Joseph von Fraunhofer gibt der Physik 1814 ein Rätsel auf, als er durch ein Fernrohr einen Sonnenstrahl betrachtet. Er hängt dunkle Vorhänge vor die Fenster, positioniert ein Prisma und sein Fernrohr. Dann öffnet er die Vorhänge einen winzigen Spalt. Ein Sonnenstrahl fällt herein, trifft auf das Prisma und wird gebrochen. Durch sein Fernrohr sieht Fraunhofer das Licht in Regenbogenfarben. Doch er sieht kein durchgehendes Farbband. Er entdeckt schwarze Linien im Farbspektrum.
Woher kommen die Linien? Fraunhofer führt sein Experiment fort. Im Sonnenlicht zählt er 574 Linien. Er dokumentiert Lage und Breite. Mit diesen Daten kann er die Qualität optischer Linsen messen und verbessern. Das bringt seiner Firma Erfolg. Die Frage, woher die Linien kommen, verfolgt der Unternehmer nicht weiter. Warum auch.
In der Physik wiederholt sich die Frage: Warum sollte man erforschen, woher Fraunhofers Spektrallinien kommen? Aus Neugier, lautet die einfache Antwort. Um einem Rätsel der Natur auf die Spur zu kommen. Um die Natur zu verstehen. Mehr als 100 Jahre beschäftigen die Spektrallinien Chemiker und Physiker. Sie lösen das Rätsel schrittweise. Der erste Schritt führt die Forscher Bunsen und Kirchhoff 1860 zu den chemischen Elementen. Im zweiten Teil blickt der Physiker Niels Bohr 1913 direkt ins Atom. Die letzte Erklärung liefert Erwin Schrödinger 1926 mit einer Formel für wellenartige Elektronen.
Damit gibt Schrödinger die Antwort auf die Frage, woher Fraunhofers Spektrallinien kommen. Sie entstehen, weil auf der Sonne Elemente vorkommen, in deren Atomen wellenartige Elektronen die Flugbahn wechseln und dabei Licht schlucken. Das konnte Fraunhofer 1814 nun wirklich nicht ahnen.
Quelle: © Text: Eva Prost, siehe
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Rüdiger