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Doppelzensuren

Moderator: Rüdiger



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Diesen Beleg konnte ich aktuell bei ebay erstehen:

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Postkarte, adressiert nach Aarau in der Schweiz, aufgegeben in Barcelona.

Dort erfolgte eine erste Zensur, auf die ein zweizeiliger schwarzer Rahmenstempel hinweist.

Danach durchlief der Beleg die ABP Paris, wo ein roter Handprüfstempel mit einem Durchmesser von 28 mm sowie dem Kennbuchstaben "x" ohne Serifen, Landsmann XP6.2, abgeschlagen wurde.

Bei diesem von Februar 1943 bis Juli 1944 nachgewiesenen weniger häufig zu findenden Stempel zeigen die Flügel des Adlers links auf "k", rechts auf den mittleren Strich des "m".

Der Beleg zeigt außerdem eine sehr seltene chemische Zensur, die mit zwei verschiedenen Chemikalien durchgeführt wurde, einmal mit verdünnter blauer Tinte auf Geheimschriften, die mit dem "Tintenkiller" geschrieben wurden, sowie einmal mit einer Chemikalie, die eine helle Spur hinterlassen hat.

Liebe Grüße
Rüdiger


Beiträge: 14447
Dieser nach Radeberg adressierte Brief wurde am -7. Juli 1944 per Einschreiben in BIRTAN in Rumanien aufgegeben:

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Der Beleg durchlief zunächst die rumänische Zensur, was ein rückseitiger Stempel "CENZURAT" dokumentiert.

Dann wurde er der für Post aus Rümanien zuständigen Auslandsbriefprüfstelle Wien zugeleitet, wo er linksseitig geöffnet und mit einem neutralen Verschlußstreifen der Briefverschlußmaschine wieder verschlossen wurde, was per Stempel der Briefverschlußmaschine, Landsmann GPB3.1, dokumentiert wurde.

Ein breiter, diagonaler Pinselstrich von links oben nach rechts unten auf der Vorderseite wurde als chemische Zensur zur Prüfung auf etwaige Botschaften, geschrieben mit unsichtbarer Tinte, durchgeführt.

Am 24.07.1944 kam der Beleg laut rückseitig abgeschlagenem Tagesstempel dann an seinem Bestimmungsorrt RADEBERG an.

Liebe Grüße
Rüdiger


Beiträge: 14447
Dieser nach Berlin adressierte Brief wurde am 07.11.1942 in GENOVA SESTRI = Genua aufgegeben:

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Rückseitig erfolgte die komplette Angabe der Daten inklusive Ausweisnummer des die Sendung einliefernden Postkunden.

Als Nachweis der Kontrolle der Legitimierung des einliefernden Postkunden brachte der Schalterbeamte auf der Rückseite einen zusätzlichen Blankoabschlag seines Tagesstempels an, der auch zur Entwertung der Frankatur diente.

Der Beleg durchlief die italienische Auslandsbriefprüfstelle Mailand, wurde dort rückseitig geöffnet und mit einem Verschlußzettel mit vertikalen Trennstrichen "VERIFICATO PER CENSURA" wieder verschlossen. Zur Dokumentation wurde rückseitig der Zweikreisstempel "UFFICIO CENSURA POSTA ESTERA II", Außendurchmesser 34 mm, Innendurchmesser 19 mm, abgeschlagen.

Anschließend lief der Brief durch die Auslandsbriefprüfstelle München, die für Post von und nach Italien zuständig war. Dort wurde der Beleg linksseitig geöffnet und nach erfolgter Zensurierung mit der Briefverschlußvorrichtung wieder verschlossen, was mit einem Stempel der Briefverschlußvorrichtung "OKW" in Blau dokumentiert wurde.

Besonders interessant ist der ebenfalls noch komplett erhaltene Inhalt dieses Briefes, der auf jeder einzelnen Seite chemische Zensuren mit mehreren verschiedenen Chemikalien zeigt:

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Seite 1
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Seite 4
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Seiten 1 und 4
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Seiten 2 und 3
Liebe Grüße
Rüdiger

Beitrag Di 25. Aug 2015, 22:52

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Dieser nach "GENEVA" = Genf in der neutralen Schweiz adressierte Brief wurde am 18.03.1944 in Bombay in Indien aufgegeben:

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Der Beleg durchlief die indische Zensur, wurde dort linksseitig geöffnet und nach erfolgter Prüfung mit einem Verschlußzettel "(Wappenrechteck 25 x 18 mm) 260 C / OPENED BY CENSOR" wieder verschlossen. Rückseitig wurde auf diesem Verschlußzettel der in Indien am häufigsten auftretende Achteck-Kronenstempel abgeschlagen, hier in der Form "(Krone) / PASSED / DHC/66". Die Kennung "DH" steht dabei als Kennbuchstabenkombination für Indien! Vorderseitig wurde auf diesem Verschlußzettel ein einzeiliger Prüferstempel "DHC/599" abgeschlagen.

Anschließend durchlief der Beleg die Auslandsbriefprüfstelle Paris, die ab Anfang 1943 auch die Post zwischen dem feindlichen Ausland, hier Indien, und der Schweiz überwachte. In der ABP Paris wurde der Brief rückseitig durch einen senkrechten Schnitt geöffnet und nach erfolgter Prüfung mit einem Verschlußstreifen, Landsmann XV1.1, wieder verschlossen, was zwei auf diesem Verschlußstreifen abgeschlagene Prüferstempel, Landsmann XP6.1, mit dem für die ABP Paris typischen Kennbuchstaben "x" dokumentieren. Als Verstärkung zu dem gedruckten Streifen diente ein 32 mm breiter Streifen aus braunes, senkrecht gestreiftem Papier.

Liebe Grüße
Rüdiger

Beitrag Sa 29. Aug 2015, 22:35

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Mexiko-Stadt = spanisch "Ciudad de México" oder "México D.F." ist die Hauptstadt von Mexiko. Sie gehört zu keinem Bundesstaat, sondern bildet einen bundesunmittelbaren Hauptstadtbezirk = Distrito Federal = "D. F".

Dieser nach Wuppertal-Barmen adressierte Beleg wurde per Einschreiben in Mexico-Stadt aufgegeben:

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Dazu wurde der Beleg offen am Schalter eingeliefert und nach erfolgter Prüfung durch den annehmenden Schalterbeamten wurde der Beleg rückseitig mit zwei Vignetten "CORREIOS MEXICO CORRESPONDENCIAS REGISTRADAS" verschlossen, was mit jeweils zwei Stempelabschlägen dokumentiert wurde.

Anschließend durchlief der Beleg die britische Zensurstelle, wo er linksseitig geöffnet und nach erfolgter Prüfung mit einem Verschlußzettel "P.C. 90 OPENED BY EXAMINER 945" wieder verschlossen wurde.

Vor dem Aufkleben dieses Verschlußzettels wurde die linke untere Ecke des Umschlages mit einem neutralen braunen Klebestreifen verschlossen, wohl weil der Verschlußzettel zu kurz war, um die gesamte linke Seite des Umschlags damit zu verschließen.

Für Post aus Amerika war bis Dezeber 1941 die ABP Frankfurt zuständig.

Auf eine entsprechende Prüfung weisen vier dreistellige Prüferstempel hin, wie sie nur in der ABP Frankfurt im Einsatz waren, Landsmann EK1.1.

Auch der für Einschreiben übliche Nummeratorstempel, hier mit der Nummer "513", stammt von der ABP Frankfurt, Landsmann EK1.4.

Der rote Nummeratorstempel, hier mit der Nummer "36418", kam bei Transitpost zum Einsatz.

Dieser Beleg wurde als recht seltene Besonderheit nach erfolgter Prüfung in der ABP Frankfurt an die ABP Berlin weitergeleitet.

Die Auslandsbriefprüfstelle Berlin hatte diverse Spezialprüfer, z.B. für Patente und Noten.

Andere ABP schickten in dieser Hinsicht auffällig gewordene Poststücke daher geöffnet zur weiteren Spezialprüfung an die ABP Berlin.

Aus diesem Grunde ergibt sich eine Kombination aus Prüfvermerken einer anderen ABP mit Verschlußvermerken der ABP Berlin.

Der Beleg wurde in der ABP Berlin nach erfolgter Spezialprüfung mit einem Verschlußstreifen, Landsmann BV3.2, verschlossen, was drei Abschläge eines laut Landsmann "schwer zu findenden" roten Prüferstempels, Landsmann BP2.3. dokumentieren.

Am 15.11.1941 um 13 Uhr kam der Beleg laut rückseitig abgeschlagenem Tagesstempel an seinem Bestimmungsort "WUPPERTAL-BARMEN" an.

Liebe Grüße
Rüdiger

PS:
Nachdem ich diesen Beleg für 5 € im Ladengeschäft frisch aus einer Händlerkiste ziehen konnte kann den folgenden Hinweis von Herrn Landsmann in seinem Buch somit nur bestätigen:

"Um solche Belege zu erkennen, ist es notwendig, dass man die Prüferstempel und -vermerke aller Prüfstellen kennt. Hier lohnt sich Spezialwissen, denn solche Belege sind recht selten, lagern aber manchmal noch unerkannt als "normale" Zensurbelege in Händlerkisten".

Beitrag Fr 4. Sep 2015, 23:25

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Dieser nach Irland = "Eire" adressierte, am 19.12.1941 in DANVERS, Massachusetts in den USA aufgegebene Luftpostbrief lief durch die britische Zensurstelle, wo er linksseitig geöffnet und mit einem Verschlußzettel "51-2116-G.W.D. P.C. 90 OPENED BY EXAMINER 9037" wieder verschlossen wurde:

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Das im Zweiten Weltkrieg treng neutral gebliebene Irland unterzog alle Auslandssendungen einer genauen Kontrolle. In der irischen Zensurstelle wurde dieser Brief unten geöffnet und nach erfolgter Pürfung mit einem rosa Verschlußzettel "S.P.1. AN SCRÚDÓIR D'OSCAIL 91 OPENED BY CENSOR" wieder verschlossen, wobei die "91" die Prüfernummer darstellt.

Liebe Grüße
Rüdiger

Beitrag So 6. Sep 2015, 13:25

Beiträge: 14447
Dieser Luftpostbrief wurde am 22.01.1945 in Brasilien aufgegeben:

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Der Beleg wurde in der Zensurstelle in Brasilien linksseitig geöffnet und nach erfolgter Prüfung mit einem Verschlußzettel "MINISTERIO DA VIAÇÃO E OBRAS PUBLICAS / DEPARTAMENTO DOS CORREIOS E TELEGRAFICOS / S. P. / ABERTA PELA CENSURA" wieder verschlossen, was ein vorderseitig sowie rückseitig abgeschlagener Prüferstempel "D. F. / 234" dokumentiert:

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Rückseitig wurde am 25.01.1945 ein weiterer Zensurstempel "D.F." in einem Dreieck im Kreis abgeschlagen, den ich bisher nur auf einem Beleg aus der Nachkriegszeit dokumentieren konnte:

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Der Beleg lief dann durch die US-amerikanische Zensurstelle, wo er rechtsseitig geöffnet und mit einem Verschlußzettel "EXAMINED BY", der per Nummerator mit der Prüfernummer "30041" versehen wurde, wieder verschlossen wurde.

Vorderseitig mittig findet sich ein weiterer Prüferstempel "D. F. / 300".

Liebe Grüße
Rüdiger


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Dieser nach Berlin adressierte Brief wurde 1942 von einem Absender aus Madrid in San Sebastian aufgegeben und durchlief die dortige Prüfstelle, wo er linksseitig geöffnet und nach erfolgter Prüfung mit einem braunen Verschußzettel wieder verschlossen wurde:

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Auf der Frankatur wurde der violette Ovalstempel "CENSURA GUBERNATIVA DE COMUNICACIONES SAN SEBASTIAN" abgeschlagen.

Anschließend wurde der Beleg im Deutschen Reich der für Post aus Spanien zuständigen ABP München zugeleitet, wo er erneut linksseitig geöffnet und nach erfolgter Prüfung mit der Briefverschussvorrichtung wieder verschlossen wurde, was ein blauer Stempel der Briefverschlussvorrichtung mit dem Kennbuchstaben "d" dokumentiert.

Der Beleg zeigt vorderseitig sowie rückseitig für die ABP München typische Prüfervermerke.

Liebe Grüße
Rüdiger

Beitrag Mo 14. Sep 2015, 23:44

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Dieser Vordruck einer Kriegsgefangenenpostkarte wurde am 24.04.1944 von einem deutschen Kriegsgefangenen im Lager "XVII" in "Zaghouan(Tunisie)" beschrieben und im Kriegsgefangenenlager geprüft, worauf ein violetter Einkreisstempel "DEPOT P. G. XVII CONTROLE No 17" hinweist.

Im Zweiten Weltkrieg befand sich bei Zaghouan ein französisches Kriegsgefangenenlager, das ab Mitte Mai 1943 mit durchschnittlich 2600 meist deutschen Soldaten belegt war. Im Frühjahr 1945 wurde das Lager aufgelöst.

Einer der kriegsgefangenen deutschen Soldaten dort war "Bernhard Kohlstedt" mit der Gefangenennummer "75575", der diese Karte an seine Frau Maria adressierte, die in "Falkensee bei Berlin" in der "Adolf-Hitlerstr. 75" wohnte.

Im Deutschen Reich angekommen wurde der Beleg der für die Prüfung von Kriegsgefangenenpost deutscher Kriegsgefangener in alliierten Lagern zuständigen ABP Berlin zugeleitet. Dort wurde ein Handprüfstempel, Landsmann BP4.13, abgeschlagen, der lediglich von Januar bis August 1944 in Gebrauch war und daher laut Landsmann "schwer zu findend" ist:

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Liebe Grüße
Rüdiger


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Dieser nach Hannover adressierte Luftpostbrief wurde 1944 in Helsinki in Finnland aufgegeben:

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Der Beleg lief in Finnland durch die Zensurstelle, wo er linksseitig geöffnet und nach erfolgter Prüfung mit einem 38 mm breiten Verschlußstreifen "TARKASTETTU GRANSKAT" sowie der Abbildung eines Löwen wieder verschlossen wurde, was vorderseitig sowie rückseitig per Prüferstempel "TARKASTETTU GRANSKAT 49" dokumentiert wurde.

"Geprüft" = "Tarkastettu" in Finnisch = "Granskat" in Schwedisch

Im Deutschen Reich war für Post aus Finnland eigentlich die ABP Berlin zuständig, wo Durchlaufstempel "Ab" im Einsatz waren.

Dieser Beleg trägt hingegen einen Durchlaufstempel "Ad", katalogisiert als Landsmann DD1.2.1, der in der ABP München im Einsatz war!???

Liebe Grüße
Rüdiger

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