Foren-Übersicht Basiswissen über Briefmarken Augen auf bei Tausch und Kauf!!!

Augen auf bei Tausch und Kauf!!!

Hier sollen grundlegende Informationen zu philatelistischen Fachbegriffen sowie interessante Aspekte der Philatelie dargestellt werden.

Moderator: Rüdiger


Beitrag Di 9. Sep 2014, 20:09

Beiträge: 14461
Dieses postfrische Paar vom Eckrand 1 einer Dienstmarke vom Deutschen Reich, MiNr. 107, konnte ich am vorletzten Sonntag bei einem Händler für 1,50 € erwerben:

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Der Preis wäre für ein einfaches Paar ein bißchen zu hoch gewesen, für das hier gezeigte Paar ist er auf jeden Fall ein Schnäppchen, denn...

... die Marken sind im Walzendruck hergestellt!
Dafür verzeichnet mein betagter Michelkatalog von 2006 statt 1,20 € pro Einzelmarke mit Oberrand einen Preis von immerhin 40,00 € pro Stück. Zwei Einzelmarken wären demnach 80 Michel-€ wert, ein Paar wäre noch leicht höher anzusetzen.

... am linken Bogenrand findet sich ein mitgedrucktes "Lt" in Markenfarbe. Dabei dürfte es sich um ein Druckerzeichen handeln, das zumindest in meinem betagten Michel nicht verzeichnet ist, weder bei dieser Marke noch bei der Urmarke DR MiNr. 357.

Liebe Grüße
Rüdiger

Beitrag Sa 24. Jan 2015, 10:30

Beiträge: 14461
Hier eine Mehrfachfrankatur des 120 Pfennig Wertes der Dauerserie Burgen & Schlösser in Form von zwei Rollenenden 5 + 4:

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Auf einem echten Bedarfsbrief wird immer nur ein solches Rollenende verklebt, eine solche Mehrfachfrankatur ist mit Sicherheit philatelistisch beeinflußt.

Hier hat demnach ein Sammler für einen ausgefallenen Beleg gesorgt, indem er eine Mehrfachfrankatur dieser zwei Rollenenden als Frankatur eingesetzt hat. Selbst solche philatelistisch produzierten Belege dürften nicht allzu häufig am Markt zu finden sein und deshalb verdient ein solcher Beleg allemal unsere Aufmerksamkeit.

Schauen wir uns diesen Beleg daher etwas genauer an, dann stellen wir fest, dass es sich um einen am 30.09.1998 in Leverkusen aufgegebenen Brief mit einem vom annehmenden Postbeamten wie bei Wertbriefen üblich handschriftlich vermerkten Gewicht von "-18g-" mit der Wertangabe "1000,-" (DM) handelt.

Seit dem 01.09.1997 betrug das Porto für einen Standardbrief bis 20 Gramm 110 Pfennig. Für die Wertangabe 1000 DM betrug die Gebühr seit dem 01.07.1996 weitere 1000 Pfennig.

Somit entspricht dieser Beleg der Portostufe 1110 Pfennig und ist um 90 Pfennig überfrankiert.

Der Absender war ein bißchen zu spät dran, denn vom 01.04.1993 bis zum 31.08.1997 betrug das Porto für einen Brief von 21 bis 50 g 200 Pfennig und hätte in Kombination mit den 1000 Pfennig für die Wertangabe 1000 DM vom 01.07.1996 bis zum 31.08.1997 die verklebte Portostufe von 1200 Pfennig ergeben.

Was diesen Beleg für mich interessant macht ist eine weitere Spielerei, die der Absender veranstaltet hat. Zu jedem Wertbrief bekommt man kostenlos einen entsprechenden Einlieferungsschein, auf dem der Tagesstempel abgeschlagen wird, der auch zur Entwertung der Frankatur auf dem eingelieferten Beleg benutzt wird.

In diesem Falle fertigte der Absender einen solchen Einlieferungsschein vor und verklebte im Feld für den Tagesstempelabdruck einen 5 Pfennig Wert der Dauerserie SWK:

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So kam er zu einem gefälligkeitsgestempelten 5 Pfennig Wert als "Einzelfrankatur" auf einem offiziellen Postformular!

Darauf muß man erst einmal kommen!

Liebe Grüße
Rüdiger

Beitrag Do 12. Feb 2015, 15:04

Beiträge: 14461
Heute berichte ich Euch über einen gestern gemachten wahrlichen "Fund":

Ich stöberte in einem Antiquariat in Wiener Neustadt, in dem wegen des kurzfristig geplanten Umzuges nach Wien der noch nicht in Kisten verpackte Buchbestand mit 50 % Rabatt angeboten wurde.

Ich fand dort diesen Novellenband von Josef Friedrich Perkonig, der 1923 als Erstausgabe im Verlag Ferdinand Kleinmayr in Klagenfurt erschienen ist:

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Da diesem gut erhaltenen Exemplar sogar noch das Original-Streifband mit dem im Berner Tagblatt erschienenen Zitat "Eine Reihe ausgewählt vornehmer, hochkultivierter Novellen" beilag ging der Original-Auszeichnungspreis von 12 € völlig in Ordnung. Und wegen des aktuell laufenden Rabattes bekam ich das Buch gestern sogar für 6 €.

Philatelistisch so richtig spannend wurde es dann, nachdem ich das Original-Streifband vorsichtig abgemacht hatte, um dieses transportsicher im Innern des Buchs zu verstauen.

Darin fanden sich, quasi als "Lesezeichen", diese beiden Einlieferungsscheine vom 17.07.1942 für zeitgleich um 11 Uhr in "WIEN 76" aufgegebene jeweils "1 Express Brief", einer adressiert nach "Pörtschach", der andere adressiert nach "Gleisdorf":

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Die Einlieferung von Eilbriefen = "Express Brief" wurde bei der Post nur auf Verlangen des Absenders per Einlieferungsschein dokumentiert und die Erfüllung dieses Verlangens des Absenders war portopflichtig und kostete wie hier dokumentiert 10 Pfennig.

Antiquariate können also durchaus eine gute Adresse für interessante "Funde" sein. Einfach nach philatelistischer Fachliteratur fragen und dann im Buchbestand ein bißchen stöbern.

Wenn auch Ihr Euer Glück versuchen wollt müsst Ihr Euch in diesem speziellen Falle allerdings noch bis zum 02.03.2015 gedulden, denn dann wird der Umzug nach Wien erst vollzogen sein und der gesamte Buchbestand steht zum Stöbern wieder zur Verfügung:

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Ich stelle dieses Antiquariat hier vor, nachdem ich dort gestern sehr positive Erfahrungen gemacht habe und meine Werbung für unser Forum dort sofort gefruchtet hat, denn wir dürfen "klabund" seit gestern Abend hier als neues Mitglied im Forum willkommen heißen.

Liebe Grüße
Rüdiger

Beitrag Fr 6. Mär 2015, 22:10

Beiträge: 5112
Wohnort: Lübeck
Hallo zusammen,

diesen Beleg habe ich unter Dauerserien SWK Bund schon gezeigt und er ist auch gleich aufgeflogen:

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Frankiert ist er mit einer selbstklebenden Marke aus Markenheftchen zu 80 Pf (MiNr. 1533) sowie einem senkrechten 4-er-Streifen aus der linken unteren Bogenecke und einer einzelnen Marke zu 5 Pf der Berliner Ausgabe. Gestempelt wurde er am 30.10.92 in Hamburg und nach Aschaffenburg geschickt.

Von Rüdiger dann natürlich richtig erkannt: Die Berliner SWK-Ausgaben waren nur bis zum 31.12.1991 gültig!!!

Womit wieder einmal ein Beispiel gegeben ist, immer genauestens hin zu sehen, wenn man Stücke für die eigene Sammlung erwirbt. Die Berliner SWK-Marken sind mit Stempel aus ´92 natürlich wertlos!


Beste Grüsse

Bernd

Beitrag So 30. Aug 2015, 10:59

Beiträge: 14461
Dieser nach Wuppertal-Barmen adressierte Beleg wurde per Einschreiben in Mexico aufgegeben:

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Dazu wurde der Beleg offen am Schalter eingeliefert und nach erfolgter Prüfung durch den annehmenden Schalterbeamten wurde der Beleg rückseitig mit zwei Vignetten "CORREIOS MEXICO CORRESPONDENCIAS REGISTRADAS" verschlossen, was mit jeweils zwei Stempelabschlägen dokumentiert wurde.

Anschließend durchlief der Beleg die britische Zensurstelle, wo er linksseitig geöffnet und nach erfolgter Prüfung mit einem Verschlußzettel "P.C. 90 OPENED BY EXAMINER 945" wieder verschlossen wurde.

Vor dem Aufkleben dieses Verschlußzettels wurde die linke untere Ecke des Umschlages mit einem neutralen braunen Klebestreifen verschlossen, wohl weil der Verschlußzettel zu kurz war, um die gesamte linke Seite des Umschlags damit zu verschließen.

Für Post aus Amerika war bis Dezeber 1941 die ABP Frankfurt zuständig.

Auf eine entsprechende Prüfung weisen vier dreistellige Prüferstempel hin, wie sie nur in der ABP Frankfurt im Einsatz waren, Landsmann EK1.1.

Auch der für Einschreiben übliche Nummeratorstempel, hier mit der Nummer "513", stammt von der ABP Frankfurt, Landsmann EK1.4.

Der rote Nummeratorstempel, hier mit der Nummer "36418", kam bei Transitpost zum Einsatz.

Dieser Beleg wurde als recht seltene Besonderheit nach erfolgter Prüfung in der ABP Frankfurt an die ABP Berlin weitergeleitet.

Die Auslandsbriefprüfstelle Berlin hatte diverse Spezialprüfer, z.B. für Patente und Noten.

Andere ABP schickten in dieser Hinsicht auffällig gewordene Poststücke daher geöffnet zur weiteren Spezialprüfung an die ABP Berlin.

Aus diesem Grunde ergibt sich eine Kombination aus Prüfvermerken einer anderen ABP mit Verschlußvermerken der ABP Berlin.

Der Beleg wurde in der ABP Berlin nach erfolgter Spezialprüfung mit einem Verschlußstreifen, Landsmann BV3.2, verschlossen, was drei Abschläge eines laut Landsmann "schwer zu findenden" roten Prüferstempels, Landsmann BP2.3. dokumentieren.

Am 15.11.1941 um 13 Uhr kam der Beleg laut rückseitig abgeschlagenem Tagesstempel an seinem Bestimmungsort "WUPPERTAL-BARMEN" an.

Liebe Grüße
Rüdiger

PS:
Nachdem ich diesen Beleg für 5 € im Ladengeschäft frisch aus einer Händlerkiste ziehen konnte kann den folgenden Hinweis von Herrn Landsmann in seinem Buch somit nur bestätigen:

"Um solche Belege zu erkennen, ist es notwendig, dass man die Prüferstempel und -vermerke aller Prüfstellen kennt. Hier lohnt sich Spezialwissen, denn solche Belege sind recht selten, lagern aber manchmal noch unerkannt als "normale" Zensurbelege in Händlerkisten".

Ein wie ich finde sehr schönes Beispiel für diese Rubrik "Augen auf bei Tausch und Kauf"!

Beitrag Di 8. Sep 2015, 23:32

Beiträge: 14461
Hier findet sich mal wieder ein Beispiel nach dem Motto "Nepper, Schlepper, Bauernfänger":

http://www.ebay.de/itm/DDR-Plattenfehle ... 1c591d9686

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Die hier als Plattenfehler für 35 € plus 2,20 € Porto angebotene Marke mit "rotem Punkt im Helm" stellt keine Besonderheit dar, denn sämtliche Exemplare dieses Postwertzeichens haben diesen roten Punkt!!!

Hier als Beispiel mein heute ier im Forum unter "Nachgebühr" gezeigtes Exemplar:

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Liebe Grüße
Rüdiger

Beitrag Di 8. Dez 2015, 22:58

Beiträge: 5112
Wohnort: Lübeck
Hallo zusammen!

Wie heisst es so schön? Augen auf bei Tausch und Kauf!

Hier ein schönes Beispiel: Der gezeigte Beleg war bei einem Händler in der Wühlkiste mit 5 € ausgezeichnet.

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Diese 5 € kann man gerne für eine Ecke aus dem Markenheftchenbogen mit anhängenden Oberrandstücken auf Beleg ausgeben. Also gesagt, getan. Der Händler freute sich, dass er den Belegladenhüter „endlich“ losgeworden ist und ich freute mich über den absolut schönen Brief. Portorichtig als Einschreiben zu 1,10 DM frankiert, dazu Berlin-Marken mit Berliner Stempel vom 17.1.67, so weit, so immer begehrenswert für die Berlin-Sammlung.

Nun würde ich den Beleg aber nicht unter der Rubrik „Augen auf“ zeigen, wenn nicht doch noch etwas Besonderes damit wäre. Im Hinterkopf hat man als Dauerseriensammler, dass auf dem Heftchenbogen mehrere Plattenfehler enthalten sind. Und eben genau diese Ecke mit Anhang auf dem Beleg hat gleich 2 von der Sorte. Die 2. Marke von links (30 Pf, Mi.Nr. 288) hat den Plattenfehler II „Markenrand beim N von BERLIN verdickt“ und die 4. Marke von links (10 Pf, Mi.Nr. 286) hat den Plattenfehler II „Bruch im Schatten zwischen 4. und 5. Säule des Tors). Der Michel-Spezial wertet für lose Marken gestempelt für die 10 Pf-Marke 250,-- Mi€ und für die 30 Pf-Marke 220,-- Mi€. Die Brief-Bewertung fehlt leider gänzlich, aber die dürfte noch um ein erhebliches höher ausfallen.

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Woran kann man das Ganze nun auf den ersten Blick erkennen? Ganz einfach! An der Randbedruckung. Die rote Strichelleiste im Seitenrand links ist nur zu ca. ¾ vorhanden, das ist immer das Indiz für Plattenfehlervorkommen. Wenn einem dieses Randleistenvariante vorliegt, lohnt sich immer ein genauer Blick auf die 10 Pf-Marke, der Plattenfehler ist immer mit blossem Auge zu sehen.

Unterm Strich hat es sich also wieder mal gelohnt, die Augen offen zu haben. Einmal bei der Katalog-Lektüre und zum anderen auf der Jagd bei der Briefmarkenveranstaltung.


Beste Grüsse

Bernd

Beitrag So 13. Dez 2015, 01:07

Beiträge: 14461
Hallo Bernd,

Herzlichen Glückwunsch zu dem extrem günstig ergatterten Ausnahmestück!

Ich konnte aktuell diesen Beleg für 1 € aus einer Grabbelkiste befreien:

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So mancher von Euch hätte diesen auf den ersten Blick recht unscheinbaren Beleg sicherlich weiterhin in der Grabbelkiste sein tristes Dasein fristen lassen!???

Dienten als Frankatur doch nur drei popelige Marken der Dauerserie SWK, oben bzw. unten geschnitten, also aus einem Markenheftchen stammend, aber leider noch nicht einmal als Zusammendruck vorliegend, sondern als Einzelmarken verwendet und auch noch über den Rand des Beleges hinaus verklebt.

Der Beleg ist adressiert "Der Polizeipräsident Postfach 2167 59011 Hamm", erhielt aber leider keine entsprechende Codierung.

Was ist also so interessant daran???

Schauen wir uns zunächst das Exemplar der Wertstufe zu 80 Pfennig an:

Es handelt sich um den auf einer Teilauflage des Heftchenblattes 30 auf feld 8 vorkommenden Plattenfehler MiNr. 1342 II "keilförmiger schräger Riß im Sockel links unter der Säule", den MICHEL auf Brief immerhin mit 50 Mi-€ bewertet:

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Das rechte Eemplar der Wertstufe zu 10 Pfennig zeigt außerdem als Druckzufälligkeit eine markante Putzenauflage in Form eines weißen Kreises in der hellblauen Druckfarbe:

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Liebe Grüße
Rüdiger

Beitrag Mo 28. Dez 2015, 21:39

Beiträge: 45
Nun will ich auch einmal ein Stück dazu beitragen.

Vor einiger Zeit habe ich eine große Keksdose mit selbst gestalteten FDCs erhalten. Dabei ist auch dieser Beleg gewesen, der augenscheinlich durch den Briefkasten gelaufen ist und etwas "undekorativ" gestempelt worden ist. Mit Mühe kann man aber das Ersttagsdatum 09.01.1992 erkennen. Soweit so gut.

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FDC mit Mi.-Nr. 1583 und 1586


Bei der Koblenzmarke gibt es bekanntlich eine kleine Auflage auf Papier ohne Fluoreszenz. Da kann man die Marke ja mal unter die UV-Lampe legen. Und nun das Ergebnis:

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Koblenz leuchtet. Dafür bleibt die Wappenmarke dunkel!

Laut Michel gibt es von 2 anderen Wappenmarken dieser Ausgabe Fälschungen auf dickem Papier ohne Fluoreszenz. Aber vom Ersttag der Originalmarke?

Wer hat eine Idee?

Beitrag Di 29. Dez 2015, 09:06

Beiträge: 14461
Hallo Kulis_de,

die verklebten 160 Pfennig entsprachen keiner Portostufe, für einen Standardbrief wären 100 Pfennig ausreichend gewesen.

So "übereinander" verklebt eigentlich niemand Postwertzeichen, es sei denn, die "unten" verklebte Marke ist eine Fälschung zum Schaden der Post und die Stempelmaschine soll durch die Fluoreszenz der "oben" verklebten Marke getäuscht werden.

Die fast überhaupt nicht übergehenden Fragmente des Maschinenstempels stellen den Verdacht nahe, dass hier gestempelte Marken nachträglich auf den Umschlag geklebt worden sein könnten.

Ich tippe entweder auf eine Fälschung zum Schaden der Post bzw. um eine Zweitverwendung einer gewaschenen Marke, wobei die Fluoreszenz entfernt wurde, oder aber auf eine Fälschung des Gesamtbeleges zum Schaden der Sammler.

Liebe Grüße
Rüdiger

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