Die MS VISTAMAR wurde am 12.05.1988 mit der Baunummer 175 in der Werft Union Naval de Levante im spanischen Valencia auf Kiel gelegt.
Der Stapellauf fand am 01.12.1988 statt. Schon während der Werftzeit wurde das Bauprojekt von dem legendären deutschen Kapitän Raimund Krüger, der vorher u.a. bereits als Kapitän auf den Kreuzfahrtschiffen WORLD DISCOVERER und der ersten ASTOR (Baujahr 1981) ein großes Renommee in der Kreuzfahrtbranche erlangt hatte, begleitet. Er verlieh der VISTAMAR durch seine langjährige Berufserfahrung auf Expeditionsreisen mit den beiden vorgenannten Schiffen wichtige Impulse für Fahrten in abgelegene Regionen des Globus. Und so blieb er dann schließlich auch noch viele Jahre lang der Kapitän der VISTAMAR und lies es sich selbst nach seiner Pensionierung nicht nehmen, den dann spanischen Kapitänen und Offizieren auf der Brücke immer noch beratend zur Seite zu stehen.
Die VISTAMAR war architektonisch klar strukturiert. Das Zentrum des Schiffes war das sich über fünf Stockwerke erstreckende Atrium mit seinem gläsernen Aufzug und der ebenfalls gläsernen Dachkuppel in der Mitte des Schiffes. Damit war das Schiff seiner Zeit weit voraus. Richtung Bug, dem ruhigeren Teil des Schiffes, befanden sich sämtliche Kabinen. Richtung Heck, dem durch Maschinenraum, Lüftungs- sowie Versorgungsschächten und diversen Gesellschaftsräumen etwas lauteren Teil des Schiffes, lagen alle sonstigen öffentlichen Räumlichkeiten.
Generell wurde das Schiff praktisch durchdacht konzipiert. So bestand der hintere Teil Schiffes mit den sich dort befindlichen Gesellschaftsräumen aus lediglich vier Decks/Etagen, während der vordere Teil des Schiffes mit den Kabinenbereichen auf sechs Decks/Etagen geplant wurde. Dies ermöglichte in allen Gesellschaftsräumen eine deutlich höhere Deckenhöhe als in den Kabinen, was das Raumgefühl in den öffentlichen Räumlichkeiten deutlich großzügiger und angenehmer wirken lies. Heutzutage gehört diese Bauweise bei modernen Flusskreuzfahrtschiffen zum Standard.
An Bord herrschte zu plantours & Partner Zeiten neben einer persönlichen und familiären Atmosphäre ein mediterranes Urlaubsflair. Dies wurde durch die spanischen Namen der Decks und vieler Räumlichkeiten sowie die in fast allen öffentlichen Räumen vorzufindenden Rattan-Möbel und nicht zuletzt auch die vielen grünen Pflanzen hervorgehoben.
Die VISTAMAR wurde ursprünglich für den damaligen deutschen Reiseveranstalter Jahn Reisen geplant; allerdings nicht von ihm übernommen. Und so gelangte sie schließlich im Jahr 1990 zu dem erst ein Jahr vorher gegründeten Bremer Reiseveranstalter plantours & Partner, der mit ihr fortan weltweite Kreuzfahrten anbot. Wie bereits oben erwähnt, war das Schiff seinerzeit das einzige Kreuzfahrtschiff in der Drei-Sterne-Plus-Kategorie, das auch Kreuzfahrten mit Expeditions-Charakter in die Antarktis, die Arktis und auf dem Amazonas anbot. Aufgrund ihres geringen Tiefganges befuhr sie den Amazonas sogar bis ins peruanische Iquitos. Für solche Reisen hatte die VISTAMAR Expeditionsschlauchboote (sogenannte Zodiacs) für Anlandungen in abgeschiedenen Gegenden an Bord. Plantours & Partner bot neben einem persönlichen und familiären Klima an Bord auch einen durchaus zuvorkommenden Service, der sich durch einige kleine Details von den Mitbewerbern abhob. So wurden die Gäste u.a. nach der Rückkehr von einem interessanten und manchmal sicherlich auch anstrengenden Landausflug beim Betreten des Schiffes mit einem Erfrischungsgetränk und einem kleinen Snack von der freundlichen Crew herzlich willkommen zurück geheißen.
Dieser Beleg mit einer Einzelfrankatur der Bund MiNr. 1849 mit Tagesstempel "BRUNSBÜTTEL 1" dokumentiert eine Fahrt der MS VISTAMAR durch den NORD-OSTSEE-KANAL am 13.07.1996:
Die letzte Reise für plantours & Partner fand im Februar 2012 statt. Im Sommer des Jahres 2012 übernahm der libanesische Veranstalter Abou Merhi Cruises das Schiff und benannte es in ORIENT QUEEN II um. Seither fährt es unter panamaischer Flagge. Heimathafen ist Panama Stadt. Im Jahr 2016 wurde der Name in MED QUEEN geändert. Im Jahr 2018 wurde der Name nochmals geändert. Seitdem heißt das Schiff ORIENT QUEEN - ohne den Zusatz "II".
Am 04.08.2020 ereignete sich in einer Lagerhalle im Hafen von Beirut/Libanon eine verheerende Explosion. Zu diesem Zeitpunkt lag die ORIENT QUEEN an einem Kai in unmittelbarer Nähe dieser Halle. Das Schiff wurde durch die Druckwelle der Explosion schwer beschädigt und erlitt Schlagseite. Am 05.08.2020 kenterte das Schiff schließlich um 90 Grad über die Steuerbordseite und lag halb unter Wasser. Weitere Informationen liegen derzeit noch nicht vor.
Quelle:
https://www.schiffsportraits.de/schiffs ... t/vistamar" target="_blank