Foren-Übersicht Basiswissen über Briefmarken Begriffsdefinition Aufdruck - Überdruck

Begriffsdefinition Aufdruck - Überdruck

Hier sollen grundlegende Informationen zu philatelistischen Fachbegriffen sowie interessante Aspekte der Philatelie dargestellt werden.

Moderator: Rüdiger



Beiträge: 310
Hallo in die Runde der @Fachleute,

vielleicht ist es Euch auch schon mal so ergangen, da spricht man mal schnell etwas aus, was in der Fachwelt u.U. eine ganz andere Bedeutung hat.
Kann auch sein, dass es richtig ist, nur der Gegenüber hat eine andere Auffassung.

So kommt der normale Sammler ins "Schwimmen", wann spricht man von einem Aufdruck und wann von einem Überdruck? :idea:
Hat dazu jemand auch passende Beispiele? Das wäre nämlich eine große Hilfe. :)

Grüße
LR/07/576/GL

Beitrag So 28. Jun 2015, 12:01

Beiträge: 14401
Als Überdruck wird laut wikipefia ein nach dem eigentlichen Druck der Briefmarken vorgenommener zweiter Druck bezeichnet, der über den gesamten Druckbogen reicht. Zumeist handelt es sich dabei um einen zarten Farbdruck, der mitunter zur Verbesserung der Bildwirkung, häufiger jedoch als Sicherheits- bzw. Schutz-Überdruck vorgenommen wird.

Dem Ziel, Fälschungen von Briefmarken zum Schaden der Post zu verhindern, dienten z. B. farbige Netzwerk-Überdrucke, wie wir sie bei den 1856 im Königreich Hannover herausgegebenen Freimarken finden.

Hannover_1856_10_Wappen_mit_Netzwerk.jpg
„<a href="https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Hannover_1856_10_Wappen_mit_Netzwerk.jpg#/media/File:Hannover_1856_10_Wappen_mit_Netzwerk.jpg">Hannover 1856 10 Wappen mit Netzwerk</a>“ von scanned by <a href="//commons.wikimedia.org/wiki/User:NobbiP" title="User:NobbiP">NobbiP</a> - scanned by <a href="//commons.wikimedia.org/wiki/User:NobbiP" title="User:NobbiP">NobbiP</a>. Lizenziert unter Gemeinfrei über <a href="https://commons.wikimedia.org/wiki/">Wikimedia Commons</a>.
Während diese bei wikipedia gezeigte Marke trotz des Überdruckes eine Fälschung darstellt hat uns MatthiasH hier im Forum bereits eine echte solche Marke vorgestellt:

Hannover-Melle-2.jpg


Eine besondere Form des Überdrucks stellt der kaum sichtbare Kreideaufdruck dar, der zumeist in Gitter- oder Rautenform aufgetragen wurde und dazu beitragen sollte, die Empfindlichkeit der Markenoberfläche gegenüber chemischen Manipulationen deutlich zu erhöhen. So wollte man verhindern, dass Entwertungsmerkmale (Poststempel, Federzugentwertungen) von Briefmarken entfernt und diese ein zweites Mal für die Freimachung von Postsendungen verwendet werden konnten. Auch der bei österreichischen Briefmarken zwischen 1901 und 1905 zu findende Auftrag von glänzenden Lackstreifen diente diesem Ziel.

Der beginnende Einsatz von elektronischen Briefsortier- und Stempelautomaten machte es notwendig, Postwertzeichen so zu präparieren, dass sie von den Verarbeitungsmaschinen auf Briefen und Postkarten erkannt werden konnten. Nur so war es möglich, Postsendungen für die maschinelle Abstempelung richtig aufzustellen beziehungsweise unfrankierte Sendungen auszusortieren. Neben der Möglichkeit des Briefmarkendrucks auf fluoreszierendem Papier oder mit fluoreszierenden Farben nutzten einige Länder dafür auch den Überdruck mit phosphorhaltigen (fluoreszierenden) Streifen auf der Markenvorderseite. Solche Phosphorstreifen-Überdrucke finden wir auf Postwertzeichen Großbritanniens (seit 1962) und Frankreichs (seit 1963).

Eher selten zur Anwendung kamen Überdrucke mit Naphthadag (häufig Naphtadag geschrieben)-Streifen (Graphit-Naphtha-Lösung). Wir finden sie bei Marken Großbritanniens von 1957.

Die Bezeichnung Überdruck wird teilweise auch für die bei Briefmarken häufig zu findenden Aufdrucke verwendet, jedoch sollte hier klar unterschieden werden.

Beitrag So 28. Jun 2015, 12:03

Beiträge: 14401
Unter Aufdruck versteht man laut wikipedia in der Philatelie das Bedrucken einer Briefmarke mit Texten oder Wertangaben.

Ein Aufdruck kann verschiedene Gründe haben. Die häufigsten sind:

Änderung der Wertstufe
Hier eines der sehr häufig zu findenden Beispiele aus dem Inflationsjahr 1923, wobei aus der alten Wertstufe 400 Mark gleich mal 800.000 Mark wurden:

IMG_0002 - Kopie - Kopie.jpg
Änderung der Währungseinheit
Hier als Beispiel ein Briefstück mit zwei Freimarken Hindenburg-Medaillon, erschienen in der Währungseinheit "Pfennig", die mit einem Aufdruck in der neuen Währungseinheit "Groschen" versehen wurden, wobei galt: 1 Pfennig = 2 Groschen:

IMG_0006.jpg
Änderung des Verwendungszweckes
(z. B. eine Freimarke wird mit "Dienstmarke" bedruckt und so zu einer solchen umfunktioniert)

Bei diesem Beispiel wurde eine Freimarke aus Bayern durch einen roten Aufdruck "Vom Empfänger zahlbar" zu einer Portomarke:

IMG_0004.jpg
Änderung der Landesbezeichnung
Bei diesem Beispiel wurde aus einer Dienstmarke des Sammelgebietes Bayern eine solche des Sammelgebietes Deutsches Reich:

IMG.jpg

Aufdrucke sind meistens in schwarzer Farbe.

Es existieren jedoch auch Aufdrucke in anderen Farben.

Da sie oft in Eile hergestellt werden, kommt es häufig zu Abarten = Aufdruckfehlern.

Am 28.01.1920 erschien z.B. in Bayern die Wertstufe zu 3 Pfennig, MiNr. 60, mit Aufdruck "20" im Buchdruck in der Farbe lilaultramarin. Hier ein Exemplar mit kopfstehendem Aufdruck, MiNr. 177 y K, vom rechten Bogenrand:

IMG_0005 - Kopie.jpg
Liebe Grüße
Rüdiger


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