Dieser Brief per Einschreiben dokumentiert am 18.02.1981 per Sonderstempel die Jubiläumssitzung "125 Jahre Mainzer Klepper-Garde 1856 e.V.":
Das "Kleppern" ist ein alter Volksbrauch, bei dem man mit einem Lärminstrument die bösen Geister des Winters vertrieb. "Kleppern" ist nämlich nichts anderes als Klappern und war früher in Mainz sehr beliebt.
Für das “Kleppern” in Mainz steht natürlich die "Kleppergarde", die 1856 für eben das Kleppern gegründet wurde. 1856 nämlich sammelte Karl Dremmel die Mainzer Jugend und beteiligte sie erstmals an einem Umzug – als “Klepperbuben”.
Daraus erwuchs die Kleppergarde, deren Uniformen wie “Gefieder aus bunten Papierschnitzeln” aussehen. Das schrieb nicht irgendein Chronist, sondern niemand anders als der Schriftsteller Carl Zuckmayer:
Zuckmayer schrieb anno 1913 seine berühmte “Fastnachtsbeichte”, den Roman um Mord und Schuld mitten im schrankenlosen Mainzer Fastnachtstreiben. Das darin auch die Kleppergarde vorkam, war kein Zufall: Zuckmayer war als Kind von sechs Jahren 1902 selbst als “Klepperbub” in der Garde mitgelaufen. Die Gründung der Garde war auch ein Protest gegen den Mainzer Carneval-Verein: Der hatte nämlich damals, in der Mitte des 19. Jahrhunderts, einen Beschluss gefasst, dass Kinder und Jugendliche im Rosenmontagszug nicht erwünscht seien – der “Zügellosigkeit” der Jugend sollte nicht weiter Vorschub geleistet werden.
Die Gründer der Kleppergarde fanden das nicht gut: Als bei einem Konzert am 04.01.1856 mehrere Mainzer Buben mit “Kleppern” zum Einsatz kamen, war die Idee geboren. Am 22.01.1856 fand die Gründungsversammlung statt, bereits beim Rosenmontag desselben Jahres gingen 200 Mainzer Knaben im Rosenmontagszug mit, gekleidet in Anzügen aus vierfarbbunten Papierschnitzeln.
Heute sind die Kostüme aus buntem Filz, der Haltbarkeit und des Wetters wegen, aber als “Schnitzelbajazz” bezeichnet man noch heute einen Kleppergardisten:
Historiker sagen, dass Schnitzelkostüme und Klapper wohl ursprünglich aus dem Badischen stammen und wohl durch Rheinflößer nach Mainz gelangten. Die “Klepper” ist bis heute gleich geblieben: Zwei knapp 20 Zentimeter lange und fünf Zentimeter breite Holzbrettchen, die zwischen verschiedene Finger einer Hand geklemmt und dann durch das Schütteln des Handgelenks aufeinander geschlagen werden – ähnlich wie bei spanischen Kastagnetten.
Mit einem “Klepper”, einem alten Gaul, hat der Vereinsname denn eigentlich auch nichts zu tun – auch wenn ein Pferd zu einem weiteren Markenzeichen der Garde wurde: Seit 1859 reitet der General der Garde nämlich auf einem überdimensionalen Schaukelpferd, dem “Schockegaul” – ganz im Sinne der Mainzer Tradition, die echten Garderegimenter aufs närrische Korn zu nehmen. So ist die Kleppergarde bis heute eine der urnärrischsten Garden in Mainz, und widmet sich zudem bis heute intensiv der närrischen Jugend.
Liebe Grüße
Rüdiger