Foren-Übersicht Fragen und Diskussion Motive/Thematik Fahrzeuge von A bis Z Wasserfahrzeuge Segelschiffe Windjammer Windjammer

Windjammer

Moderator: Rüdiger


Beitrag Mi 5. Jun 2013, 17:58

Beiträge: 320
Wohnort: Itzehoe
Der Windjammer ist ein Großseglertyp, der nach der Klipperära in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufkam und die Nachfolge der schnellen Segler antrat. Es waren aus Holz (vorwiegend USA bis 1892), Eisen und Stahl (seit 1882) gefertigte, mehr auf Tragfähigkeit, Handhabung und Wirtschaftlichkeit ausgelegte Großsegler, um für ihre Reeder Gewinne einzufahren. Auch die späteren, frachtfahrenden Segelschulschiffe gehören zu dieser Kategorie. Die Schiffe wurden im Laufe der Jahrzehnte auch geschwindigkeits- und bedienungsbezogen optimiert (Änderungen an Rumpf und Takelage, dampfgestützte Winden, Jarvis-Brasswinden, Fallwinden, bessere Unterkünfte für die Mannschaft "vor dem Mast" etc.). Heute steht der Begriff synonym für "Großsegler" und beinhaltet als letzte Generation der Windjammer moderne Segelschulschiffe und Kreuzfahrtschiffe.

Schiff001.jpg


Am 27. Februar 1951 erfolgte auf der Warnow-Werft in Rostock-Warnemünde die Kiellegung der Schonerbrigg als erster Schiffneubau der DDR in Niet- und Schweißtechnik. Der Stapellauf erfolgte am 26. Mai 1951 und die Indienststellung am 2. August 1951. Als Namensgeber diente der damalige Präsident der DDR Wilhelm Pieck, der auch an der Jungfernfahrt teilnahm, getauft wurde es von Waltraud Zappe. Das Schiff war ursprünglich als Geschenk des Landes Mecklenburg an Wilhelm Pieck aus Anlass seines 75. Geburtstages gedacht. Wilhelm Pieck gab die Schonerbrigg an die Jugend weiter, um die Ausbildung von Fachleuten für die aufstrebende Handelsflotte der DDR zu forcieren. Das Schiff wurde dann der Gesellschaft für Sport und Technik zugeteilt. Die Wilhelm Pieck war das einzige Hochseesegelschiff der DDR und führte meist Reisen auf der Ostsee zu Häfen der damaligen Volksrepublik Polen als auch in die Sowjetunion durch. Die längste Reise führte das Schiff 1957 in 99 Tagen und 8.000 Seemeilen (ca. 14.800 km) nach Albanien, Bulgarien, Rumänien und in das heutzutage zur Ukraine gehörende Odessa (damals Sowjetunion) am Schwarzen Meer.
1971/72 fand eine Grundreparatur und ein Umbau in der VEB Neptunwerft Rostock statt. 1974 nahm die Wilhelm Pieck erstmals an einer "Operation Sail" teil, die in jenem Jahr in der Ostsee stattfand. Die Kursanten wurden anfänglich in einem Vierteljahresturnus und später meist in Vierwochenlehrgängen ausgebildet.
1990 wurde das Schiff von der Stadt Greifswald übernommen und 1991 in Greif umbenannt. Sie ist als bewegliches Kulturdenkmal in die Liste der Kulturdenkmale der Stadt Greifswald eingetragen.

800px-Segelschulschiff_Greif_Hanse_Sail_2008_(dark1).jpg


Dieses Bild zeigt das Segelschulschiff Greif (ex "Wilhelm Pieck" (DDR)) anlässlich der Hanse Sail 2008. (Quelle Wikipedia)
Meine Leidenschaft: moderne Postgeschichte bis 1965 und Dauerserien :D

Beitrag Mi 5. Jun 2013, 18:04

Beiträge: 320
Wohnort: Itzehoe
Auf der Werft der Bremerhavener Reederei Rickmer Clasen Rickmers lief die Rickmer Rickmers als Vollschiff im August 1896 vom Stapel. Es wurde nach dem Enkel des Reeders, Rickmer Rickmers (1893-1974) benannt. Die erste Reise führte das Schiff nach Hongkong, wo es Reis und Bambus lud und nach Deutschland brachte. Geführt wurde das Schiff und die 21-köpfige Besatzung anfänglich von Kapitän Hermann Hinrich Ahlers. Es unternahm insgesamt zwölf Rundreisen, zumeist über die USA oder über Fernost. In einem Orkan im Indischen Ozean verlor das Schiff 1904 seinen Kreuzmast und konnte von der Besatzung noch in den Hafen Kapstadts gerettet werden. Dort wurde es aus Kostengründen zur Bark umgetakelt.
Die Hamburger Reederei Carl Christian Krabbenhöft erwarb das Schiff 1912 und taufte es auf Max um. Es wurde die darauffolgenden beiden Jahre für den Kohletransport von Wales nach Chile und für den Salpetertransport von Chile nach Europa genutzt. Das Schiff ging 1914, nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs, vor den neutralen Azoren in Horta vor Anker.
Am 23. Februar 1916 wurde das Schiff von Portugal konfisziert. Unter dem Namen Flores transportierte es dann Kriegsgüter für Großbritannien.
Nach einem Umbau diente das Schiff ab 1924 unter dem Namen Sagres der portugiesischen Marine als Segelschulschiff. Unter dieser Verwendung erhielt es 1930 zwei Diesel-Hilfmotoren. 1958 gewann sie die Tall Ships’ Races Regatta. Die Zeit als Segelschulschiff endete 1962 mit der Indienststellung der jetzigen Sagres. Danach lag es unter dem Namen Santo André als Depotschiff im Marinehafen Alfeite bei Lissabon.
Schiff002.jpg

1974 gründete der Vorsitzende des Hamburger Hafen-Vereins Fiete Schmidt den Verein Windjammer für Hamburg mit dem Ziel, „Hamburgs Vergangenheit als Kauffahrtei- und Schifffahrtstadt in lebendiger Erinnerung zu halten.“ Der Verein wurde 1978 auf die frühere Rickmer Rickmers aufmerksam und tauschte sie 1983 in heruntergekommenem Zustand gegen die Yacht Anne Linde (jetzt NRP Polar). Nach einer mehrjährigen Restaurierung dient sie seither unter ihrem ersten Namen als Museumsschiff an den Hamburger Landungsbrücken.
Die Betreiberin, die Stiftung Rickmer Rickmers, verleiht nahezu jährlich die Auszeichnung Ehrenkapitän wegen besonderer Verdienste an aus ihrer Sicht würdige Träger. Bisher sind 16 Personen bzw. Organisationen als Ehrenkapitän ausgezeichnet worden: Herbert von Nitzsch, Kyril Tulin, Arved Fuchs, Hans-Joachim Mann, Hans-Otto Schümann, Heiner Sumfleth, Peter Tamm, Eberhard Möbius, Enrique Alfonso da Silva Horta, Heinrich P. Mühlhan, Heinrich Martin Gehrkens, Nikolaus W. Schües, die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, Helge Adolphsen, Norbert Schmelzle, Uwe Seeler und zuletzt 2010 Wilhelm Klüver.
443px-Hamburg-090612-0138-DSC_8235-A-Rickmer_Rickmers_Landungsbruecken.jpg

Das Museumsschiff Rickmer Rickmers im Hamburger Hafen. Im Hintergrund die Landungsbrücken (Quelle: Wikipedia)
Meine Leidenschaft: moderne Postgeschichte bis 1965 und Dauerserien :D

Beitrag Mi 5. Jun 2013, 18:09

Beiträge: 320
Wohnort: Itzehoe
Die Passat ist eine Viermast-Stahlbark, die als einer der legendären Flying P-Liner der Reederei F. Laeisz 1911 bei Blohm & Voss vom Stapel lief und heute im Hafen von Travemünde liegt.
Sie wurde zunächst als Frachtsegler von F. Laeisz zwischen Europa und Südamerika eingesetzt. Im Eigentum von Gustaf Erikson diente sie vor allem für den Weizentransport zwischen Australien und Europa (siehe Weizenregatta). Der damalige Kapitän war Otto Piper. In den 1950er Jahren wurde sie als Frachtsegelschulschiff zwischen Europa und Südamerikas Ostküste eingesetzt. Insgesamt umrundete sie 39mal das wegen seiner Wetterbedingungen berüchtigte Kap Hoorn (sogenannter Kap Hoornier). 1957 wurde das Schiff wegen sinkender Rentabilität außer Dienst gestellt.
1959 wurde die Passat von der Stadt Lübeck gekauft, und seit 1960 ist sie als stationäres Museumsschiff, Jugendherberge und Veranstaltungsort in Travemünde im Segelschiffhafen an der Travemündung aufgelegt. Seit 1978 steht die Passat unter Denkmalschutz und gilt heute als das Wahrzeichen von Travemünde.
Schiff003.jpg.jpg

Beim Stapellauf am 20. September 1911 wurde das Schiff nach dem Passatwind benannt. Taufpatin war Gertrud Grau, der Taufspruch der Passat lautete:
Der Sturm bedroht in der Nordsee den Segler.
Dichter Nebel im verkehrsreichen Kanal bereitet Gefahr.
Des Ozeans ganze Wucht trifft ihn in der Biscaya.
Erst wenn der Wendekreis überschritten,
zieht mit den vom Passat geschwellten Segeln das Schiff in schnellem Lauf seinem Ziele zu.
Mögen günstige Winde Dich,
Du stolzes Schiff, stets schnell und sicher in den schützenden Hafen geleiten.
Diesem Wunsche soll Dein Name Ausdruck geben.
Ich taufe Dich Passat.

800px-060715_Passat.jpg
(Quelle: Wikipedia)
Meine Leidenschaft: moderne Postgeschichte bis 1965 und Dauerserien :D

Beitrag Mi 5. Jun 2013, 18:15

Beiträge: 320
Wohnort: Itzehoe
1907 lief unter dem Namen San Antonio ein Dreimastschoner für den Reeder Andreas Hammerstein vom Stapel. Bereits 1908 sank die San Antonio nach einer Kollision mit dem leichten Kreuzer Luebeck der Kaiserlichen Marine. In einer Seegerichtsverhandlung wurde festgestellt, dass die Luebeck die Schuld an der Kollision trug, weshalb die Kaiserliche Marine einen Neubau der San Antonio bezahlen musste.
Am 19. August 1909 lief in Alblasserdam (Niederlande) unter dem Namen San Antonio der Neubau vom Stapel. Die San Antonio war als weltweit erster Frachtsegelschoner mit einem Dieselmotor ausgerüstet. Das Schiff besaß klappbare Masten. In den Jahren 1910–1913 wurden mehrere Fahrten unter anderem nach Südamerika und ins Mittelmeer unternommen. Am 25. Januar 1914 strandete die San Antonio vor Rabat, kam aber mit Hilfe des Diesels wieder frei. Im Winter 1929 kenterte die San Antonio in der Nähe von Kopenhagen. Sie konnte geborgen und wieder flottgemacht werden.
Zuletzt lief das Schiff unter dem Namen Ariadne. Es wurde 1982 vom Schulschiffverein „Großherzogin Elisabeth“ e. V. gekauft und auf seinen jetzigen Namen – nach dem Vollschiff des Deutschen Schulschiffvereins, das 1901 gebaut wurde – umgetauft.
Schiff004.jpg

Der Schulschiffverein „Großherzogin Elisabeth“ e. V. ist seit 1982 Eigentümer und Betreiberin des Segelschulschiffes. Zweck des Vereins ist die Förderung der Ausbildung des seemännischen Nachwuchses. Der Verein hat rund 700 Mitglieder, davon sind etwa 100 aktiv. Das Schiff wird abhängig von der Jahreszeit auf verschiedene Arten genutzt. Im Frühjahr und Herbst dient es dem Fachbereich Seefahrt der Jade Hochschule in Elsfleth zu Ausbildungsfahrten mit den Nautikstudenten. Von Ostern bis Oktober werden an den Wochenenden sowie in den Sommerferien Reisen für Jedermann durchgeführt. Der Verein finanziert die Trägerschaft und Ausbildungsfahrten aus Mitgliederbeiträgen, Einnahmen aus den Gästefahrten sowie Spenden.
800px-Grossherzogin_Elisabeth_Kiel2007.jpg

Segelschulschiff (dreimastiger Gaffelschoner) Großherzogin Elisabeth auf der Kieler Woche 2007 (Quelle: Wikipedia)
Meine Leidenschaft: moderne Postgeschichte bis 1965 und Dauerserien :D

Beitrag Mi 5. Jun 2013, 18:19

Beiträge: 320
Wohnort: Itzehoe
Die Schulschiff Deutschland wurde 1927 vom Deutschen Schulschiff-Verein als viertes Schulschiff in Auftrag gegeben. Am 14. Juni 1927 lief sie bei der Tecklenborg-Werft in Geestemünde (heute Bremerhaven) vom Stapel.
Von 1927 bis 1939 unternahm sie Ausbildungsfahrten nach Übersee und in Nord- und Ostsee. Während des Zweiten Weltkriegs waren diese Reisen eingeschränkt und fanden nur noch in der Ostsee statt. Sie lag 1940 am Westufer der Swine in der Pommerschen Bucht. Durch einen kurzen Einsatz als Lazarett-Schiff konnte nach Kriegsende verhindert werden, dass sie als Reparationsleistung abgegeben werden musste. Zwischen 1949 und 1952 diente sie drei Jahre lang als Jugendherberge, bevor sie anschließend in Bremen wieder als stationäres Schulschiff für Seemannsschüler genutzt wurde. Im Jahr 1995 wurde sie als schwimmendes Denkmal anerkannt und 1995/1996 in Bremen-Vegesack renoviert. Bis zum Frühjahr 2002 wohnten Schiffsmechaniker an Bord, die am Schulzentrum an der Kerschensteiner Straße im Bremen Vegesack ausgebildet wurden. Mit der Einstellung dieser Ausbildung in Bremen wurde das Kapitel der Seemannsschule Bremen geschlossen.
Schiff005.jpg

Heute liegt die Schulschiff Deutschland in Bremen-Vegesack und kann dort als maritimes Denkmal besichtigt oder als Übernachtungsmöglichkeit genutzt werden. Zudem kann sie für Veranstaltungen wie Feiern, Seminare und Ausstellungen gebucht werden. Einmal monatlich finden auf ihr standesamtliche Trauungen statt und ganzjährig kann auf ihr in 30 Doppelkabinen und in der Kapitänssuite übernachtet werden.
Schulschiff_Deutschland.jpg
800px-Schulschiff_Deutschland_-_Galionsfigur.JPG
(Quelle: Wikipedia)
Meine Leidenschaft: moderne Postgeschichte bis 1965 und Dauerserien :D

Beitrag Mi 21. Aug 2013, 22:43

Beiträge: 17425
Ganzsache mit Eindruck des Postwertzeichens Passat, aufgelegt zum Jubiläumsfest vom 12. bis 15. Mai 2011, mit Zusatzfrankatur eines 3 Cent Ergänzungswertes am 20.08.2013 portogerecht gebraucht ab BZ 60:

IMG_0001.jpg
Liebe Grüße
Rüdiger

Beitrag Mi 20. Nov 2013, 19:24

Beiträge: 118
Wohnort: Worms
Gerade habe ich einen Paquebot-Beleg gefunden, mit dem sich gleich zwei (damals sowjetische) Windjammer belegen lassen:

Sedov-Towarischtsch.jpg


Der Brief wurde 1983 von der Sedov in Bremerhaven der Post übergeben. Die Sedov wurde 1921 in Kiel unter dem Namen "Magdalene Vinnen II" gebaut und fuhr seit 1936 unter dem Namen "Kommodore Johnsen" für den Norddeutschen Lloyd (viewtopic.php?f=70&t=609).
Nach dem Zweiten Weltkrieg fiel das Schiff an die Sowjetunion und fährt heute unter russischer Flagge. Vor einigen Jahren wurde der bisher weiße Rumpf schwarz gestrichen, da das Schiff bei der Verfilmung des Untergangs der Pamir die "Hauptrolle" spielte.

Die sowjetische Briefmarke zeigt einen anderen Windjammer. Laut Markentext handelt es sich um die Towarischtsch, die mittlerweile wieder als Gorch Fock (I) in Stralsund liegt. Tatsächlich war und ist die Towarischtsch bzw. Gorch Fock (I) ein Dreimaster, während auf der Briefmarke eindeutig ein vierter Mast zu erkennen ist. Außerdem ist der schwarz-weiße Rumpf typisch für die Krusenstern (viewtopic.php?f=124&t=613).
So wie ich es sehe, ist der sowjetischen Post damals ein Fehler unterlaufen.

Beitrag Mo 30. Dez 2013, 14:55

Beiträge: 17425
Bordstempel der "VIERMASTBARK PASSAT LÜBECK-TRAVEMÜNDE" auf einem Beleg, der das "CUTTY SARK TALL SHIP RACE" 1983 mit einem Sonderstempel aus Lübeck-Travemünde dokumentiert, der als Motiv ebenfalls die Passat zeigt:

IMG_0001 - Kopie.jpg
Zum Verständnis der Abbildung auf dem Umschlag hier diese Abbildung mit der Bezeichnung der einzelnen Segel einer solchen Viermastbark wie der PASSAT:

Segel_einer_Viermastbark.png
Liebe Grüße
Rüdiger


Zurück zu Windjammer

cron