Foren-Übersicht Themen des Monats 2016 Thema des Monats September 2016 - Nachgebühr Doppelter Fehlbetrag als Nachporto

Doppelter Fehlbetrag als Nachporto

In diesem Monat versuchen wir uns mal gemeinsam an einem postgeschichtlichen Thema: "Nachgebühr"
Mit "Nachgebühr" bzw. "Nachentgelt" wurden Postsendungen belegt, für die der Empfänger etwas zahlen mußte, bevor er die Sendung von der Post ausgehändigt bekam!
Ich verspreche Euch hiermit die Einführung in ein sehr interessantes, wenn auch recht schwieriges Sammelgebiet.
Gerne dürft Ihr Eure mit "Nachgebühr" belegten Sammelobjekte hier vorstellen, auch oder gerade wenn Ihr selbst noch keine Beschreibung dazu abgeben könnt.
Vielleicht sind wir mit vereinten Kräften dann doch in der Lage, den einen oder anderen Beleg zu deuten!???
Ich bin wie immer sehr gespannt, wie sich dieses Monatsthema entwickeln wird!???
Liebe Grüße
Rüdiger

Status 11.09.2016: 50 Beiträge haben wir erreicht und einige Fragen konnten bereits beantwortet werden: weiter so!!!
Status 30.09.2016: 92 Beiträge haben wir mit vereinten Kräften im laufenden Monat zusammengebracht, alle Achtung!
Status 23.10.2016: 100 Beiträge!!!

Moderator: Rüdiger


Beitrag Sa 3. Sep 2016, 22:05

Beiträge: 14453
In den Anfangsjahren des Deutschen Reiches wurde bei nicht ausreichend frankierten Belegen jeweils das Doppelte des Fehlbetrages als Nachporto erhoben.

Hier als Beispiel ein gemäß der ersten Gewichtsstufe bis 15 Gramm mit 10 Pfennig frankierter Brief vom 15.10.1887 aus Berlin, adressiert nach Göttingen:

IMG5_0002 - Kopie.jpg
Der Brief war schwerer als die für die erste Gewichtsstufe maximal zulässigen 15 Gramm und entsprach somit der zweiten Gewichtsstufe, für die ein Porto von 20 Pfennig galt.

Handschriftlich wurde in Blaustift daher oben links eine "2" für die zweite Gewichtsstufe vermerkt.

Das Doppelte des Fehlbetrages von 10 Pfennig, also "20" Pfennig, wurden in Blaustift vermerkt und beim Empfänger als Nachporto erhoben.

Interessant ist bei diesem Beleg der handschriftliche Vermerk "Kastenbrief", der dezent darauf hinweist, dass dieser Brief nicht etwa in Berlin am Schalter eingeliefert wurde, sondern in einen der in Berlin aufgestellten Briefkästen eingeworfen wurde.

Liebe Grüße
Rüdiger


Beiträge: 14453
Zum Thema "Historische Briefkästen" passend erschien in der DDR dieser Zusamendruck:

Stamps_of_Germany_(DDR)_1985,_MiNr_Zusammendruck_2924-2927.jpg
Liebe Grüße
Rüdiger


Beiträge: 14453
Weiter geht es mit diesem gemäß der ersten Gewichtsstufe bis 15 Gramm mit 10 Pfennig Germania Reichspost frankierten Brief vom 14.08.1900 ab MÜNDER, adressiert nach Wennigsen:

IMG5_0002.jpg
Auch dieser Brief muß schwerer gewesen sein als 15 Gramm, weshalb das Doppelte des Fehlbetrages von 10 Pfennig, also "20" Pfennig in Blaustift vermerkt und beim Empfänger als Nachporto erhoben wurde.

Liebe Grüße
Rüdiger


Beiträge: 14453
Vom 01.07.1906 bis zum 01.08.1916 betrug die Gebühr für eine Postkarte im Ortsverkehr sowie im Fernverkehr 5 Pfennig. Wurde die Postkarte ohne Freimachung aufgegeben dann wurden "10" Pfennig in Blaustift als Nachporto ausgewiesen und beim Empfänger kassiert.

Bei der relativ langen Zeitdauer, während der dieses möglich war, sollte es nicht allzu schwierig sein, sich so behandelte Postkarten im Ortsverkehr sowie im Fernverkehr als Belege für die eigene Sammlung zu beschaffen!???

Hier eine Postkarte, aufgegeben am 13.08.1908 in Berlin SW, adressiert nach Berlin O, mit Ankunftsstempel Berlin NO, also im Ortsverkehr gelaufen:

IMG5_0001.jpg
Und hier eine Postkarte, aufgegeben am 28.10.1908 i Zwickau, adressiert nach Frankfurt am Main, mit einem Tagesstempel Frankfurt (Main) 1 vom "29.10.08. 1-2N." sowie einem Tagesstempel FRANKFURT(MAIN) SACHSENHAUSEN vom "29.10.08. 4-5N.", also im Fernverkehr gelaufen:

IMG5.jpg
Liebe Grüße
Rüdiger


Beiträge: 14453
Vom 01.10.1918 bis zum 30.09.1919 betrug die Gebühr für eine Postkarte im Fernverkehr 10 Pfennig.

Wurde die Postkarte ohne Freimachung aufgegeben dann wurden "20" Pfennig in Blaustift als Nachporto ausgewiesen und beim Empfänger kassiert.

Wegen der relativ kurzen Zeitspanne für diese Portostufe muß man nach einem solchen Beleg schon gezielter suchen!

Hier eine solche Postkarte mit "20" Pfennig Nachporto, die, nach "Oedt" adressiert, am 23.12.1918 in ST. WENDEL aufgegeben wurde:

IMG5 - Kopie.jpg
Liebe Grüße
Rüdiger


Beiträge: 14453
Dieser nach Chemnitz adressierte Brief wurde am 20.05.1919 der ersten Gewichtsstufe bis 20 Gramm entsprechend frankiert mit 15 Pfennig in Westeregeln aufgegeben:

IMG5_0002.jpg
Der Brief wog jedoch "45" Gramm und fiel somit in die Gewichtsstufe "II", für die die Portostufe 25 Pfennig galt.

Das Doppelte des Fehlportos in Höhe von 10 Pfennig, also "20" Pfennig, wurden in Blaustift als Nachporto ausgewiesen und beim Empfänger kassiert.

Liebe Grüße
Rüdiger


Beiträge: 14453
Vom 06.05.1920 bis zum 31.03.1921 betrug das Porto für eine Postkarte im Fernverkehr 30 Pfennig.

Hier eine nach Meerane adressierte, am 16.08.1920 in Greifswald unfrankiert aufgegebene Postkarte, die leider registergelocht wurde:

IMG5_0003 - Kopie.jpg
Als Nachporto wurden "60" Pfennig als das Doppelte des Fehlportos erhoben.

Liebe Grüße
Rüdiger


Beiträge: 14453
Bei dieser am 09.06.1920 in HOHENHAUSEN aufgegebenen "Soldatenkarte" wurde keine Portofreiheit anerkannt und mit "60" Pfennig das Doppelte der Gebühr für eine Postkarte im Fernverkehr als Nachporto erhoben:

IMG5_0003.jpg
Liebe Grüße
Rüdiger


Beiträge: 14453
Dieser nach Essen adressierte Brief wurde am 02.02.1922 in Volpriehausen aufgegeben, als Fernbrief der ersten Gewichtsstufe bis 20 Gramm portorichtig mit 200 Pfennig frankiert:

IMG5_0001 - Kopie.jpg
Da der Brief für die erste Gewichtsstufe zu schwer war wurde das Doppelte der Differenz zu dem für die zweite Gewichtsstufe von 21 bis 100 Gramm geltenden Porto in Höhe von 300 Pfennig als "200" Pfennig Nachporto erhoben.

Liebe Grüße
Rüdiger


Beiträge: 14453
Vom 01.04.1900 bis zum 30.09.1919 betrug die Gebühr für eine Postkarte ins Ausland 10 Pfennig.

Kamen Postkarten aus dem Ausand ohne Freimachung im Deutschen Reich an, dann wurden entsprechend dem Doppelten des Fehlportos "20" Pfennig als Nachporto ausgewiesen und beim Empfänger kassiert.

Wegen der recht langen Zeitdauer, während der diese Behandlung eingehender Auslandssendungen möglich war sind solche Belege nicht selten, können aber durchaus interessant sein!

Hier eine solche, am 03.01.1902 in MUSTAPHA in Algerien unfrankiert aufgebene Postkarte nach BURGSTEINFURT, belegt mit "20" Pfennig Nachporto:

IMG5_0007.jpg
Liebe Grüße
Rüdiger

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