Foren-Übersicht Themen des Monats 2016 Thema des Monats September 2016 - Nachgebühr Nachgebühr wegen ungültiger Postwertzeichen

Nachgebühr wegen ungültiger Postwertzeichen

In diesem Monat versuchen wir uns mal gemeinsam an einem postgeschichtlichen Thema: "Nachgebühr"
Mit "Nachgebühr" bzw. "Nachentgelt" wurden Postsendungen belegt, für die der Empfänger etwas zahlen mußte, bevor er die Sendung von der Post ausgehändigt bekam!
Ich verspreche Euch hiermit die Einführung in ein sehr interessantes, wenn auch recht schwieriges Sammelgebiet.
Gerne dürft Ihr Eure mit "Nachgebühr" belegten Sammelobjekte hier vorstellen, auch oder gerade wenn Ihr selbst noch keine Beschreibung dazu abgeben könnt.
Vielleicht sind wir mit vereinten Kräften dann doch in der Lage, den einen oder anderen Beleg zu deuten!???
Ich bin wie immer sehr gespannt, wie sich dieses Monatsthema entwickeln wird!???
Liebe Grüße
Rüdiger

Status 11.09.2016: 50 Beiträge haben wir erreicht und einige Fragen konnten bereits beantwortet werden: weiter so!!!
Status 30.09.2016: 92 Beiträge haben wir mit vereinten Kräften im laufenden Monat zusammengebracht, alle Achtung!
Status 23.10.2016: 100 Beiträge!!!

Moderator: Rüdiger



Beiträge: 14453
Stellen sich als Frankatur auf Briefsendungen verklebte Postwertzeichen als ungültig heraus, dann wurden diese mit Blaustift umrahmt und der Beleg wurde mit Nachgebühr belegt, die ebenfalls mit Blaustift notiert wurde.

Hier ein solches Beispiel, bei dem die in Frankreich ausgegebene Europamarke in 7842 KANDERN in der Bundesrepublik Deutschland am 17.09.1965 nicht gültig war:

IMG5_0001.jpg
Die Sendung ist als Postkarte nach 3011 Gleidingen adressiert, lief also innerhalb der Bundesrepublik Deutschland und kostete als Postkarte in Fernverkehr im Jahr 1965 ein Porto von 15 Pfennig.

Hinzu kam eine im Jahre 1965 geltende Einziehungsgebühr in Höhe von 30 Pfennig, so daß der Empfänger 45 Pfennig als Nachgebühr zu zahlen hatte, worauf ein dreizeiliger Nachgebührstempel in Rot mit der Kennziffer "39" hinweist.

Liebe Grüße
Rüdiger


Beiträge: 14453
Der nächste Beleg ist postgeschichtlich so richtig spannend:

IMG5.jpg
Beschreiben wir zunächst, was wir sehen:

Diese nach Dresden adressierte Postkarte wurde am 23.10.1940 in LUXEMBURG 2 aufgegeben, frankiert mit einem Postwertzeichen der Dauerserie Hindenburg des Deutschen Reiches der Wertstufe zu 6 Pfennig.

Das Postwertzeichen wurde nicht entwertet, der Tagesstempel LUXEMBURG 2 wurde daneben abgeschlagen. Es wurde ein Stempel "T" in Schwarz abgeschlagen sowie per Blaustift ein Betrag in Höhe von "15" Pfennig ausgewiesen, die als "Nachgebühr" erhoben wurden, worauf ein Einzeiler in Rot hinweist.

Hier nun mein Versuch einer Deutung dieses Beleges:

Luxemburg unterstand nach dem am 10.05.1940 erfolgten Einmarsch der deutschen Wehrmacht einem Chef der deutschen Zivilverwaltung.

Am 01.10.1940 waren die Freimarken der Dauerserie Hindenburg mit Aufdruck "Luxemburg" erschienen, die bis 31.12.1941 gültig waren.

Ab 01.04.1941 waren zusätzlich zu den Marken mit Aufdruck auch die Marken des Deutschen Reiches gültig, somit auch die Freimarken der Dauerserie Hindenburg ohne Aufdruck.

Am 23.10.1940, als dieser Beleg aufgegeben wurde, war das Postwertzeichen ohne Aufdruck "Luxemburg" dort somit nicht gültig und wurde daher nicht als Frankatur anerkannt.

Da Luxemburg weiterhin als Ausland galt wurde der bei Unterfrankierung im internationalen Verkehr übliche Taxstempel "T" abgeschlagen.

Für eine Postkarte aus dem besetzten Luxemburg galt statt der sonst für eine Postkarte ins Ausland geltenden 15 Pfennig als Sondertarif eine Portostufe in Höhe von 10 Pfennig.

Das Eineinhalbfache dieses Fehlportos in Höhe von 10 Pfennig, also "15" Pfennig, wurde als Nachgebühr erhoben.

Wie Ihr seht können solche Nachgebührbelege es so richtig in sich haben, selbst wenn sie wie dieser Beleg auf den ersten Blick wie Standardware aussehen!!!

Also Augen auf bei Tausch und Kauf und zeigt uns "Euren" Beleg mit Nachgebühr, damit wir gemeinsam eine Deutung in Angriff nehmen können.

Liebe Grüße
Rüdiger


Beiträge: 14453
Diese nach Pössneck adressierte Postkarte wurde am 03.03.1909 in Stettin aufgegeben:

IMG5_0001 - Kopie.jpg
Als Postkarte im Fernverkehr wurde sie portorichtig mit 5 Pfennig frankiert.

Das zur Freimachung verwendete Postwertzeichen der Ziffernserie war jedoch bereits am 31.12.1902 ungültig geworden.

Dieser Umstand wurde durch Umrahmung des Postwertzeichens in Blaustift dokumentiert und der Tagesstempel "STETTIN 3.3.09.5-6N." wurde daneben gesetzt.

Als Nachporto wurde das Doppelte des Fehlbetrages in Höhe von 5 Pfennig, also "10" Pfennig fällig, was in Blaustift vermerkt wurde. In Pössneck kam der Beleg am 04.03.09 an.

Liebe Grüße
Rüdiger


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