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Hannover - PRÜFUNGSSTELLE X. ARMEE-KORPS

Di 5. Nov 2013, 17:37

Die "PRÜFUNGSSTELLE X. ARMEE-KORPS HANNOVER" nahm während des Ersten Weltkrieges die Zensur von Zivilpost ins Ausland vor und dokumentierte ihre Arbeit mit dem hier gezeigten Zensurstempel.

Dieser Brief vom 25.10.1915 mit Absender "Deutsche Grammophon-Aktiengesellschaft Hannover" sollte per Einschreiben an einen Geschäftspartner in Kopenhagen in Dänemark gehen:

IMG_0005.jpg
Vorderseitig wurde ein Stempel der Prüfungsstelle in Rot abgeschlagen.

Rückseitig ist der Beleg jedoch deutlich aussagekräftiger:

IMG_0006 - Kopie.jpg
Der offen eingelieferte Brief wurde von der "PRÜFUNGSSTELLE X. ARMEE-KORPS HANNOVER" geprüft und per Einzeiler "Befördern" in hellrot sowie Namenszeichen zur Beförderung freigegeben. Daraufhin wurde der Brief vom "KAISERL. DEUTSCHES POSTAMT HANNOVER" versiegelt. Ferner findet sich ein Tagesstempelabschlag aus Kopenhagen vom 27.10.1915 als Ankunftsstempel.

Liebe Grüße
Rüdiger

Re: Hannover - PRÜFUNGSSTELLE X. ARMEE-KORPS

Di 5. Nov 2013, 18:54

Die "PRÜFUNGSSTELLE X. ARMEE-KORPS HANNOVER" nahm während des Ersten Weltkrieges die Zensur von Zivilpost ins Ausland vor und dokumentierte ihre Arbeit mit dem hier gezeigten Zensurstempel.

Auch portofreie Kriegsgefangenen-Sendungen ins Ausland, die ganz normal über den Briefkasten aufgegeben wurden, wie dieser Brief vom 22.04.1915 aus Hannover an das Dänische Rote Kreuz in Kopenhagen, lief durch diese Zensurstelle:

IMG_0007 - Kopie.jpg
IMG_0008 - Kopie.jpg
In diesem Falle wurde der Zensurstempel in Schwarz abgeschlagen und vom Prüfer um eine handschriftliche "22" ergänzt. Das war vermutlich seine Prüfernummer. Auch in diesem Falle wurde ein Einzeiler "Befördern.", dieses mal ebenfalls in Schwarz, abgeschlagen. Laut Ankunftsstempel kam der Brief am 30.04.1915 in Kopenhagen an.

Liebe Grüße
Rüdiger

Hannover - PRÜFUNGSSTELLE X. ARMEE-KORPS

Mi 6. Nov 2013, 16:51

Die Prüfung der ein- und ausgehenden Post von Kriegsgefangenen wurde grundsätzlich in dem Stammlager durchgeführt, dem der Gefangene zugeteilt war. Für kranke und verwundete Kriegsgefangene trat an die Stelle des Stammlagers das Lazarett oder Krankenhaus, in welchem der Pflegling Aufnahme gefunden hatte.

Hier ein solches Beispiel:

Diese Postkarte wurde am 02.10.1916 im Reservelazarett V in Hannover von einem britischen Kriegsgefangenen geschrieben:

IMG_0002.jpg
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Sie trägt als lokale Zensur vorderseitig einen Einzeiler "Reservelazarett V, Hannover" und ein Namenszeichen.

Anschließend wurde die Postkarte an die Prüfungsstelle beim X. Armee-Korps geleitet und dort zensuriert, worauf der Einkreisstempel hinweist. Daneben wurde ein zweizeiliger Rahmenstempel "F. a. Befördern" abgeschlagen sowie ein Namenszeichen dazu gesetzt.

Das "F. a." steht übrigens für "Fristgemäß abgefertigt". Seine Entstehung verdankt dieser Stempel den Beschwerden über die entgegen dem Genfer Abkommen verzögerte Abfertigung von Kriegsgefangenenpost, die gegen Ende 1914 aufgrund eines sehr starken Sendungsaufkommens verursacht worden war. Die Einhaltung der Frist bezog sich ausschließlich auf die Zensurbehandlung der Sendung, wobei üblicherweise eine Frist von 10 Tagen in der Zensurstelle eingehalten wurde!

So wurde dieser Beleg am 12.10.1916 in Hannover der Post übergeben und nach England geleitet.

In London wurde am 24.10.1916 ein roter Maschinen-Bandstempel abgeschlagen. Vermutlich lief die Postkarte nach Ankunft in London auch dort zunächst durch die Zensurstelle, wobei auch hier die Frist gewahrt wurde.

So kommt man bei diesem Beleg gleich auf insgesamt zweimal 10 Tage Frist!

Liebe Grüße
Rüdiger
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