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Rohrpost Berlin

Moderator: Rüdiger


Beitrag So 9. Okt 2016, 19:43

Beiträge: 319
Wohnort: Itzehoe
Die Rohrpost in Berlin bestand vom 18. November 1865 bis 1963 in West-Berlin und bis 1976 in Ost-Berlin.

Während das Ost-Berliner Rohrpostnetz aufgrund der Zentralstellung des Haupttelegraphenamtes weiterhin funktionstüchtig blieb, erdachte die jetzt neu eingerichtete West-Berliner Postverwaltung ein neues System der Schnellpost. Dieses am 1. März 1949 eingeführte Ersatzsystem verband die verbliebenen Rohrpostlinien mit den Möglichkeiten, die schnell zu befördernde Post auch mit Kfz, Motorrad, Straßenbahn, Fahrrad, Fußbote etc. zu befördern. Auf diese Weise wurden die jetzt fehlenden Verbindungen überbrückt und West-Berlin flächendeckend mit einem Schnellpostsystem versehen, das hocheffizient war: der Postschnelldienst Berlin. Dieser wurde später – in dem Maße wie die Rohrpost innerhalb des Systems an Bedeutung gewann und sogar neue Strecken gebaut wurden – in Rohrpost-Schnelldienst umbenannt.
Die Gebühren für einfache Sendungen innerhalb des Postschnelldienstes betrugen zunächst 1 DM-Ost vom 1. März 1949 bis zum 31. März 1949. Man durfte natürlich auch in DM-West bezahlen, was jedoch kaum jemand tat. Daher sind Freimachungen auf Sendungen des Postschnelldienstes im März 1949 mit Rotaufdruck-Marken von Berlin oder mit Marken der Serie Bauten I selten. Ab 1. April 1949 wurde die DM-West von der West-Berliner Post als das einzige gültige Zahlungsmittel für ihre Leistungen anerkannt, was zur Folge hatte, dass jetzt ausschließlich 1 DM-West zu zahlen war. Später wurde die Gebühr auf 80 Pfennig gesenkt. War das Porto für den Postschnelldienst ein einheitliches Porto, das nicht aus einzelnen Leistungen zusammengesetzt war, so wurde mit der Aufhebung des Postschnelldienstes wieder ein zusammengesetztes Porto erhoben, wenn man wie zu Zeiten des Postschnelldienstes die Kombination von Rohrpostbeförderung und Eilzustellung nutzen wollte. Jetzt kostete die Rohrpostbeförderung 20 Pfennig und die Eilzustellgebühr 60 Pfennig. Es kamen die Gebühren für eine Ortspostkarte von 8 Pfennig oder für einen Ortsbrief der ersten Gewichtsstufe von 10 Pfennig hinzu. Damit kam die Aufhebung des Postschnelldienstes einer Portoerhöhung gleich.
Am 28. Februar 1963 wurde infolge der immer besseren Ausstattung des Westteils der Stadt mit Telefonen und Telexapparaten die Rohrpost für den öffentlichen Verkehr eingestellt. Zur gleichen Zeit wurde in anderen Städten wie z. B. Hamburg festgestellt, dass man die Postmengen angesichts des zunehmenden Straßenverkehrs nicht mehr oberirdisch bewältigen könne, wenn man schnell sein wolle, und Rohrpost-Neubauten daher erforderlich seien.
Für innerbetriebliche Zwecke wurde die Rohrpost in West-Berlin trotz der Stilllegung für die Öffentlichkeit noch eine Zeit lang genutzt. 1972 wurde der Betrieb der Rohrpost Berlin West endgültig eingestellt.

(Quelle: Wikipedia)

Faltbrief der Staatsanwaltschaft mit Freistempelabdruck und dem entsprechenden "Rohrpost und Eilboten" - Zettel

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Gruß Rainer
Meine Leidenschaft: moderne Postgeschichte bis 1965 und Dauerserien :D

Beitrag Mi 7. Dez 2022, 00:47

Beiträge: 14408
Haben Sie schon einmal von der "Kleinen U-Bahn" Berlins gehört, von surrenden Blitzfahrten, nur einen Meter unter dem Bürgersteig?
Lassen Sie sich zu einer interessanten und überaus spannenden Reise in die Geschichte der Stadtrohrpost einladen!
Buchstäblich unter den Füßen der Berliner flitzten einst die Rohrpostbüchsen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 16 Metern in der Sekunde dahin.
Mehr als 100 Jahre lang, etwa von 1865 bis 1970, zählte die Rohrpost zu den wichtigsten städtischen Kommunikationsmitteln, und sie wurde auch als ein Synonym für den weltstädtischen Rang Berlins durchaus wahrgenommen.
Hier soll berichtet werden über die (weltweite) Entwicklung, die wechselvolle Historie und den (vorläufigen) Niedergang eines fast in Vergessenheit geratenen kleinen Wunderwerks der Technik- und Verkehrsgeschichte.

Ganzsache "Rohrpost-Karte", MiNr. RP 8, mit Tagesstempel der Berliner Rohrpost "BERLIN, N. P 55 (R 14)", adressiert nach "Köpenickerstraße 150" = handschriftlich Berlin "33" in Rot, mit Ankunftstempel "BERLIN.S.O. 33 22.7.95 12 III N":

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Liebe Grüße
Rüdiger2357

Beitrag Fr 20. Jan 2023, 19:04

Beiträge: 14408
Postkarten im Fernverkehr kosteten 1938 6 Pf Porto.

In Berlin war es möglich, solche Postkarten per Rohrpost bis zum Bahnhof befördern zu lassen, damit sie dann per Bahnpost schneller zum Empfänger gelangen konnten.

Diese Postkarte stellt ein solches Beispiel dar:

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Die Postkarte wurde am 14.05.1938 um 18 Uhr in BERLIN-CHARLOTTENBURG aufgegeben und die Frankatur wurde mit einem Sonderstempel zum "Fußball-Länderspiel England-Deutschland" entwertet.

Dann wurde diese Postkarte per Berliner Rohrpost nach BERLIN N 4 befördert, wo sie um 19 Uhr 30 ankam.

Laut handschriftlichem Vermerk erreichte die Sendung somit bereits am 15.05.1938 ihren Bestimmungsort Hamburg.

Liebe Grüße
Rüdiger2357

PS:
Dieses Länderspiel Deutschland - England endete übrigens mit dem Ergebnis 3:6:
https://www.dfb.de/datencenter/laenders ... on/2137033

Beitrag Fr 20. Jan 2023, 19:16

Beiträge: 14408
Postkarte mit Eindruck 5 Pf Dauerserie Hindenburg, dem Ortstarif entsprechend, mit Zusatzfrankatur von 51 Pf zur Abdeckung der Gebühr von 50 Pf für die Beförderung per Rohrpost innerhalb von Berlin:

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Die am 25.10.1938 um "3 N" = 15 Uhr in Berlin-Schöneberg aufgegebene Postkarte wurde per Rohrpost nach Berlin "87" befördert, wo sie laut Tagesstempel um 16 Uhr 10 ankam. Dann wurde diese Postkarte vom Eilboten "3" übernommen und dem Empfänger zugestellt.

Liebe Grüße
Rüdiger2357

Beitrag Di 14. Mär 2023, 00:11

Beiträge: 14408
Ganzsache "Rohrpost-Karte", MiNr. RP 8, aufgegeben am 08.04.1895 in "BERLIN,N.W. 66", befördert per Berliner Rohrpost nach Berlin "59", wie oben links mit Rotstift vermerkt:

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Angekommen in "BERLIN, S. 59" am 08.04.1895 um 9 Uhr vormittags.

Dort wurde die "59" mit Blaustift durchgestrichen, durch eine "29" ersetzt und diese Postkarte wurde erneut per Rohrpost befördert nach "BERLIN, S.W.
P 29 (R 19)", wo sie dann zugestellt wurde.

Liebe Grüße
Rüdiger2357

Beitrag Di 14. Mär 2023, 00:56

Beiträge: 14408
Postkarte im Ortsverkehr Berlins, Porto 5 Pf, per "Rohrpost und Eilboten", Porto 50 Pf, ergibt die Portostufe 55 Pf, hier aufgegeben am 03.11.1937 um 18 Uhr in BERLIN W 8, adressiert nach "Berlin SO 36":

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Oben links wurde per Rotstift vermerkt "17", der Beleg wurde per Rohrpost befördert und kam am 03.11.1937 um 18:30 Uhr in "BERLIN O 17" an und wurde vom Zusteller "33" zugestellt!

Liebe Grüße
Rüdiger

Beitrag Di 14. Mär 2023, 23:06

Beiträge: 14408
Ganzsache Deutsches Reich "Rohrpost-Karte", MiNr. RP 15, aufgegeben am 19.04.1910 in "BERLIN,C 25", befördert per Berliner Rohrpost nach Berlin "68", wie oben links mit Rotstift vermerkt:

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Angekommen in "BERLIN, S.W. 68" am 19.04.1910 um 4 Uhr 30 nachmittags.

Dort wurde die "68" mit Blaustift durchgestrichen, durch eine "48" ersetzt und diese Postkarte wurde erneut per Rohrpost befördert, kam um 5 Uhr 10 nachmittags in "BERLIN, S.W. 48" an und wurde vom Eilboten "10" zugestellt wurde.

Liebe Grüße
Rüdiger2357

Beitrag Di 14. Mär 2023, 23:31

Beiträge: 14408
Ganzsache Deutsches Reich "Rohrpost-Brief", MiNr. RU 6, aufgegeben am 13.08.1909 in "CHARLOTTENBURG 2", befördert per Berliner Rohrpost:

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Angekommen in "CHARLOTTENBURG P1 (R 25)" am 13.08.1909 um 4 Uhr 40 nachmittags.

Dort wurde dieser Brief vom Eilboten "7" zugestellt!

Liebe Grüße
Rüdiger2357

Beitrag Mi 15. Mär 2023, 10:06

Beiträge: 14408
Ganzsache Deutsches Reich "Rohrpost-Brief", MiNr. RU 6, aufgegeben am 20.11.1907 in "BERLIN W 35", befördert per Berliner Rohrpost:

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Die Beförderung per Rohrpost erkennt man an dem zusätzlichen Tagesstempel mit Zeitangabe "BERLIN W. 35" mit exakter Zeitangabe "5 40N"
(statt "5-6N" im normalen Tagesstempel, der nur einmal pro Stunde umgestellt wurde!).

Laut handschriftlichem Vermerk "24" in Rot wurde dieser Brief per Rohrpost nach Berlin 24 geleitet, wo er laut rückseitig abgeschlagenem Tagesstempel um "6 - N" ankam und dann vom Boten "13" dem Empfänger zugestellt zu werden, was diesem laut handschriftlichem Vermerk erst am 21.11.1907 "Nachts 1 h" gelang!

Liebe Grüße
Rüdiger2357

Beitrag Mi 15. Mär 2023, 12:18

Beiträge: 14408
Postkarte mit eingedruckter Freimarke 6 Pf Friedrich Ebert und Zusatzfrankatur 40 Pf Paul von Hindenburg, aufgegeben am 27.03.1933 um 10 Uhr in HAMBURG 4, adressiert nach "Berlin-Steglitz":

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Diese Postkarte kam in Berlin an und wurde laut handschriftlichem Vermerk in Rot "St" per Rohrpost nach "BERLIN STEGLITZ 1" weiterbeförderrt, wo sie laut Tagesstempel am 27.03.1933 um 18 Uhr 10 ankam.

Liebe Grüße
Rüdiger

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