei der kleinen Ortschaft Josefstal wurden bei einem Überfall zehn Erntearbeiter getötet, darunter einige polnischsprachige aus Ostpreußen. Insgesamt forderte der Aufstand mindestens 35 Tote und mehrere hundert Verletzte. Die Kämpfe wurden auf Betreiben der Internationalen Kommission beendet, nachdem den propolnischen Kräften der Zugang zur vorläufigen Verwaltung und zu Sicherheitskräften zugesichert worden war.

Im zweiten Aufstand agierte auf deutscher Seite die Spezialpolizei des Oberschlesischen Selbstschutzes als militärische Geheimdiensttruppe gegen die polnische Militär-Organisation POW bzw. ihre Bojówka Polska (BP).

Beitrag Sa 7. Aug 2021, 13:15

Beiträge: 14462
Die angespannte Sicherheitslage, Terror und Gegenterror in Oberschlesien vor und während der Volksabstimmung in Oberschlesien am 20. März 1921 kosteten auf beiden Seiten ca. 3000 Menschen das Leben. Am 20. November 1920 ermordeten polnische Nationalisten Theofil Kupka, den sie als Verräter ansahen, weil er vom Weggefährten zum Leiter des Bundes der Oberschlesier geworden war. Aber auch nach der Volksabstimmung (Stimmenverhältnis: 700.605 bzw. 59,6 % für Deutschland, 479.359 bzw. 40,4 % für Polen) besserte sich die Lage kaum. Die Spannungen mündeten in den dritten Aufstand, der in der Nacht vom 2. auf den 3. Mai 1921 ausbrach und bis zum 5. Juli 1921 dauerte. Die polnische Regierung stellte unmissverständlich klar, dass sie den Aufstand missbilligte, und berief Wojciech Korfanty vom Plebiszitkommissarposten ab.

Der dritte Aufstand wurde von Oberst Graf Maciej Mielżyński angeführt. Die unmittelbare Ursache war die Ablehnung des britisch-italienischen Gebietaufteilungsvorschlags (Percival-de Marinis-Linie) durch die propolnische Seite, der drei Viertel Oberschlesiens, darunter alle Industriezentren, bei Deutschland belassen wollte. Zahlreiche polnische Freiwillige, „die nicht in Schlesien beheimatet waren“, beteiligten sich. Damit begann die Besetzung jenes Teils Oberschlesiens, der nach Korfantys Vorstellungen an Polen abgetreten werden sollte. Lediglich die italienischen Völkerbund-Truppen hinderten die Aufständischen am Vormarsch, die französischen Verbände schritten nicht ein. Angehörige von deutschen Freikorps schlossen sich daraufhin im Selbstschutz Oberschlesien (SSOS) zusammen und begannen mit der Gegenwehr. Die letzten Kämpfe des Aufstandes fanden im Mai 1921 in der Gegend um den St. Annaberg statt. Die Entscheidung fiel am 21. Mai 1921 mit dem erfolgreichen Sturm auf den Annaberg durch den SSOS. Den Aufstand beendete am 5. Juli 1921 auf Druck der Interalliierten Regierungs- und Plebiszitskommission für Oberschlesien ein Waffenstillstandsabkommen. Korfanty beugte sich diesem Druck, wollte den Aufstand nur als eine militärische Manifestation sehen und befahl die Beendigung der Kämpfe. Dafür wurde er von der militärischen Aufstandsführung, u. a. durch Oberst Mielżyński, scharf kritisiert.

Korfanty setzte sich dennoch durch und konnte den 1921 in Paris auf einer Botschafterkonferenz unterzeichneten Teilungsvorschlag (2/3 Deutschland, 1/3 Polen) als eigenen Erfolg feiern.

Die italienischen Soldaten der Interalliierten Kommission bezahlten diesen Einsatz mit 19 Gefallenen und 34 Verletzten.

Beitrag Sa 7. Aug 2021, 13:18

Beiträge: 14462
Polen MiNr. 2078 erschien zum Gedenken an den 50. Jahrestag des 3. schlesischen Aufstands:

003 (7).jpg
Liebe Grüße
Rüdiger

Beitrag Sa 7. Aug 2021, 13:22

Beiträge: 14462
Polen MiNr. 2078 wurde auch in Block 45 ausgegeben:

004 (2).jpg
Liebe Grüße
Rüdiger


Zurück zu Geschichte