Ich melde mich nach der Rückkehr von der Messe in Essen mit reichlich Beute zurück, die es hier im Forum zu zeigen gilt!
Beginnen möchte ich mit meinem letzten Einkauf am Samstag Nachmittag, also nachdem die entsprechenden Händlerkisten bereits drei Tage lang von zahlreichen anwesenden Sammlern und Händlern "gesichtet" worden waren.
Diesen Beleg fand ich, korrrekt einsortiert, in der Rubrik "Zensur 2.WK":
Die Beschreibung wurde gleich mitgeliefert:
25 € für eine Doppelzensur ist schon ein stolzer Preis und auch ich hätte für eine "einfache" Doppelzensur GB/D einen so hohen Preis nicht akzeptiert.
Interessant ist die relativ lange Laufzeit vom Aufgabedatum 25.08.1939 bis zum Stempeldatum 14.10.1939 auf der Rückseite.
Hierzu ist festzustellen, dass der Absender den Beleg zwar per Luftpost aufgegeben hatte, jedoch links oben auf der Vorderseite handschriftlich verfügte, dass der Brief "via New York" befördert werden sollte.
Das dürfte dann auch geschehen sein, wurde jedoch leider nicht durch irgendwelche Postvermerke dokumentiert.
Von New York wurde der Brief weitergeleitet nach London, wo er die Zensurstelle durchlief und nach erfolgter Prüfung mit einem Papierklebezettel "OPENED BY CENSOR 1013" wieder verschlossen wurde. Dabei handelt es sich um die erste Type, die nur direkt nach Einrichtung der Zensurstelle eingesetzt wurde und bei welcher das Wort "CENSOR" 53 mm lang ist und die gesamte Inschrift fett gesetzt wurde. Dieser Zettel hatte oben einen Druckvermerk "P.C. 66", der vom Empfänger beim rechtsseitigen Öffnen des mit diesem seltenen Verschlußzettel verschlossenen Beleges leider abgeschnitten worden ist!
Nun aber zurück zum Leitweg dieses Beleges, der von London aus nach Berlin geleitet wurde. Dort war sofort nach Kriegsbeginn in den ersten Tagen des September 1939 die Auslandsbriefprüfstelle Berlin gegründet worden, die ein Gebäude des Berliner Zoos in Berlin-Charlottenburg bezog.
In den ersten beiden Monaten September und Oktober wurden die vorhandenen Devisenzensurverschlußzettel in der ABP Berlin weiterverwendet, erst im Laufe des November 1939 standen neu gedruckte Verschlußzettel "Geprüft Oberkommando der Wehrmacht" zur Verfügung.
Die in der ABP durchgeführte Prüfung dokumentiert ein Handrollstempel "BERLIN-CHARLOTTENBURG 2" mit den Kennbuchstaben "am", der mit dem eingestellten Datum "14.10.1939" den Abschluß der Zensurarbeiten an diesem Beleg in der ABP Berlin dokumentiert.
Dieser Brief paßt somit thematisch perfekt zu dem am 08.05.2017 in diesem Thread gezeigten Beleg:
viewtopic.php?f=154&t=241&start=60Und ich konnte das einige Tage zuvor anhand des in der ABP Wien geprüften Beleges erworbene Wissen sofort anwenden, um diesen interessanten Beleg aus der Anfangszeit der ABP Berlin sofort richtig deuten zu können!
Also weiterhin "Augen auf bei Tausch und Kauf" und Ihr könnt immer und überall solche noch unentdeckte "Schätzchen" heben.
Liebe Grüße
Rüdiger