Die Auslandsbriefprüfstelle München war für Sendungen aus dem Deutschen Reich nach Portugal zuständig.
Hier eine Ganzsache, gedruckt 1942 als Inlandspostkarte, katalogisiert als Generalgouvernement MiNr. P 12/02, mit Druckvermerk "III.42.", gebraucht als Auslandspostkarte nach Lissabon in Portugal, wofür ein Porto von 30 Groschen galt, weshalb, wohl mangels eines Postwertzeichens zu 18 Groschen, dieses Exemplar mit einer Zusatzfrankatur von 20 Groschen freigemacht wurde:
Geschrieben wurde diese Postkarte anscheinend am "21.1.1944" in Warschau. Später wurde aus der Monatsangabe "1" dann eine "5" gemacht!
Der prominente Absender dieses Beleges war "Prof. K. Zarankiewicz" = "Professor Kazimierz Zarankiewicz", der sich bei Einlieferung dieser Sendung ins Ausland am Postschalter auswies, was durch den Blankoabschlag des Tagesstempels "WARSCHAU C 1 bp" am "08.6.44" um "0"(?) Uhr dokumentiert wurde.
Zu dieser Zeit hatte Professor Zarankiewicz seine offizielle Professur an der Universität Warschau längst aufgeben müssen und er lehrte an der "Untergrunduniversität" = Underground University in Warschau.
Er tat dies so lange bis er 1944 wegen seiner Teilnahme an der Untergrunduniversität in ein Konzentrationslager in Deutschland deportiert wurde.
Diese Postkarte war adressiert an "Barecki Jósef" in der "R. (= Rua) Alexandre Herculano 41 LISBOA Portugal", was eine Deckadresse in Lissabon für die "Polish Offices" in London war.
Die Postkarte wurde in der ABP München chemisch zensiert, vorderseitig mit einer Chemikalie, rückseitig sogar mit drei verschiedenen Chemikalien.
Rechts unten wurde in der ABP München ein nur von März bis Juni 1944 verwendeter und somit selten zu findender blauer Einkreisstempel "S", Landsmann DK3.7, abgeschlagen.
In Lissabon = "LISBOA" wurde am "20.6.44" um 17 Uhr vorderseitig ein Maschinenstempel als Ankunftsstempel abgeschlagen.
Liebe Grüße
Rüdiger