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Bayern - Vorphilatelie

Moderator: Rüdiger


Beitrag Mo 21. Apr 2014, 16:57

Beiträge: 2537
Für Bayern endet die Zeit der Vorphilatelie am 1. November 1849 mit der Ausgabe der ersten Briefmarke, einer Freimarke, dem so genannten "Schwarzen Einser".

Beitrag Mo 21. Apr 2014, 17:25

Beiträge: 2537
Was liegt näher als ein bayerisches Thema mit einem Brief aus München zu beginnen?

Und der hier gezeigte Brief ist ein oberbayerischer Brief. Eine Briefhülle (in dem zu einem Kuvert gefaltenen Bogen Papier wurde die geschriebene Nachricht oder andere Texte verschlossen und zur Beförderung übergeben) von München nach Tittmoning. Er wurde mit einem zweizeiligen Aufgabestempel (München / 12 OCT 1830) versehen.

Um die alte Schrift lesen zu können, braucht es schon mal die Hilfe von Sammlerkollegen. In diesem Fall kann ich ein Wort nicht lesen. Was ich lesen kann:

Von der königlichen Regierung ...
an
das königliche Landgericht
K.S. Tittmoning

Beim "K" des "K.S." bin ich mir nicht sicher. Ob das K.S. "Kammergerichts-Sache" heißen soll, weil das rückseitige Prägesiegel das Wort "Kammer" enthält?

Sonst findet sich nichts an Vermerken. Weder auf der Vorderseite noch auf der Rückseite. Die Beförderung war demnach portobefreit. Das "...-Sache" und das Adress-Siegel liessen das schon vermuten.

Die Titularseite der Briefhülle.
bayern-vorphila-1.jpg


Die Rückseite der "re-kuvertierten" Briefhülle zeigt, dass noch alles vorhanden ist. Das Absendersiegel wurde beim Öffnen umschnitten, damit man auch später noch den Absender bestimmen konnte.
bayern-vorphila-2.jpg


Das vergrößerte Absendersiegel. Nicht alles ist mehr erkennbar.
bayern-vorphila-3.jpg


Solche einfachen Briefhüllen kosten kaum etwas.

Liebe Grüße
Matthias

Beitrag Di 22. Apr 2014, 17:28

Beiträge: 16
Hallo Matthias,

danke für das Einstellen eines alten Bayernbriefes.

Du hast geschrieben:

"Und der hier gezeigte Brief ist ein oberbayerischer Brief. Eine Briefhülle (in dem zu einem Kuvert gefaltenen Bogen Papier wurde die geschriebene Nachricht oder andere Texte verschlossen und zur Beförderung übergeben) von München nach Tittmoning. Er wurde mit einem zweizeiligen Aufgabestempel (München / 12 OCT 1830) versehen."

Bitte keinen Faltbrief wie hier mit einem Kuvert verwechseln. Kuverts waren damals nicht häufig und wurden von Behörden so gut wie nie verwendet, weil sie zur Herstellung Geld kosteten und i. d. R. gummiert waren. Bayer. Behörden hatten keinen Titel zum Kauf von Kuverts - man musste Faltbriefe absenden.

Bayer. Dienstbriefe mussten, um vom Porto befreit zu bleiben, folgende Eigenschaften aufweisen:

1. Nennung der Absenderbehörde oben vorne.
2. Angabe der Expeditions - Nummer (unter der der Vorgang geführt wurde, heute Aktenzeichen genannt).
3. Angabe der Franchise - R.S., A.S., K.D.S., A.K.S. und so weiter.
4. Schließung des Briefes mit dem Dienstsiegel.

Die Adresse lautet:

Von der königlichen Regierung des Isarkreises

An das königliche Landgericht Tittmoning

R.S. (Regierungs - Sache)

Wie wir hier sehen, hat man die Expeditions - Nummer vergessen, aber das dürfte dem Stress des Jahres 1830 geschuldet sein.

"Die Rückseite der "re-kuvertierten" Briefhülle zeigt, dass noch alles vorhanden ist. Das Absendersiegel wurde beim Öffnen umschnitten, damit man auch später noch den Absender bestimmen konnte."

Das Papiersiegel wurde nicht zerstört, weil man zum Öffnen sog. Federmesser benutzte, die leicht Papier schneiden konnten, aber bei harten Teilen wenig nutzbringend waren. Den Absender konnte man auf der Vorderseite und über den Briefinhalt bestimmen, da brauchte man kein Siegel.

Das Absendersiegel kann also nur die Regierung des Isarkreises zeigen, auch wenn man es heute (und wohl schon damals) kaum lesen kann.
Liebe Grüsse von bayern klassisch

Beitrag Di 22. Apr 2014, 17:34

Beiträge: 16
Liebe Sammlerfreunde,

worin besteht die Besonderheit dieses Briefes vom 1.2.1847 aus Augsburg nach Bordeaus?

Ein gutes Auge ist stets von Nutzen ...
Augsburg-Bordeaux 1.2.1847.jpg
Liebe Grüsse von bayern klassisch

Beitrag Di 22. Apr 2014, 18:14

Beiträge: 2537
Hallo bayern klassisch,

vielen Dank für deine erläuternden Sätze.

Bei deiner Erwähnung, dass das kein Kuvert sein soll, sondern ein Faltbrief, muss ich doch einmal nachfragen. Warum ist das für dich ein Faltbrief? Wie definierst Du einen Faltbrief?

Durch das Falten eines Bogen Papiers, dem Couvertieren, zu einem Kuvert (Synonym: Umschlag) wird eine Möglichkeit geschaffen, einen Brief "zu umhüllen":

Kuvert: "Herkunft:

von französisch: couvert → fr „Besteck, Umschlag“ im 18. Jahrhundert entlehnt; zu dem Verb couvrir = bedecken, einhüllen gebildet; aus lateinisch: cooperire = „völlig bedecken“; aus dem Präfix con- = mit und dem Verb operire = zudecken [1]"

Umschlag: "Bedeutungen:

[1] Hülle aus Papier für einen Brief". (Quelle für Kuvert und Umschlag: Wiktionary)

Ein Kuvert/Umschlag ist demnach eine "Hülle aus Papier für einen Brief". Die so genannte Briefhülle. Diese Briefhülle (Kuvert/Umschlag) ist nicht der eigentliche "Faltbrief", der in die Briefhülle getan wurde. Die Definition "Kuvert" setzt anscheinend eine "Gummierung" nicht zwingend voraus.

Offensichtlich verstehen wir unter dem Faltbrief jeweils etwas anderes. Für mich ist der Faltbrief der gefaltete Brief, der in die Briefhülle (Kuvert, Umschlag) gertan wurde.

Liebe Grüße
Matthias

Beitrag Di 22. Apr 2014, 18:27

Beiträge: 2537
Hallo bayern klassisch,

meinst Du die abweichende römische VII in der Jahreszahl 1847?

Liebe Grüße
Matthias

Beitrag Di 22. Apr 2014, 20:11

Beiträge: 16
Hallo Matthias,

ein Kuvert ist ein leeres Behältnis für einen brieflichen Inhalt (eine Seite zum Beispiel).

Ein Faltbrief war eine Seite, im Format durchaus unterschiedlich, heute würden wir sagen im Format A3 oder A2, damals nannte man das Viertel - Folio, Halb - Folio oder Folio.

Dieses große Blatt Papier wurde i. d. R. hälftig beschrieben. Dann wurde es so geschickt gefaltet, so dass man vorne die Adresse und hinten das Siegel zum Verschluss anbringen konnte.

Von diesen Briefen gab es Millionen jedes Jahr. Als in den Archiven die ersten Sammler tätig wurden, durften sie oft von den Archivaren die "Vorderseite" abschneiden, den Text aber mussten sie im Archiv lassen. Das hing auch oft mit der Paginierung der Inhalte zusammen.

Du hast also nur einen Teilbrief, denn er wurde damals ja mit seinem Inhalt verschickt. An einer Seite hat man die Hälfte oder gar 3 Viertel des ehemaligen Gesamtbriefes abgeschnitten. Von daher verstehe ich dein Erstaunen um den Begriff "Kuvert" oder Hülle.

Aber ein Kuvert war immer etwas außergewöhnliches (die ersten kamen in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts auf), da man das kunstvolle Falten eines sehr großen Blattes Papier nicht mehr benötigte und nur noch eine oder ein paar dünne Seiten in das Kuvert zu legen und dieses dann zu siegeln hatte (wenn man es denn siegeln wollte - es gab ja auch Drucksachen, die gerne in offenen Kuverts versandt wurden).

Liebe Grüsse von bayern klassisch

P.S. Zu dem Bayern - Frankreich - Brief: Nein, schau dir mal die roten Stempel genau an ...
Liebe Grüsse von bayern klassisch

Beitrag Di 22. Apr 2014, 20:50

Beiträge: 2537
Hallo bayern klassisch,

lege ich deine Definition zu Grunde, hast Du demnach "Faltbrief" mit "Faltbriefhülle" verwechselt. Der Hinweis, dass es sich um eine Briefhülle handelt, habe ich gegeben.

Im Falle des gezeigten Stückes irrst Du dich, denn hier wurde nie etwas abgeschnitten. Die gezeigte Briefhülle ist komplett. Schau dir die Bilder noch einmal genau an. Hier wurde eine Briefhülle "couvertiert", um etwas zu versenden. Am wahrscheinlichsten ist ein Text auf einem weiteren Bogen Papier, das könnte eine angeforderte Copie eines Aktenvorgangs gewesen sein, oder oder oder.

Nach der Definition auf Wikipedia ist das auch kein Faltbrief, denn die Textseite, bzw. Textblatthälfte, fehlt ja.

"Faltbrief

Ein Faltbrief ist ein aus einem Bogen Papier gefalteter Brief ... Das Papier besteht oft aus einem gefalteten doppelten Faltbriefbogen, außen für die Anschrift und innen für den Brieftext.[1] Der Bogen wurde zum Versand auf Briefformat gefaltet, ineinander gesteckt, adressiert und meist versiegelt." (Quelle: Wikipedia)

Auch nach dieser Definition ist das gezeigte Stück eben kein Faltbrief. Wenn, dann nur eine Faltbriefhülle. Im übrigen wird hier nichts anderes als das Couvertieren, das Falten eines Kuverts, erwähnt.

Gern schaue ich mal nach, ob ich für deine Definitionsebene einen bayerischen „Faltbrief“ habe.

Liebe Grüße
Matthias

Beitrag Di 22. Apr 2014, 21:07

Beiträge: 2537
Hallo bayern klassisch,

was ich auf die Schnelle für dich gefunden habe, ist eine Faltvariante der Kuvertierung, die deiner Vorstellung von einem "frühen Kuvert" wohl sehe nahe kommen könnte.
couvertrückseite.jpg


Natürlich ist da nichts gummiert worden.

Liebe Grüße
Matthias

Beitrag Di 22. Apr 2014, 21:55

Beiträge: 2537
Hallo bayern klassisch,

warum soll das Überstempeln des BOC (Bayerisch-Österreichische Correspondenz) mit dem CBR3 (Correspondance Bariere Rayon 3) etwas Besonderes sein? Der Postbeamte hätte den BOC ausstreichen müssen und dazu wohl keine Lust.

Aber, klär uns auf.

Liebe Grüße
Matthias

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