Foren-Übersicht Basiswissen über Briefmarken Augen auf bei Tausch und Kauf!!!

Augen auf bei Tausch und Kauf!!!

Hier sollen grundlegende Informationen zu philatelistischen Fachbegriffen sowie interessante Aspekte der Philatelie dargestellt werden.

Moderator: Rüdiger


Beitrag So 3. Jun 2018, 21:20

Beiträge: 5112
Wohnort: Lübeck
Hallo zusammen,

der hier gezeigte Beleg passt unter die Kategorien Posthorn-Belege und „Augen auf bei Tausch und Kauf“:

Es handelt sich um eine Zustellungsurkunde vom Amtsgericht in Rees. Portorichtig frankiert wurde mit je einer Posthorn-Marke zu 80 und 5 Pf, die Gebühr für die Zustellungsurkunde war 85 Pf. Rechts daneben klebt das zu der Zeit übliche „Notopfer Berlin“ mit 2 Pf. Gestempelt wurde der Beleg am 19.8.53 in Rees und wie unten links erkennbar, am 20.8.53 ausgeliefert. Das richtig interessante hieran ist die Marke zu 80 Pf, diese hat noch einen anhängenden Unterrand! Dieser luschert noch ein wenig unter der 5 Pf-Marke hervor, das hat der Verkäufer wohl übersehen und den Beleg ganz normal in seine Grabbelkiste gelegt. 3 € hierfür ist auch ein normaler Preis, wenn man lose Marken nimmt. Aber ein Unterrand der 80-er und das auf Beleg ist um ein vielfaches höher anzusetzen! Gut, der Händler war froh, den Beleg los zu werden, ich im Gegensatz war froh, zu dem günstigen Kurs ein solches Stück zu erhalten. Selbst für eine lose Marke mit Unterrand zahlt man „geringfügig“ höhere Preise im Handel…

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…ich sehe gerade, der Preis ist mit auf das Bild gerutscht (rechts unten), der steht zum Glück aber nur auf der Klarsichtfolie, in der der Beleg liegt…

Beste Grüsse

Bernd

Beitrag Do 7. Jun 2018, 21:43

Beiträge: 5112
Wohnort: Lübeck
Hallo zusammen,

hier kommt mal wieder eine Episode zum Thema Augen auf bei tausch und Kauf:

Auf der Messe in Essen habe ich bei einem ausländischen Händler in den Belegekisten gekramt. Er war sehr zuvorkommend und pries seine Belege gleich mit „Stück 3 € und 4 Briefe für 10 €“ an. Irgendwie war da aber zuerst nichts für mich zu entdecken, bis mir der erste Beleg mit Heuss-Frankatur auffiel:

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Na ja, sind halt Heuss-Marken ins Ausland und der Beleg ist auch portorichtig. Hmmm, aber ohne Rand, erst mal wieder zurück in die Kiste. Bis kurz darauf der zweite Beleg mit Heuss-Marken und Beifrankatur kam. Auf den ersten Blick auch nur eine Buntfrankatur:

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Aber da wurde ich dann doch stutzig. Moment mal, welche Werte waren das auf dem ersten Brief? 20 Heuss I und 30 und 40 Heuss II. Und auf dem zweiten Brief? Heuss I 5, 7, 10, 15 und 25 Pf. (…die restlichen Marken lassen wir mal ausser acht.) Die Zusammenstellung der Heuss-Marken erinnert uns doch an etwas! Und somit waren die beiden Belege plötzlich doch interessant und landeten erst mal im „Warenkorb“. Die kaufte ich unter Verdacht erst mal „blind“. 2 weitere Belege für die Kollegen am Stand haben sich dann auch noch finden lassen, so dass der Händler von mir seine 10 € bekam.

Mein direkter Weg von dort aus ging zum Prüferstand, mit der Bitte die beiden Briefe einmal unter die UV-Lampe zu legen. Ich hatte selber keine dabei und da war die Gelegenheit nun mal günstig. Und siehe da, alle Heuss-Marken leuchteten uns an!!! Da war tatsächlich der komplette Satz Heuss-Lumogen auf den beiden Belegen verklebt worden. Und die reine Heuss-y-Frankatur 20/30/40 als Auslandsbrief dürfte auch nicht gerade häufig zu finden sein. Da zeigt sich wieder einmal, dass es sich lohnt, mit offenen Augen und etwas Hintergrundwissen in den Kisten zu wühlen…


Beste Grüsse

Bernd

Beitrag Mo 11. Jun 2018, 21:31

Beiträge: 5112
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Hallo zusammen,

Augen auf, das gilt nicht nur bei Tausch und Kauf! Auch beim Sammeln aus dem Papierkorb sollte man stets ein genaues Auge auf das Material werfen. So wie bei diesem Stück hier:

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Der geneigte Leser wird sich denken, was zeigt der hier solch einen uninteressanten Beleg mit einer selbstklebenden Leuchtturm-Marke, wie es ihn zu Millionen gibt und sagt auch noch „Augen auf!“. Schaut man nun aber wirklich mal etwas genauer hin, dann stellt man fest, dass der Brief am 4.6.18 gestempelt wurde. Schaut man weiterhin in das Ausgabenprogramm der Deutschen Post, dann findet man dort den Ausgabetag für diese Marke: 7.6.18. Da ist doch irgendetwas schief gelaufen. Fakt ist, dass die Marke vor Ausgabedatum gestempelt wurde. Das bedeutet, sie war streng genommen noch gar nicht gültig! Da muss in einer Postagentur jemand geschlafen und die Marken zu früh an den Schalter gelegt haben. Somit haben wir einen „Vor-Ersttag-Beleg“ als Kuriosum in der Sammlung. Aber nicht dass jemand auf falsche Gedanken kommt: Monetären Wert hat der Beleg nicht! Es ist ein Kuriosum, das es Wert ist, es aufzuheben, ähnlich wie verstellte Stempel oder auf dem Kopf stehende Werbeeinsätze der Stempelmaschinen.

Beitrag Mo 11. Jun 2018, 21:34

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Wo wir schon beim Thema sind: Welcher normale Sammler würde solch einen Beleg kaufen?

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Tja, ich habe es getan, für 2 Euro. Und warum? Ganz einfach: Rechts ist ein Zusammendruck aus einem Heftchenblatt von Berlin zu sehen. Man kann sich nun aussuchen, welcher. Entweder nimmt man den waagerechten mit dem Werbefeld, dann ist es Mi.Nr. W 1, nimmt man den senkrechten, hat man Mi.Nr. S 1. Und nicht zu verachten ist der noch vorhandene Heftchenblatt-Rand! Der ist meistens abgerissen worden. Alleine das rechtfertigt schon mal den Kauf dieser zerfledderten Karte, da solche schönen Zusammendrucke immer gerne genommen werden. Und was man damit machen kann, sieht man hier:

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Richtig, man macht ein sauberes Briefstück daraus! Das ist allemal sammelnswert und macht sich gut im Album. Und nicht zu vergessen ist die linke Marke! Das ist immerhin ein sauber vollgestempeltes linkes oberes Bogeneckrandstück, welches ebenfalls als Briefausschnitt in das Album kommt. An diesem Beispiel kann man sehen, dass auch optisch schlechte Belege noch verwertet werden können, wenn der Preis stimmt.

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Beitrag Mo 11. Jun 2018, 21:34

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Hier einmal ein Beispiel, dass es nicht immer auf die Frankatur ankommt.

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Bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass alle Marken auf dem Beleg kaputt sind. So weit, so schlecht. Warum nun aber habe ich diesen Beleg erworben? Ganz einfach, es geht um den Stempel! Solche Stempel mit dem Zusatz „Land“ sind sehr gesucht. Und wenn der denn auch noch so sauber abgeschlagen ist wie hier der linke aus Witzenhausen vom 14.7.55, dann kann man schon mal zuschlagen und den Beleg mitnehmen. Dazu noch der lilafarbene „Poststellen 2“- Stempel mit der Aufschrift „Hausen über Witzenhausen“, das sieht von den Stempeln her super aus! Bezahlt habe ich dafür einen Euro, bei ebay habe ich ähnliche Belege schon für mittlere zweistellige Beträge weggehen sehen. Der eine zahlt halt für die Frankatur, der andere für den oder die Stempel…


Beste Grüsse

Bernd

Beitrag Mi 13. Jun 2018, 21:36

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Hallo zusammen,

da kann ich tatsächlich noch weitere Vor-Ersttagsbelege zeigen:

Hier 2 Belege vom 6.6.2018 aus dem Briefzentrum 24 von unterschiedlichen Absendern:

135.jpg

Beitrag Mi 13. Jun 2018, 21:37

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Und ein weiterer vom 6.6.18 aus dem Briefzentrum 20:

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Offizieller Ersttag war ja bekanntlich der 7.6.18!

Beste Grüsse

Bernd

Beitrag Mo 18. Jun 2018, 21:18

Beiträge: 5112
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Hallo zusammen,

nach meinem heutigen Besuch der Poststelle habe ich noch ein weiteres Frühdatum auftreiben können: Der 4.6.18 aus dem Briefzentrum 20.

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Beitrag Mo 18. Jun 2018, 21:19

Beiträge: 5112
Wohnort: Lübeck
Aber nach den ganzen zu früh benutzten Marken soll hier auch noch ein richtiger Ersttagsbrief gezeigt werden: Ein Stempel vom Briefzentrum 24 vom 7.6.18:

146b.jpg


Beste Grüsse

Bernd

Beitrag Do 28. Jun 2018, 13:08

Beiträge: 46767
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Diese Ganzsache der Deutschen Post wurde von Hofgeismar nach Luxemburg verschickt. Dazu wurden 20 Cent zufrankiert, damit der Standardbrief mit 90 Cent richtig freigemacht war. Wenn man nun das Stück genauer betrachtet, stellt man fest, dass die Ganzsache mit dem aufgedruckten Erstverwendungsstempel Bonn vor dem Versand vom Absender bereits "entwertet" über das Versandzentrum Weiden oder einem EB-Team bezogen wurde. Danach wurden 20 Cent zugeklebt und in Hofgeismar am 3.5.2018 nach Luxemburg verschickt. Dass dies möglich ist und so akzeptiert wird war mir bisher nicht bekannt.

20180626_0011.jpg

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